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Wachsender Altakku-Berg durch Elektroauto-Boom erwartet

Zellmontage im Batteriewerk von Accumotive-Daimler in Kamenz. Was aber tun mit den Akkus, wenn sie aus dem Elektroauto wegen Reichweiteverlusten wieder ausgemustert werden? Ist ein Einsatz als stationärer Energiespeicher sinnvoller oder ein direktes Recycling? Foto: Heiko Weckbrodt

Zellmontage im Batteriewerk von Accumotive-Daimler in Kamenz. Was aber tun mit den Akkus, wenn sie aus dem Elektroauto wegen Reichweiteverlusten wieder ausgemustert werden? Ist ein Einsatz als stationärer Energiespeicher sinnvoller oder ein direktes Recycling? Foto: Heiko Weckbrodt

IDTechEx: Recycling-Markt wird bis 2040 weltweit auf 31 Milliarden Dollar zulegen

Cambridge, 14. Juni 2020. Weil viele Autohersteller weltweit nun tatsächlich eine Massenproduktion von Elektroautos hochfahren, wird in den nächsten Jahren auch ein Riesenberg aus ausgemusterten Lithium-Akkus wachsen – und eine milliardenschwere Recycling-Industrie entstehen lassen. Das prognostiziert der Technologie-Analyst Dr. Alex Holland vom britischen Marktforschungs-Unternehmen „IDTechEx“ aus Cambridge.

Millionen Tonnen alter Auto-Akkumulatoren

Demnach werden ab 2020 jedes Jahr weltweit rund 102.000 Tonnen Lithium-Ionen-Akkus mit einer Gesamtkapazität von 14 Gigawattstunden von Elektroautos ausgemustert. 2040 werden es bereits 7,8 Millionen Tonnen sein.

Daimler bietet die Batterien aus Kamenz inzwischen auch als stationäre Mercedes-Energiespeicher an. Foto: Heiko Weckbrodt Deutsche Accumotive / Damiler Kamenz

Daimler bietet die Batterien aus Kamenz inzwischen auch als stationäre Mercedes-Energiespeicher an. Foto: Heiko Weckbrodt

Disput in Branche: Gleich wiederverwerten oder 2. Leben als stationärer Energiespeicher?

Umstritten sei aber immer noch, was mit diesen Akkumulatoren dann geschehen ist, betonte Alex Holland. Große Autokonzerne wie Nissan, Renault, BMW, Volkswagen und BYD testen da noch verschiedene Szenarien. Tesla zum Beispiel setzt grundsätzlich auf eine rasche Wiederverwertung der eigenen Batterien. Andere wollen die E-Auto-Batterien als Energiespeicher für Stromnetze, Industriebetriebe oder Privathaushalte mit Solardächern weiternutzen: „Anders als Batterien, die in der Unterhaltungselektronik wie unseren Laptops und Mobiltelefonen verwendet werden, könnten die aus Elektroautos ausgeschiedenen Batterien immer noch 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität behalten“, erklärt Alex Holland die Idee dahinter. Für E-Autos seien sie dann uninteressant, wie die Reichweite mit den Altbatterien zu sehr absinkt. Für große Stromspeicher spielt dieses Argument dagegen eine untergeordnete Rolle – hier ist eher der Preis wichtig und da sind Gebraucht-Akkus eine interessante Option.

Die Tonnage-Prognose von IDTechEx für alte Auto-Akkus zeigt steil aufwärts. Links ist die Verteilung nach Regionen, rechts nach Sektoren zu sehen. Grafik: IDTechEx

Die Tonnage-Prognose von IDTechEx für alte Auto-Akkus zeigt steil aufwärts. Links ist die Verteilung nach Regionen, rechts nach Sektoren zu sehen. Grafik: IDTechEx

Chinas Recyclingindustrie führt

Eine Vorreiterrolle nimmt hier China ein: Dort sind schon seit vielen Jahren Elektrofahrräder, Elektrobusse und Elektroautos unterwegs. Dadurch ist da auch die weltweit größte Recycling-Industrie für Batterien entstanden. Und das Reich der Mitte wird in diesem Sektor noch an Gewicht gewinnen: „2040 werden über 50 Prozent oder 4,3 Millionen Tonnen der weltweit verbrauchten Li-Ionen-Batterien in China recycelt“, schätzt der IDTechEx-Analyst. Für den selben Zeitpunkt prognostiziert er ein jährliches Umsatzvolumen von rund 31 Milliarden Dollar mit dem Recycling von Lithium-Batterien.

Autor: Oiger

Quelle: IDTechEx

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt