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Cloud & Heat Dresden simuliert gehärtete Rechnerwolke „Gaia-X“

Speziell gesichertes Cloud-Rechenzentrum der T-Systems. Foto: Telekom

Speziell gesichertes Cloud-Rechenzentrum der T-Systems. Foto: Telekom

Sachsen wollen deutschen und französischen Ministern zeigen, wie die neue Europa-Cloud funktionieren kann

Dresden, 29. Mai 2020. Um die deutsch-französische Rechnerwolke „Gaia-X“, mit der sich Europa unabhängiger von US-amerikanischen Internetriesen wie Amazon oder Microsoft machen will, war es nach der lauten Ankündigung zuletzt etwas still geworden. Nun aber hat das Dresdner Mobilrechenzentrum-UnternehmenCloud & Heat“ zusammen mit Projektpartnern einen ersten Demonstrator entworfen. Die Simulation soll zeigen, wie die Europa-Cloud künftig praktisch funktionieren könnte. Am 4. Juni 2020 wollen die Sachsen die „Gaia-X“-Demo auf einer internationalen Videokonferenz dem deutschen Wirtschaftsminister Peter Altmaier und der Forschungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) sowie dem französischen Wirtschaftsminister Bruno Le Maire (LEM) vorführen.

Gaia-X: Europa will weniger abhängig von US-Internetriesen machen

Das Konzept des GAIA-X-Konsortiums sieht vor, dass europäische Unternehmen, Institute und andere Anwender eine eigene Cloud-Lösung bekommen, mit der ihre geheimen Daten gegen ausländische Industriespione und staatliche Schnüffler besser gefeit sind als bei den heutigen US-Marktführern. Dabei sollen die Anwender zwischen verschiedenen Cloud-Providern wählen und ihre Daten und Anwendungen frei zwischen den unterschiedlichen Anbietern verwenden sowie verschiedene Dienste kombinieren können. Mit Gaia-X wollen die Europäer – auch in Konsequenz aus dem NSA-Schnüffelskandal – mehr digitale Souveränität zurückgewinnen und ihre Abhängigkeit von US-Anbietern mindern. „Gaia“ steht dabei für die alte griechische Erdgöttin.

Die Grafik zeigt die Arbeitsschritte vom Kundenwunsch bis zum gelieferten Datenstrom in der Gaia-X-Cloudsimulation. Grafik: Cloud & Heat

Die Grafik zeigt die Arbeitsschritte vom Kundenwunsch bis zum gelieferten Datenstrom in der Gaia-X-Cloudsimulation. Grafik: Cloud & Heat

Simulation zeigt Beispielszenario, wie die Erdgöttin die Daten verschlüsselt verteilt

In der Simulation wird beispielhaft das im Beispiel das Dresdner Datenanalyse-Unternehmen „AI4BD“ seine Wünsche an die Cloud formulieren und dabei seine Anforderungen an Datensicherheit, Datenschutz oder auch ökologischer Nachhaltigkeit definieren. Eine  intelligente Orchestrierungssoftware „Krake“ von „Cloud & Heat“ soll die Anfrage dann verteilen und starten. Ganz ohne die Amerikaner geht es aber bisher noch nicht: Im nächsten Schritt stellt nämlich die Amazon-Cloudtochter AWS die angeforderten Daten oder Datendienste verschlüsselt an eine sicherheitsgehärtete lokale Cloud bereit. Die kann von ganz unterschiedlichen lokalen Dienstleistern betrieben werden, aber eben nach dem Gaia-X-Standard. Algorithmen von der „Secunet Security Networks AG“ und der „NTT Data Deutschland“ entschlüsseln dann vor Ort die Daten.

Sachsen wollen Demonstrator noch ausbauen

„Mit der Vorstellung des Demonstrators erreicht das Projekt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem europäischen digitalen Ökosystem, zumal Teile davon sogar bereits programmiert wurden“, betonte „Cloud & Heat“-Manager Marius Feldmann. „Auf dieser Grundlage können wir nicht nur das GAIA-X-Prinzip der Welt anschaulich erklären, sondern einfacher Hürden identifizieren. Das nächste Ziel ist die Erweiterung des Demonstrators um zusätzliche Anwendungsfälle und die Ergänzung zusätzlicher Funktionen, vor allem im Bereich des Identitätsmanagements.“

Autor: hw

Quellen: Cloud & Heat, BMWi, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt