Moskau/Ingolfstadt, 6.9.2011. Was wäre, wenn der eben gekaufte Fernseher plötzlich statt eines Boxkampfes die Aufforderung auf den Bildschirm zaubert, 500 Dollar auf ein Konto in China zu überweisen, andernfalls werde die Glotze dauerhaft gesperrt? Ein Szenario aus einem SciFi-Film? Keineswegs.
Während die Heimelektronik-Branche derzeit neue Produkte wie vernetzte Fernseher, eBuch-Lesegeräte und Tablett-Rechner als neue Wachstumsbringer auf der IFA in Berlin feiert, warnen Sicherheitheitsexperten vor den Gefahren in der schönen neuen Welt des „Internets der Dinge“: Im selben Maße, wie sich immer mehr klassische Geräte wie eben die Glotze vernetzen, werden sie auch angreifbar für Cyberkriminelle. Erpressungsversuche und Bankdaten-Spionage, wie man sie früher nur von Computern kannte. „Die Angriffsmöglichkeiten für Kriminelle werden im Heimanwenderbereich breiter“, betonte Virenanalyst Christian Funk von der russischen Sicherheits-Softwarefirma „Kaspersky Lab„. „Dabei können Betrüger die im PC-Bereich erfolgreichen Betrugsmethoden und -Technologien auf neue Geräteklassen ummünzen.“
Als Einfallstor für Erpresser-Viren (Ransomware) und Kreditkarten-Fischerei (Phishing) zeichne sich immer mehr Googles linux-basiertes Betriebssystem „Android“ ab, das derzeit schon auf vielen Smartphones (Computertelefonen) eingesetzt wird und demnächst die Basissoftware für viele Tablettrechner (Tablets) und internetfähige Fernseher (Connected TVs) werden soll, so Funk. „Im August 2010 tauchte der erste Schädling für Android auf“, berichtete der Virenanalyst. „Der Anstieg ist beispiellos in der Geschichte mobiler Malware. Android-Schadprogramme machen mittlerweile fast ein Fünftel am Gesamtvolumen mobiler Schädlinge aus.“
Angreifbar seien auch eBuch-Lesegeräte wie Amazons Kindle und der eBook-Reader „Nook“. Hier können sich Kriminelle den Umstand zunutze machen, dass ein Großteil der Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt binnen kurzem als illegale eBücher in Internettauschbörsen auftauchen – dort können dann auch eBooks mit Schadcodes unter die Leute gebracht werden. Bisher sind solche Einfalltore aber nur unter Laborbedingungen nachgewiesen worden. Heiko Weckbrodt
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