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Bezahlen mit dem Handy: NFC-Pilotprojekt „Viertel-Dollar“ startet im Juli in der Dresdner Neustadt

Secupy-Chef Hans-Peter Weber kauft den großen Kleinen Maulwurf in der Dresdner Neustadt mit seinem NFC-Handy. Abb.: hw

Secupay-Chef Hans-Peter Weber kauft den großen Kleinen Maulwurf in der Dresdner Neustadt mit seinem NFC-Handy. Abb.: hw

Dresden/Pulsnitz, 22.6.2012: Da freut sich nicht nur der Computer-Nerd: Im Szeneviertel „Äußere Neustadt“ können die Dresdner ab dem 2. Juli 2012 in ausgewählten Kneipen und Läden mit dem Handy kleinere Einkäufe bis 100 Euro bezahlen – und dabei gleichzeitig die Kreativszene im Viertel unterstützen.

1,5 Prozent des Umsatzes als Spende für Szeneprojekte

Abb.: dieneustadt.de

Abb.: dieneustadt.de

Möglich macht dies ein Pilotprojekt (Der Oiger berichtete vorab) der Pulsnitzer Firma „Secupay“, die derzeit rund 30 Händler mit entsprechenden Terminals ausgestattet hat – weitere sollen folgen. Dort bekommen Interessierte auch die anonymisierte Kundenkarte sowie den Funkchip-Aufkleber für ihr Handy. Jeweils 1,5 Prozent jeder Transaktion kommen Neustadt-Projekten als Spende zu Gute, wie Secupay-Chef Hans Peter Weber versicherte.

Die Technik dahinter soll Einkaufen bequemer zu machen: Statt Bargeld oder EC-Karte zu zücken, müssen die Käufer ihr entsprechend vorpräpariertes iPhone oder Android-Handy im Laden oder am Kneipentresen nur kurz an ein kleines Terminal halten, die Zahlung mit dem aufgespielten Mini-Programm (App) bestätigen, dann wird die Transaktion berührungslos und automatisch abgewickelt.

Kurze Reichweite soll Missbrauch vorbeugen

Damit keine Bösewichte im Gewühl mit einem Empfänger das Guthaben leersaugen können, reicht die Funkverbindung nur bis zu vier Zentimeter weit, wie Sven Döring, Forschungschef beim Entwickler „Plasticard ZFT Dresden“ betonte. „Damit ist auch ein unabsichtliches Auslösen unterbunden“, sagte er. Wer freilich die Karte verliert, hat Pech gehabt: Der unehrliche Finder kann dann den aufgeladenen Betrag verpulvern.

Karten und NFC-Aufkleber gibt’s beim Händler

Um mitzumachen, müssen die Nutzer bei einem teilnehmenden Händler (zu erkennen am „Viertel-Dollar“-Logo) eine Karte (bis zu 95 Cent) und einen NFC-Aufkleber holen und auf ihr iPhone oder Android-Handy pappen. Dabei steht „NFC“ für „Near Field Communication“ – einen international anrollenden Standard für gesicherte Funkverbindungen auf kurze Distanz. Wer auf NFC verzichten will, kann statt dessen auch einen „QR“-Modus nutzen, bei dem das Computertelefon mit seiner Kamera einen Pixelcode im Laden einscannt.

Die App dazu gibt’s im Apple- und Google-Laden im Internet

dieNeustadt-App. Abb.: secupay

dieNeustadt-App. Abb.: secupay

Außerdem muss man sich die App „dieNeustadt“ in Apples iTunes-Laden (iPhone) oder bei „Google Play“ (Android-Handys) im Internet gratis laden. Zur erstmaligen Nutzung werden dann Karte und Handy beim Händler zusammen registriert, dann kann man sich einen Betrag bis zu 100 Euro aufladen, um spätere Einkäufe zu bezahlen.

Experte: Zukunft gehört NFC-Handys

„In Zukunft werden Handys schon mit eingebauten NFC-Karten ausgeliefert werden“, ist der freie Bezahldienste-Experte André Bajorat überzeugt. In den USA, Japan und England sind entsprechende Systeme bereits installiert. In Deutschland experimentieren mehrere Unternehmen derzeit mit „Brückentechnologien“, solange Handys mit integriertem NFC-Chip (wie er beispielsweise auch bei Infineon Dresden gefertigt wird) noch kaum am Markt erhältlich sind.

Dazu gehört zum Beispiel das Giro-Go-Pilotprojekt in Niedersachsen, das dafür Geld-Karten mit NFC-Chips ausgibt. Laut Bajorat plant zudem der Taxisuchdienst „myTaxi“, demnächst auch die Bezahlung des Chauffeurs in seine App zu integrieren.

Handy-Bezahlen ist aber auch in Dresden prinzipiell bereits seit einiger Zeit möglich, wenn man etwa an das Handy-Ticket der Dresdner Verkehrsbetriebe denkt – hier kommen allerdings technologisch weniger anspruchsvolle Lösungen zum Einsatz, zum Beispiel eben kein NFC.

Erster Eindruck: Noch etwas hakelig, aber nicht übel

Der Oiger hat sich das „Vierteldollar“-Projekt noch vor dem offiziellen Pilotstart in der Dresdner Neustadt bereits in Aktion angesehen und ausprobiert. Erster Eindruck: Noch hakelt’s da und dort ein wenig, auch die Händler müssen sich offensichtlich erst mal an die Funktionsweise der neuen Technik gewöhnen. Im Grundsatz funktionierten die Einkäufe per Handy aber recht gut und bequem. Da kann man nur hoffen, dass sich auch die Kommune das „Viertel-Dollar“ zum Vorbild nimmt und zum Beispiel die lange zerdiskutierten Handy-Parkscheine endlich einführt. Heiko Weckbrodt

QR-Code zur Viertel-Dollar-App fürs iPhone

QR-Code zur Viertel-Dollar-App fürs iPhone

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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