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Dampf, Koks und ein Baron

So zeigte sich der Plauensche Grund Im vorigen Jahrhundert als ein Gemenge verbliebener landschaftlicher Reize und aufkommender, Alles verdüstender Industrialisierung. Repro: Peter Weckbrodt

So zeigte sich der Plauensche Grund im 19. Jahrhundert als ein Gemenge verbliebener landschaftlicher Reize und aufkommender, alles verdüstender Industrialisierung. Repro: Peter Weckbrodt

Schloss Burgk widmet dem Erfolgs-Unternehmer und Freiherrn Dathe von Burgk eine Sonderschau

Freital, 16. Mai 2016. Nicht nur die Freitaler, auch die Dresdner gehen mit dem Namen Burgk recht vertraut um. Sie kennen ihn in Verbindung mit dem reizvoll gelegenen Schloss Burgk. Neuerdings weckt zudem der rührige Windbergbahnverein den Bahnhof Freital-Burgk aus seinem Dornröschenschlaf und die Burgker Straße passieren täglich Hunderte Autos. Wer aber Burgk ist oder genauer gesagt war, das ist selbst für Einheimische doch ein ziemliches Geheimnis, welches jetzt von den Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk in einer Sonderausstellung seit dem 8. Mai bis zum 31. Juli 2016 gelüftet wird.

Carl Friedrich August Freiherr von Burgk auf einer Lithografie nach einem Gemälde von Ferdinand Rayski. Repro: Peter Weckbrodt

Carl Friedrich August Freiherr von Burgk auf einer Lithografie nach einem Gemälde von Ferdinand Rayski. Repro: Peter Weckbrodt

Ganze Kette von der Kohlegrube bis zur Maschinenfabrik aufgebaut

„C F. A. Dathe von Burgk – Mit Dampf und Koks ins Industriezeitalter“ macht uns gründlich mit dem Schaffen des Gründers des „Freiherrlich von Burgkschen Steinkohlen- und Eisenhüttenwerk“ bekannt. Der trug genau genommen den Freiherrn als Titel. Aber in der Region nannte ihn das gemeine Volk meist nur den „Baron“. In die Geschichtsbücher ist er als einer der erfolgreichsten sächsischen Montan-Industrieller eingegangen. Er verwirklichte als einer der ersten Bergbauunternehmer Sachsens den westeuropäischen Gedanken eines in sich geschlossenen Montanunternehmens mit Kohlegrube, Kokerei, Kokshochofen, Eisenwalzwerk und Maschinenbaufabrik. Dabei ging er erhebliche unternehmerische Risiken ein.

Das Schloss Burgk mit seinem reizvollen Ambiente. Foto: Peter Weckbrodt

Das Schloss Burgk mit seinem reizvollen Ambiente. Foto: Peter Weckbrodt

Rittergut geerbt, Adelstitel gekauft

Der 1791 in Dresden Geborene und 1872 auch hier Verstorbene war der Sohn eines kursächsischen Kriegsrates und hieß bis 1829 schlicht C.F.A. Krebß. Er besuchte die Kreuzschule, studierte Jura in Leipzig, absolvierte auch eine 9-jährige militärische Laufbahn. Aus dem Schattendasein eines Durchschnittsbürgers erhob er sich, als er 1819 das Rittergut Burgk samt fünf dazu gehöriger Steinkohleschächte von seiner Tante Wilhelmine Sophie Dathe erbte. Schon von Jugend auf am Bergbau interessiert, hatte er nun endgültig seine Passion fürs Leben gefunden. Er modernisierte und reformierte Bergbau und Hüttenwesen im Plauenschen Grund, setzte mit der Einführung von Krankenkasse und Knappschaft auch soziale Leuchttürme. Geld war zweifellos nun reichlich vorhanden, der Kauf des Adelsdiploms in der Denkweise seiner Zeit wohl nur logische Konsequenz. Um 1830 förderten seine Bergleute jährlich bereits 800 000 Scheffel Kohle. Ein Scheffel waren etwa 50 kg, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden.

Große Goldmedaille 1832 für Verdienste in kunst und Gewerbe bei der Sächsischen Gewerbeausstellung für den Freiherrn Dathe von Burgk wegen ausgezeichneter leistungen in gegossenem und gewalzten Eisen. Das Avers zeigt König Anton von Sachsen. Foto: Peter Weckbrodt

Große Goldmedaille 1832 für Verdienste in Kunst und Gewerbe bei der Sächsischen Gewerbeausstellung für den Freiherrn Dathe von Burgk wegen ausgezeichneter Leistungen in gegossenem und gewalzten Eisen. Das Avers zeigt König Anton von Sachsen. Foto: Peter Weckbrodt

Moderne Industriestruktur entstand im 19. Jahrhundert rund um Freital

Seine Anstrengungen vereinigten sich mit denen bekannter Freitaler und Dresdner Unternehmer zur Schaffung einer hochmodernen, leistungsfähigen Bergbau- Industrie- und Verkehrsstruktur im Plauenschen Grund und im Döhlener Becken. Nach modernster westeuropäischer Technologie gelang 1822 erstmals in Sachsen die Fabrikation von konzentrierter Schwefelsäure. Salpetersäure, Salzsäure und andere chemische Bedarfsstoffe folgten bald. Unternehmer wie der Eisenbahnpionier Harkort, der Mineralwasserhersteller Struve, der Stadtrat und Kaufmann Meisel brachten den Bergbau, die Eisenhüttenindustrie und die Chemie zusammen.

Erinnerung an tödliches Schlagwetter

Diese Entwicklungen werden in der Ausstellung ausführlich mit Zeitdokumenten belegt. Aber nicht nur der Glanz unternehmerischer Tätigkeit wird ausführlich bejubelt. Es fehlen nicht die Belege für bittere Ereignisse und Tage in der Geschichte der Nation. So war Burgk im Juni 1869 anlässlich seines 50-jährigen Starts als Bergbau-Unternehmer überschwänglich gefeiert wurde, da brach im August gleichen Jahres mit einer furchtbaren Schlagwetterexplosion in den Burgkschen Schächten die Hölle mit vielen Toten aus. Auch die Auseinandersetzungen um mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen sowie die Barrikadenkämpfe in Dresden im Jahre 1849 verschweigt die Ausstellung nicht.

Autor: Peter Weckbrodt

Besucher-Informationen:

Was?

Sonderausstellung „Mit Dampf und Koks ins Industriezeitalter“

Wann?

Vom 8. Mai bis 31. Juli 2016

Wo?

Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk, Altburgk 61, 01705 Freital;

Öffnungszeiten:

Di bis Fr 13-16 Uhr, Sa u. So. 10-17 Uhr.

Mehr Infos im Netz:

www.freital.de

Anfahrt:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Geschichte, News, zAufi

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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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