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Ifo Dresden: Durch Mindestlohn verlieren 31.000 Sachsen ihre Jobs

Die von ifo-Dresden prognostizierten Job-Verluste durch den Mindestlohn in den sächsischen Kreisen (jeweils Mininmal- und Maximal-Angabe). Abb.: ifo Dresden

Die von ifo-Dresden prognostizierten Job-Verluste durch den Mindestlohn in den sächsischen Kreisen (jeweils Mininmal- und Maximal-Angabe). Abb.: ifo Dresden

Wirtschaftsministerium sieht sich durch Studie bestätigt

Dresden, 18. August 2014: Durch den Mindestlohn von 8,50 Euro, der ab Januar 2015 schrittweise in Kraft tritt, werden in Sachsen rund 31.000 Arbeitsplätze verloren gehen, im ungünstigsten Fall sogar fast 60.000. Das hat das Wirtschaftsforschungs-Institut „ifo Dresden“ prognostiziert. Die Studie unter Leitung von Prof. Andreas Knabe wurde vom sächsischen Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben, das sich mit seiner bisherigen Kritik am Mindestlohn bestätigt sieht.

Morlok: Mindestlohn trifft vor allem grenznahe Regionen

„Das Gutachten bestätigt die mehrfach geäußerte Befürchtung, dass der Mindestlohn vor allem den Osten trifft – und hier besonders die grenznahen Regionen“, meint Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP). „Er gefährdet die wirtschaftliche Grundlage für viele Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs im ländlichen Raum. Eine besondere Betroffenheit wird es bei Bäckern, Fleischern, dem familiengeführten Einzelhandel, Gaststätten und im Beherbungsgewerbe geben.“

Ifo-Annahmen umstritten

Die Annahmen der ifo-Forscher, auf denen deren Prognosen beruhen, sind indes nicht unumstritten. Insbesondere die SPD und die Gewerkschaften hatten in der Vergangenheit mehrfach auf Beispiele wie de USA oder Großbritannien verwiesen, wo Mindestlöhne kaum zu Jobverlusten geführt hätten. Zudem ist zu bedenken, dass sich laut aller Erfahrung auch Forscher – bewusst oder unbewusst – oft durch den Auftraggeber einer Studie beeinflussen lassen, was in diesem Fall eben das Mindestlohn-kritische sächsische Wirtschaftsministerium war.

DGB-Hron: Ifo stützt sich auf Chef-Umfragen und vernachlässigt Folgekosten von Niedriglohn

Ralf Hron vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Foto: privat

Ralf Hron (DGB). Foto: privat

„Die Ergebnisse des Ifo-Gutachtens sind fragwürdig, denn sie beruhen einseitig auf Nachfragen bei Arbeitgebern“, kritisierte der sächsische Gewerkschaftler Ralf Hron. „Außerdem werden null Prozent der Folgekosten von Niedriglohn einbezogen, die dieser bereits heute kostet – zum Beispiel als Aufstockerleistungen über die Jobcenter“, betonte der Geschäftsführer der DGB-Region Südwestsachsen. Sein Fazit: Die Ifo-Studie sei „einseitig und zu kurz gesprungen. Die Frage steht auch: Will die FDP immer weiter Dumping in einem Wettbewerb, der über Qualität entschieden wird?“

Jeder 5. Sachse bekommt weniger als Mindestlohn

Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Die Ifo-Prognostiker verweisen auf Statistiken, laut denen in Deutschland derzeit etwa jeder Zehnte weniger als den vorgesehenen Mindestlohn bekommt, in Sachsen betreffe dies sogar mehr als jeden fünften Arbeitnehmer (21,2 Prozent – inklusive öffentlicher Dienst). Ohne öffentlichen Dienst gerechnet, wird der Mindestlohn laut Ifo-Studie vor allem die Landkreise Sächsische Schweiz / Osterzgebirge, Bautzen und den Erzgebirgskreis überdurchschnittlich betreffen, wo um die 30 Prozent aller Beschäftigten bisher weniger als den Mindestlohn erhalten.

Lohnerhöhung oder Kündigung?

Ein Teil dieser Arbeitnehmer wird künftig mehr Geld bekommen, in anderen Fällen werden die Arbeitgeber diese Jobs wohl streichen. Umstritten ist nun vor allem, welches dieser Szenarien welchen Anteil haben wird – wobei ifo eben in seinen Prognosen von Jobverlusten zwischen 30.000 und 60.000 Arbeitsplätzen ausgeht. Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Jeder Mindestlohn über 4,60 Euro gefährdet massiv Jobs, sagt Ifo Dresden

 

English Summary:

The new „minimum wage“ (8,50 Euro per hour) in 2015 will destroy more than 30.000 Jobs in Saxony (East Germany), say the economists of „ifo Dresden“. In some destricts every third worker will lose his job. But socialist parties and unions believe: That’s nonsense.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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