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Lausitzer Astro-Supercomputer startet als Pensionsgast in Dresden

Prof. Wolfgang Nagel vor einem Supercomputer im Lehmann-Zentrum der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Wolfgang Nagel vor einem Supercomputer im Lehmann-Zentrum der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

TU Dresden installiert für 5 Millionen Euro neuen Hochleistungsrechner, damit Görlitzer Großforschungszentrum bald loslegen kann

Dresden/Görlitz, 11. Mai 2023. Damit die Forscher vom geplanten „Deutschen Zentrum für Astrophysik“ (DZA) beizeiten ihre Zeitreise in die Kinderstube des Universums antreten können, richtet die Technische Universität Dresden (TUD) ihnen noch in diesem Jahr einen „kleinen“ Supercomputer für fünf Millionen Euro im Dresdner Lehmann-Zentrum ein. Das hat TUD-Professor Wolfgang Nagel vom „Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen“ (ZIH) auf Oiger-Anfrage erklärt. Damit wolle die Uni den Astrophysikern die Startphase für ihr neues Großforschungszentrum erleichtern.

Großforschungszentrum startet ganz klein als Struktureinheit der TU

Hintergrund: Bisher hat das DZA zwar schon die Zusage, künftig jährlich rund 170 Millionen Euro zu erhalten, um der Lausitz den Kohleausstieg zu versüßen. Im Moment ist das Zentrum aber kaum mehr als ein Konzept und eine Struktureinheit der TU Dresden. In der dreijährigen Aufbauphase ist die Dresdner Uni Projektträger für das entstehende Zentrum und unterstützt das dann wachsende Team mit ihrer fachlichen Expertise in der Datenanalyse, Künstlichen Intelligenz und beim Hochleistungsrechnen.

Prof. Christian Stegmann vom Forschungszentrum Dasy gehört zu den geistigen Vätern des "Deutschen Zentrums für Astrophysik" (DZA), das in der Lausitz entstehen soll. Hier sitzt er neben der künstlerischen Darstellung eines kosmischen Teilchenbeschleunigers, eines Blasars. Foto: G. Born für das Desy

Prof. Christian Stegmann vom Forschungszentrum Dasy gehört zu den geistigen Vätern des „Deutschen Zentrums für Astrophysik“ (DZA), das in der Lausitz entstehen soll. Hier sitzt er neben der künstlerischen Darstellung eines kosmischen Teilchenbeschleunigers, eines Blasars. Foto: G. Born für das Desy

Forscher wollen ihren Supercomputer später nach Görlitz verlagern

Ab 2026 soll das DZA dann schrittweise den eigenständigen Betrieb aufnehmen. Zwei Standorte haben sich die Initiatoren Prof. Günther Hasinger und Prof. Christian Stegmann bereits ausgeguckt: Den Hauptsitz und die meisten Forschungsbüros schlagen sie in Görlitz auf. Dorthin wird das DZA ab 2028/29 auch seine Supercomputer aus Dresden hinverlagern. Außerdem ist vorgesehen, nahe der Gemeinden Ralbitz-Rosenthal und Cunnewitz in der Lausitz ein Untergrundforschungslabor, ein „Low Seismic Lab“ zu versenken. Irgendwo dort könnte auch das Einstein-Gravitationswellen-Teleskop entstehen, falls die Sachsen dafür den Zuschlag bekommen sollten.

Enorme Datenfluten von Teleskopen rund um den Erdball erwartet

Bis zur „Einstein“-Entscheidung wollen die DZA-Forscher aber auf jeden Fall die Daten von anderen Gravitations- und Radioteleskopen in aller Welt auswerten und miteinander kombinieren. Sie hoffen, in die Datenfluten Muster aus der Kinderstube des Universums zu erkennen, als der Urknall weniger als eine Milliarde Jahre her war. Dazu gehören beispielsweise Aufzeichnungen der „MeerKAT“-Anlage in Südafrika oder das Schwerkraftwellen-Teleskops „Ligo“ in den USA sowie australischer Anlagen. Allein die werden rund 750 Petabyte Daten pro Jahr liefern – weit mehr, als selbst die 1000 Forscher, die das DZA im Endausbau beschäftigen soll, alle zusammen jemals manuell beziehungsweise mit ihren Augen sichten könnten. Daher wird das neue Großforschungszentrum eben viel Supercomputer-Kraft brauchen, aber auch völlig neuartige Auswerte-Elektronik, die erst noch entwickelt und gebaut werden muss – womöglich gleich um die Ecke im „Silicon Saxony“ in und um Dresden.

Im Supercomputer-Komplex der TU Dresden, dem Lehmann-Zentrum, sind neben den Uni-Rechnern auch Computer von Max Planck, Leibniz, DLR und anderen Forschungsinstitutionen installiert. Foto: Heiko Weckrodt

Im Supercomputer-Komplex der TU Dresden, dem Lehmann-Zentrum, sind neben den Uni-Rechnern auch Computer von Max Planck, Leibniz, DLR und anderen Forschungsinstitutionen installiert. Foto: Heiko Weckrodt

Auch Planck- und Leibniz-Computer haben’s sich im Lehmann-Zentrum gemütlich gemacht

Dass Nagel und sein Team „fremde“ Rechner im Supercomputer-Komplex der TU Dresden unterbringen und betreuen, war von Anfang an so geplant, um die Rechentechnik effizienter und umweltfreundlicher zu betreiben. Neben der universitären Technik sind im Lehmann-Zentrum im Süden der Stadt unter anderem auch Großrechner des DLR-Softwareinstituts, der Dresdner Max-Planck- sowie der Leibniz-Institute installiert. Auch für den DZA-Supercomputer ist noch genug Platz da – wobei er eben ohnehin nur ein Gast auf Zeit sein wird.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte W. Nagel, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt