Chipkonzern will dorthin Innovationszentrum, Ausbildung und Logistik auslagern
Dresden, 19. Dezember 2022. „Infineon“ kauft dem „Bertelsmann“-Konzern die stillgelegte „Prinovis“-Druckerei in Dresden ab. Das hat der Mikroelektronik-Hersteller heute angekündigt. Infineon will in dem rund 54.000 Quadratmeter umfassenden Gebäude ein Innovations- und Ausbildungszentrum sowie ein Logistik-Drehkreuz unterbringen, um auf dem Werkscampus in Dresden-Klotzsche Platz für seine geplante neue Chip-Megafabrik zu schaffen. Den Kaufpreis wollten die Partner aber nicht nennen.
Gewachsenes Entwicklungszentrum braucht mehr Platz
„Infineon Dresden wird auch in den kommenden Jahren deutlich wachsen“, kündigte Standort-Chef Raik Brettschneider an. „Wir brauchen auf absehbare Zeit mehr Platz: für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für unsere Produktionstechnik.“ Zudem benötige das Dresdner Infineon-Entwicklungszentrum für Automobilelektronik und Künstliche Intelligenz (KI) mehr Büros und Labore. „Am neuen Standort in der Meinholdstraße finden wir dafür ideale Voraussetzungen.“
Wirtschaftsförderer freut sich
Auch der scheidende Dresdner Chef-Wirtschaftsförderer Robert Franke, der demnächst Intel nach Magdeburg folgt, freut sich über diese Lösung: Seit Bertelsmann vor einem Jahr verkündete, die immer schlechter ausgelastete Druckerei im Dresdner Norden schließen zu wollen, habe die Stadt nach Alternativnutzungen gesucht. „Nachdem wir bereits bei der Vermittlung der rund 460 betroffenen Mitarbeiter unter anderem mit vier Jobmessen vor Ort unterstützen konnten, sind wir nun sehr froh, mit Infineon auch für das Gebäude eine zukunftsgerichtete Nutzung gefunden zu haben.“
Druckerei macht dicht, Infineon plant neue Chipfabrik
Hier kommen zwei Entwicklungen zusammen: Der Abschwung im Druckgeschäft und die steigende Nachfrage nach Infineon-Chips. Bertelsmann hatte jahrelang nahe der Hansastraße in Dresden eine Tief- und Offset-Druckerei betrieben. Beide Geschäftszweige schrumpfen seit Jahren: Die Auflagen der im Offset-Verfahren gedruckten Zeitungen sinken. Aber auch Kataloge, Zeitschriftenbeilagen und andere Tiefdruck-Produkte sind nicht mehr so gefragt wie früher. Hinzu kommt die starke Konkurrenz durch Online-Druckereien, die oft neben dem Digitaldruck weitere Verfahren anbieten. Andererseits sind aber die Leistungshalbleiter von Infineon sehr gefragt. Deshalb will der Konzern seinen Fabrikstandort in Dresden stark ausbauen. Die fünf Milliarden Euro teure neue Fab soll dort entstehen, wo jetzt in einem Büro-Reinraum-Riegel das Entwicklungszentrum, Testreinräume und Büros untergebracht sind, außerdem auf einem vorgelagerten Parkplatz. Diese Aktivitäten will Infineon nun offensichtlich in die rund sieben Kilometer entfernte Druckerei verlagern.
Den Kaufvertrag haben die Prinovis GmbH & Co. KG und die Infineon Technologies Dresden GmbH & Co. KG heute unterzeichnet, teilte ein Dresdner Infineon-Sprecher mit. Die Chipwerker werden die Druckerei aber offiziell erst am 1. Juli 2023 übernehmen. In Dresden beschäftigt der Chipkonzern rund 3200 Menschen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Infineon, Oiger-Archiv
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