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Sunfire Dresden baut weltweit größten Heiß-Elektrolysator

Die ersten zwei von insgesamt zwölf Elektrolyse-Modulen hat Sunfire nun bereits nach Rotterdam geliefert. Foto: Neste

Die ersten zwei von insgesamt zwölf Elektrolyse-Modulen hat Sunfire nun bereits nach Rotterdam geliefert. Foto: Neste

2,6-Megawatt-Anlage erzeugt künftig in Rotterdam Wasserstoff bei hohen Temperaturen

Dresden/Rotterdam, 5. Juli 2022. Sunfire hat in den Niederlanden mit dem Bau des weltweit größten Hochtemperatur-Elektrolysator begonnen. Das hat das Dresdner Unternehmen heute angekündigt. Demnach installieren die Sachsen im Zuge des Projektes „Multiplhy“ für die Neste-Raffinerie in Rotterdam eine 2,6-Megawatt-Anlage. Die soll bei Temperaturen um die 850 Grad und unter Ökostrom-Zufuhr bei besonders hohem Wirkungsgrad Wasserdampf in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegen. Der Wasserstoff lässt sich dann beispielsweise zu synthetischem Flugtreibstoff, Diesel oder Kunststoffen weiterverarbeiten.

Anlage soll 60 Kilo „grünen“ Wasserstoff pro Stunde liefern

„Der Elektrolyseur wird 2023 in den Betrieb gehen und mehr als 60 Kilogramm grünen Wasserstoff pro Stunde erzeugen“, teilte Sunfire mit – gemeint ist hier mit „grün“ jener Wasserstoff, der umweltfreundlich, also beispielsweise mit Ökostrom und ohne Kohlendioxid-Ausstoß erzeugt worden ist. „Damit setzt das Demonstrationsprojekt nicht nur neue technologische Maßstäbe, sondern leistet auch einen erheblichen Beitrag für den grünen Wandel von Raffinerieunternehmen wie Neste.“

Industrieller alkalischer atmosphärischer Testelektrolyseur von Fraunhofer Dresden. Foto: Fraunhofer-IFAM

Industrieller alkalischer atmosphärischer Testelektrolyseur von Fraunhofer Dresden. Foto: Fraunhofer-IFAM

Bisher dominieren Alkali- und PEM-Elektrolyseure den Markt

Elektrolyseure der Megawatt-Klasse gibt es zwar schon einige und es sind auch mehrere im Bau. Siemens beispielsweise liefert an das dänische Unternehmen „European Energy“ einen 50-Megawatt-Elektrolyseur. Linde Dresden baut einen 34-Megawatt-Elektrolysator in Leuna. Bei diesen und anderen Projekten handelt es sich aber meist entweder um Wasserzerteiler, die auf der Alkali-Technik beruhen oder mit Protonen-Austausch-Membranen (PEM) arbeiten. Diese Technologien haben sich zwar bewährt. Alkali-Elektrolyseure kommen aber oft nur auf 30 bis 40 Prozent Wirkungsgrad, PEM-Geräte meist auf 60 bis 66 Prozent.

Dresdner erreichen 84 Prozent Wirkungsgrad mit Hochtemperatur-Prozess

Auch Sunfire stellt über ein eingekauftes Schweizer Unternehmen Alkali-Anlagen her, hat aber eben auch Hochtemperatur-Elektrolyseure entwickelt. Mit diesen – allerdings noch etwas teuren – „Solid Oxide Electrolysis Cells“ (SOEC) haben die Dresdner im Labor bereits elektrische Wirkungsgrade bis zu 84 Prozent erreicht. Dieser Effizienzgewinn wird vor allem durch die hohe Prozesstemperatur erreicht, die allerdings eben auch alle Bauteile hoch beansprucht und daher den Einsatz besserer Materialien erfordert.

Christian von Olshausen ist Technikchef bvei "Sunfire" in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Christian von Olshausen ist Technikchef bei „Sunfire“ in Dresden – hier vor der neuen Pilotanlage. Foto: Heiko Weckbrodt

Sunfire-Technikchef: Unsere SOECs sind reif für den Industrieeinsatz

Den Wirkungsgrad bei Elektrolyseuren zu steigern, gilt als eine der zentralen Herausforderungen der Wasserstoff-Wirtschaft. Das ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch wichtig, um nicht zuviel Ökostrom bei Umwandlungsprozessen zu verplempern – ganz besonders, wenn man Wasserstoff als Zwischenspeicher verwenden will. Das Technologieunternehmen aus Sachsen ist aber überzeugt, mit seiner SOEC-Technologievariante den Schlüssel dafür in den Händen zu halten. „Jetzt ist es an der Zeit, unsere Technologie in einer industriellen Raffinerieumgebung zu demonstrieren“, ist Sunfire-Technologiechef Christian von Olshausen überzeugt.

EU will Erdgas-Verbrauch mindern

Neben Neste und Sunfire zählen auch das französische Forschungszentrum CEA, der Luxemburger Hochofen-Ausrüster Paul Wurth und das Energieunternehmen „Engie“ zum „Multiplhy“-Konsortium. Die EU fördert diesen Verbund, um die Abhängigkeit von Raffinerien und anderen Industriebetrieben von Erdgas und anderen fossilen Energieträger und Chemikalien zu mindern. Bisher wird Wasserstoff vor allem aus Erdgas in Dampfreformern gewonnen, die wobei dabei unter anderem Kohlendioxid freisetzen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Sunfire, Oiger-Archiv, Multiplhy

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt