
Amtsleiter Robert Franke von der Wirtschaftsförderung Dresden (links), DMG-Chefin Corinne Miseer und der Dresdner VW-Manufakturchef Danny Auerswald freuen sich über die relativ dichte Lade-Infrastruktur in Dresden. Im Hintergrund steht ein Elektrobully von Volkswagen an der neuen Lade-Wandbox in der Tiefgarage des Hotels „Bellevue“. Foto: Heiko Weckbrodt
Wirtschaftsförderer und Touristiker setzen auf Ladenetz-Verdichtung in Hotels und an „Mobipunkten“
Inhalt
- 1 Wirtschaftsförderer und Touristiker setzen auf Ladenetz-Verdichtung in Hotels und an „Mobipunkten“
- 2 Wirtschaftsförder-Chef zögert mit neuen Planzielen
- 3 Corona und Heimarbeit erschüttern alte „Gewissheiten“ über künftige Ladegewohnheiten
- 4 Umfrage zeigt: Auf dem Lande sind Ladepunkte noch dünn gesät
- 5 Elektromobilität ist bislang eher ein urbaner Hype
- 6 „Bellevue“-Hotelchef sieht in E-Mobilität einen „Megatrend“
- 7 VW-Manufakturchef: 2021 war das Jahr des Durchbruchs
Dresden, 7. März 2022. Dresden hat seine Lade-Infrastruktur für Elektroautos schneller ausgebaut als zunächst geplant: Derzeit gibt es in der sächsischen Landeshauptstadt 393 öffentliche Ladepunkte und damit bereits jetzt fast so viele, wie ursprünglich für das Jahr 2025 geplant waren. Das hat Wirtschafts-Amtsleiter Robert Franke heute im Hotel „Bellevue“ mitgeteilt, das eben zwei neue „Wallboxen“ (Wandlader) von der VW-Tochter „Elli“ in seiner Tiefgarage in Betrieb genommen hat.
Wirtschaftsförder-Chef zögert mit neuen Planzielen
Zwar will Franke noch keine neuen Planziele für 2025 ausgeben, spricht jedoch von der Notwendigkeit, das Elektroauto-Ladenetz in der Stadt „nachzuverdichten“. Grund: „Wir sehen eine Zunahme der Ladevorgänge an den bestehenden Ladepunkten“, erklärte er. Allerdings sei zunächst zu analysieren, wo genau weitere Stromsäulen gebraucht werden. Zudem müssen „Sachsenenergie“ & Co. die Strombedarfs-Spitzen auch in Zukunft abdecken zu können.
Corona und Heimarbeit erschüttern alte „Gewissheiten“ über künftige Ladegewohnheiten
Lange galt es als ausgemachte Sache, dass die Fahrer ihre Elektroautos in Zukunft vor allem am Arbeitsplatz aufladen werden – und daher die Arbeitgeber besonders animiert werden müsste, sich Wandboxen, Ladesäulen und ähnliche Gerätschaften zuzulegen. Corona und der Trend zur Heimarbeit haben diese Gewissheit nun aber erschüttert. Um den Umstieg der Dresdner weg von Verbrennern hin zu Stromern zu fördern, könnte die Kommune insofern künftig beispielsweise ihr Netz aus „Mobilpunkten“ stärker als bisher ausbauen. Von diesen Orten, die Straßenbahn- und Bus-Haltstellen mit Elektrozapfsäulen und Ausleihstationen für Teil-Autos und Leih-Fahrräder oder E-Roller kombinieren, gibt es bisher 53 in der Stadt. „Zwölf weitere folgen bis Ende 2022“, kündigte Franke an.
Umfrage zeigt: Auf dem Lande sind Ladepunkte noch dünn gesät
Einen anderen Ansatzpunkt sehen Wirtschaftsförderer und Touristiker in und vor allem vor den Hotels – und zwar nicht nur in Dresden selbst, sondern auch im „Elbland“ genannten Umland der Stadt. Denn erst 17 Prozent der Herbergsbetriebe in dieser Region besitzen bereits Ladesäulen. In Dresden hat zwar nahezu jedes zweite Hotel solch einen Stromzapfe, in den Umland-Hotels liegt die Quote aber nur bei sechs Prozent. Das hat zumindest Geschäftsführerin Corinne Miseer von der „Dresden Marketing GmbH“ durch eine Umfrage unter 60 Hotels und Pensionen im Elbland ermittelt. Womöglich müsse sich noch mehr als bisher der Gedanke durchsetzen, dass dichte Ladenetze ein echter Wettbewerbsvorteil für jede Stadt sei. Viele Hoteliers scheuen laut Miseer aber die Kosten für den Aufbau eigener Stromsäulen, fürchten komplizierte Installationen und Platzprobleme. Zudem sehen viele von ihnen noch gar keine große Nachfrage von Elektromobilisten.
Elektromobilität ist bislang eher ein urbaner Hype
Das mag aber teilsweise auch an den Besonderheiten von Stadt und Land liegen: In Großstädten mit eher kleinen Distanzen und ohnehin bereits recht dichten Ladenetzen ist die Neigung der Automobilisten offensichtlich spürbar höher, sich einen Stromer zuzulegen, als auf dem Land, wo die Distanzen größer sind und die geringen Reichweiten sowie die begrenzte Angebotspalette heutiger E-Autos stärker ins Gewicht fallen.
„Bellevue“-Hotelchef sieht in E-Mobilität einen „Megatrend“
Im urbanen Raum kann elektromobile Kompetenz für ein Hotel durchaus ein Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz sein. Das hofft beispielsweise eben auch „Bilderberg Bellevue“-Direktor Sebastian Klink. „Nachhaltigkeit und E-Mobilität gehören schon lange zu den globalen Megatrends“, meint er. Aus dieser Überzeugung heraus lässt er nun Wallboxen in der alten Tiefgarage wie auch in der geplanten Tiefgarage installieren. Und die umsatzschwache Corona-Zeit hat er außerdem genutzt, um zwei Rezeptionistinnen von VW und Dehoga in Sachsen „Elektromobilität“ weiterbilden zu lassen.
Video (hw): VW lässt seinen neuen Elektrobully Obstrunden in Dresden fahren:
VW-Manufakturchef: 2021 war das Jahr des Durchbruchs
Bei Volkswagen gibt man sich derweil überzeugt, dass die Trendwende hin zum elektroauto bereits geschafft ist – wobei diese Überzeugung sicher auch durch die Notwendigkeit genährt ist, die Elektroauto-Fabriken in Zwickau und Dresden auszulasten. „2021 markierte den Durchbruch der Elektromobilität in Deutschland“, verkündete der Dresdner VW-Manufakturchef Danny Auerswald. Im vergangenen Jahr seien 26 Prozent der Auto-Zulassungen entweder batterieelektrische Fahrzeuge gewesen oder Hybride mit E- und Otto-Motor an Bord. „Das hat Folgen für die Städte – und auch für die Hotels.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: PK DMG, VW, Vor-Ort-Termin Bellevue Dresden, Oiger-Archiv