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Nur jeder zweite Sachse kann schnell im Netz surfen

Auf dem Breitband-Atlas Sachsen sind hier grün und blau die Gegenden zu sehen, die mit kaum mehr als mit Modem-Tempo ins Netz können. Fotos: BSF/SMWA, hw, Montage: Heiko Weckbrodt

Auf dem Breitband-Atlas Sachsen sind hier grün und blau die Gegenden zu sehen, die mit kaum mehr als mit Modem-Tempo ins Netz können. Fotos: BSF/SMWA, hw, Montage: Heiko Weckbrodt

Einige Gegenden noch in der Internet-Steinzeit

Dresden, 6. Januar 2015: Wer in Stolpen oder in Bergtälern wohnt oder Urlaub macht, kennt das Problem nur zu gut: Kein Netz, kein Facebook mehr, die schönen Ferien-Fotos kann man auch nicht mehr hochladen – man fühlt sich wie in die Steinzeit des Internets zurückkatapultiert. Vor allem im südlichen Teil der Sächsischen Schweiz im, Raum Rosenthal sowie im Raum Königshain und Neißeaue im Osten des Freistaates gibt es noch erhebliche Defizite in der Internetversorgung in Sachsen: Dort sind vielerorts nur Ladegeschwindigkeiten unter ein Megabit je Sekunde (Mbs) wie aus seligen Modem-Zeiten verfügbar. Das geht aus dem heute vorgestellten interaktiven Breitband-Atlas des Wirtschaftsministeriums hervor, in dem bis auf 250 Meter genau Netzzugänge und Lücken einsehbar sind.

Wirtschaftsministerium sieht erheblichen Ausbaubedarf

Von den genannten Lücken abgesehen, ist die Netz-Grundversorgung im Freistaat demnach zwar inzwischen gesichert. Allerdings kann auch nur etwa jeder zweite Sachse (46 Prozent) bei Bedarf mit wirklich modernen Anschlüssen surfen, die Geschwindigkeiten von 50 Mbs oder mehr zulassen. Für ein Land, das sich selbst gern als Hightech-Standort „Silicon Saxony“ vermarktet, ist dies sicher noch nicht befriedigend. „Hier besteht im nationalen Vergleich ein erheblicher Ausbaubedarf, dessen Deckung insbesondere in ländlichen Regionen erheblicher Investitionen bedarf“, hieß es vom Wirtschaftsministerium.

Vor allem in Grenznähe und in Tälern karge Versorgung

Glasfaser bis zum "letzten Meter" gelten als Schlüssel für Tempo 100 Mbs+. Abb.: Dt. Telekom

Glasfaser bis zum „letzten Meter“ gelten als Schlüssel für Tempo 100 Mbs+. Abb.: Dt. Telekom

Karg ist die Netzversorgung – sei es nun per Funk oder drahtlos – insbesondere in grenznahen, entlegenen und gebirgigen Teilen Sachsens: Die großen Telekommunikations-Konzernen wie Telekom und Vodafone fürchten, ihre Investitionen erst in Jahrzehnten wieder einspielen zu können, wenn sie dorthin Glasfaser-Leitungen ziehen und DSL-Vermittlungsstellen installieren würden. Zwar bietet der LTE-Funk inzwischen auch sehr hohe Geschwindigkeiten mit 20 bis 100 Mbs. Aber auch dieses Funknetze erfordert Investitionen und kollidieren zudem in Grenznähe teilweise mit Frequenzen, die in Polen und Tschechien anderweitig genutzt werden.

Vor allem Dresden und Leipzig priviligiert

Ziemlich gut versorgt sind mittlerweile aber die sächsischen Großstädte Dresden und Leipzig sowie zum Beispiel der Raum Börnichen im Erzgebirge, wo Glasfasern verlegt, große Lücken wie die in Dresden-Striesen inzwischen größtenteils geschlossen wurden und auch mehrere LTE-Anbieter um die Kundengunst rangeln. Dort können laut Breitband-Atlas über 75 Prozent der Anwohner Anschlüsse bekommen, die 50 Mbs oder mehr unterstützen.

Frage der Wettbewerbs-Fähigkeit

Immerhin hat die Landesregierung das Problem erkannt: „Die Digitalisierung fast aller Lebensbereiche, und natürlich auch von Wirtschaft und Industrie, ist das zentrale Thema unserer Zeit“, schätzte Wirtschafts- Staatssekretär Stefan Brangs ein. „Eine flächendeckende Versorgung mit Breitband-Internetanschlüssen ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass das High-Tech- und Innovationsland Sachsen gut dafür gerüstet ist und wettbewerbsfähig bleibt.“

DiOS-Programm fördert ab diesem Jahr Ausbauprojekte in der Praxis

Um Lücken zu schließen, hatte der Freistaat – noch unter der Regie des früheren FDP-Wirtschaftsministers Sven Morlok – ein Breitband-Förderprogramm namens „Digitalen Offensive Sachsen“ (DiOS) aufgelegt. Bot der Fördertopf zunächst nur für Gemeinden, Kommunen und Landkreise Beratungen an und kofinanzierte Machbarkeits-Analysen, sollen laut Landesangaben ab diesem Jahr auch die ersten konkreten Ausbau-Projekte gefördert werden. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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