
Willkommen zurück in der DDR… Ach nein: im (N)ostalgie-Ideen-Kreativraum im Roblab von Robotron in Dresden. Solche außergewöhnlichen Firmen-Inkubatoren mit einem besonderen Touch liegen im Trend – auch, weil die städtischen Technologiezentren längst überfüllt sind. Foto: Heiko Weckbrodt
Wirtschaftsförderung: Städtische Technologiezentren sind zu 98 % ausgelastet
Inhalt
- 1 Wirtschaftsförderung: Städtische Technologiezentren sind zu 98 % ausgelastet
- 2 Universelle Werke in privater Regie ausgebaut
- 3 Biotech in Hellerau, Mobilität bei VW, Elektronik und Luftfahrt in der Micropolis
- 4 Robolab auf Drängen von Dekan Aßmann bei Robotron entstanden
- 5 Fürs schnelle Netz sorgt Dr. Horn gleich nebenan
- 6 25.000 zusätzliche Quadratmeter – auch Bioz 2 soll endlich kommen
- 7 Flächensuche für Gründer immer schwerer
Dresden, 29. Juni 2021. Weil Mietbüros und Baugrundstücke für ansiedlungswillige Unternehmen und Ausgründungen in Dresden immer knapper werden, will Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke in Zukunft stärker auf privates Engagement setzen. Sprich: Auf der einen Seite plant er städtische Neubauten und Erweiterungen, auf der anderen Seite möchte er mehr private Investoren dazu animieren, eigene Technologiezentren und Inkubatoren einzurichten. „Wir müssen beständig eigene Immobilien entwickeln und gleichzeitig Partnerschaften mit privaten Akteuren vorantreiben“, betonte er.
Universelle Werke in privater Regie ausgebaut
Als beispielsweise die „Universellen Werke Dresden“ (UWD) in Unicampus-Nähe 2017 bis 2019 saniert und zu einem Technologiezentrum für Software-, Robotik- und Leichtbaufirmen umgerüstet werden sollten, setzte Franke auf ein Partnerschaftsmodell mit der privaten „Immopact“. Inzwischen ist der erste UWD-Riegel fast komplett vermietet. Immopact ist nun dabei, den Abschnitt 2 zu sanieren – er soll Ende 2021 bezugsbereit sein. Ein dritter Abschnitt 2022-24 folgen. Bei diesen Nachfolgeprojekten zieht sich die Stadt weitgehend aus Bau und Betrieb heraus und vermittelt nur noch ansiedlungswillige Firmen und Institute.

Kommen und Gehen: Im „Future Mobility Incubator“ der gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden bekommen Startups professionelle Schützenhilfe, um clevere Mobilitäts-Konzepte zur Marktreife zu führen. Foto: Oliver Killig für VW
Biotech in Hellerau, Mobilität bei VW, Elektronik und Luftfahrt in der Micropolis
Und es gibt viele weitere private Gewerbeparks und Technologiezentren in Dresden. Dazu gehört beispielsweise das Biotech-Areal von Wilhelm Zörgiebel in Hellerau, der Mobilitäts-Inkubator in der VW-Manufaktur, die „Micropolis“ von Sirius in Dresden-Klotzsche, im weiteren Sinne auch Coworking-Spaces wie der „Impact Hub“ in der alten Post hinterm Hauptbahnhof.
Robolab auf Drängen von Dekan Aßmann bei Robotron entstanden
Auch das „Robolab“ in Coschütz-Gittersee ordnet sich hier ein: Als Robotron-Chef Ulf Heinemann 2018 einen Erweiterungsbau für sein expandierendes Unternehmen hochziehen ließ, plante er auch einen Inkubator für kleine Techfirmen ein. Ursprünglich sei dies eine Idee von Software-Dekan Uwe Aßmann von der TU Dresden gewesen, erzählt Heinemann: Als dem Professor klar wurde, dass es mit dem Erweiterungsbau für seine Fakultät wegen der Bausperren gen Süden nichts werden würde, setzte er Heinemann den Robolab-Floh ins Ohr. Und so reservierten die Robotroner in ihrem Neubau an der Tübinger Straße 600 Quadratmeter Büroflächen für einen Inkubator ein.
Fürs schnelle Netz sorgt Dr. Horn gleich nebenan
Das Robolab brütet seitdem informationstechnologische Firmen aus – vor allem Studenten und Nachwuchswissenschaftler von der TU, die sich mit einer raffinierten Softwarelösung selbstständig machen wollen, aber noch keine Risikokapitalisten mit dicken Brieftaschen auf ihrer Seite haben.
Heinemann spricht von günstigen Mietpreise, kurzen Vertragslaufzeiten, hübschen Nostalgie-Ideenecken im DDR-Stil und schnellem Internet als Punkte, die aus seiner Sicht für das Robolab sprechen. „Mit Dr. Horn haben wir gleich nebenan jemanden, der für eine sehr gute Netzanbindung sorgt“, betont der Robotron-Geschäftsführer. Durch Corona sei das Interesse zwar etwas eingebrochen, ziehe jetzt aber wieder an: Derzeit residieren laut Heinemann vier Firmen im Robolab, darunter die Autochipfirma „Indie Semiconductor“ und die Softwareschmiede „Entwicklerheld“. Zwei weitere Unternehmen haben Interesse an einem Einzug bekundet.

Das Archivfoto zeigt Thomas Horn, den Gründer des Dresdner Providers IBH. Inzwischen hat er die Geschäfte an seine Tochter übergeben. Foto: Heiko Weckbrodt
Eben solche und auch größere private Initiativen will Amtsleiter Franke künftig verstärkt nutzen. „Wenn es nötig ist, kann die Stadt auch den Ankermieter stellen, damit sich solche Investitionen auch lohnen“, sagt er.
25.000 zusätzliche Quadratmeter – auch Bioz 2 soll endlich kommen
Das zweite Gleis seiner Strategie, wieder mehr Ansiedlungsflächen in Dresden heran zu organisieren, sind eigene Bauprojekte der Kommune. So sollen in den kommenden drei Jahren der zweite Bauabschnitt im Gewerbehof Freiberger Straße, die Schalterhalle 9 im Kraftwerk Mitte und der Anbau im Technologiezentrum an der Gostritzer Straße fertig werden. Auch das schon seit vielen Jahren versprochene zweite Biotech-Zentrum „Bioz 2“ in der Johannstadt werde endlich kommen, voraussichtlich 2024/25, versichert Franke. Rechne man noch den privaten Abschnitt 2 der Universellen Werke (UWD 2) hinzu, dann könnten bis 2024/25 etwa 25.000 Quadratmeter Mietbüros und -labore für Tech-Unternehmen in Dresden hinzukommen.
Flächensuche für Gründer immer schwerer
Die Zeit drängt allerdings: „Auf den insgesamt gut 65.500 Quadratmetern an acht Standorten mit städtischer Beteiligung beträgt die durchschnittliche Auslastung nunmehr 98 Prozent“, räumt die Wirtschaftsförderung ein. „Für aufstrebende Jungunternehmen wird es zunehmend schwieriger, bezahlbare Flächen für Forschung, Entwicklung und Produktion zu finden.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Wifö DD, Vor-Ort-Termin Robolab, Auskunft Heinemann/Robotron, Oiger-Archiv