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Robotron durchleuchtet Datenfluten der Industrie 4.0

Robotron-Geschäftsführer Ulf Heinemann. Foto: Heiko Weckbrodt Foto: Heiko Weckbrodt

Robotron-Geschäftsführer Ulf Heinemann. Foto: Heiko Weckbrodt

Weltweiter Trend zu hochautomatischen Fabriken lässt Dresdner Software-Konzern wachsen

Dresden, 27. Juli 2018. Robotron spezialisiert sich nun stärker auf die Analyse großer Datenfluten („Big Data“), die in den hochautomatisierten Fabriken der „Industrie 4.0“ entstehen. „Aus diesem Industriesektor kommt für uns derzeit das größte Wachstum“, sagte Ulf Heinemann, einer der Geschäftsführer des Dresdner Datenbank-Konzerns. Dieses Geschäftsfeld werde Robotron ausbauen.

Robotron RDS in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Robotron RDS in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Wichtiger Partner für Microsoft

Denn „Industrie 4.0“ – in den USA auch „Industrial Internet of Things“ (IIoT) genannt – bedeutet mehr, als nur ein paar Roboter zusätzlich in die Werkhalle zu stellen: Flexible Hochautomatisierung entsteht, wenn alle Leitrechner, Maschinen und Roboter mit intelligenter Software vernetzt und massenhaft mit Sensoren und Reglern versehen sind. Schwierig wird das in älteren Fabriken, deren Maschinen kaum Sensoren haben. Extra dafür ist Robotron nun wieder in die Hardware-Produktion eingestiegen und hat mit dem „Robo-Gate“ einen Sensor-Nachrüstsatz für betagte Maschinen entwickelt. Auch Kooperationen sind die Dresdner eingegangen: „Für Microsoft sind wir inzwischen einer der wichtigsten IoT-Partner für die Industrie in Europa“, schätzte Heinemann ein.

Christian Hofmann leitet bei Robotron RDS die entwicklung von "Smart energy"-Lösungen. Hier zeigt er das neue IoT-Labor, in der Energiemanagement-Software mit rund zwei Dutzend Stromzählern verschiedener Bauarten erprobt werden kann. Foto: Heiko Weckbrodt

Christian Hofmann leitet bei Robotron RDS die Entwicklung von „Smart Energy“-Lösungen. Hier zeigt er das neue IoT-Labor, in dem Energiemanagement-Software mit rund zwei Dutzend Stromzählern verschiedener Bauarten erprobt werden kann. Foto: Heiko Weckbrodt

5 Millionen Euro teurer Neubau mit IoT-Laboren

Um all die neuen Vorhaben zu meistern, hat das Unternehmen gestern einen Erweiterungsbau im Dresdner Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee eingeweiht. Das fünf Millionen Euro teure neue Robotron-Gebäude an der Heilbronner Straße bietet auf 2750 Quadratmetern Platz für 200 zusätzliche Mitarbeiter. Es umfasst 52 Büros, ein Reserve-Rechenzentrum für die Daten der Konzern-Kunden, ein Robotron-Museum (das einmal im Quartal auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll) sowie vier IoT-Labore, in denen die Ingenieure ihre Datenbank-Systeme mit Alltags- und Zukunftstechnik ausprobieren können.

Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (l.), Robotron-RDS-Gründer Rolf Heinemann (r.) und dessen Sohn Ulf Heinemann in der Mitte. Foto: Heiko Weckbrodt

Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (l.), Robotron-RDS-Gründer Rolf Heinemann (r.) und dessen Sohn Ulf Heinemann in der Mitte. Foto: Heiko Weckbrodt

Park à la Google und ein Robotron-Museum entstehen

„Weiter so“, spornte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) die Robotroner zur Einweihungsfeier an. Und Hauptgeschäftsführer Detlef Hamann von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden merkte nach einem Blick auf das Areal augenzwinkernd an: „Ich sehe hier Platz für noch mehr Erweiterungen.“

Robotron-Systemberater Falk Flößel führt das Robo-Gate anhand eines Kühlschranks vor. Durch die Zusatzhardware wird der alte Kühlschrank mit Sensoren gespickt, die zum Beispiel eine geöffnete Tür, entnommene früchte oder Schokotafeln, Temperatur. Luftfeuchtigkeit und dergleichen Informationen mehr erkennen. Foto: Heiko Weckbrodt

Robotron-Systemberater Falk Flößel führt das Robo-Gate anhand eines Kühlschranks vor. Durch die Zusatzhardware wird der alte Kühlschrank mit Sensoren gespickt, die zum Beispiel eine geöffnete Tür, entnommene Früchte oder Schokotafeln, Temperatur. Luftfeuchtigkeit und dergleichen Informationen mehr erkennen. Foto: Heiko Weckbrodt

Smart Campus soll intelligente E-Technik vorführen

Tatsächlich nahen die nächsten Projekte: Die Heinemanns wollen am Neubaukomplex einen Park nach Art der kalifornischen Hightech-Konzerne anlegen lassen, in dem die Beschäftigten an der frischen Luft arbeiten oder sich entspannen können. Gleich nebenan entsteht eine Tankstelle für die neuesten Mercedes- und BMW-Elektroautos, die den Robotron-Fuhrpark demnächst bereichern. Und ein neues Solardach soll bald Strom in einer Großbatterie speichern, die aus den ausgemusterten Notstrom-Batterien der Robotron-Rechenzentren zusammengesetzt wird. All dies ist Teil eines „Smart Campus“, mit dem das Unternehmen „intelligente Energiesysteme“ erlebbar machen will. Betriebswirtschaftlich sei dies zwar eher „Harakiri“, schätzte der Robotron-Chef ein. Aber das Unternehmen wolle Referenzbeispiele schaffen, die die Robotron-Software-Lösungen anschaulich machen.

Heimcomputer KC 97 plus Kofferfernseher und Drucker vom DDR-Computerkombinat Robotron in einer Ausstellung in der RDS. Foto: Heiko Weckbrodt

Heimcomputer KC 97 plus Kofferfernseher und Drucker vom DDR-Computerkombinat Robotron in einer Ausstellung in der RDS. Foto: Heiko Weckbrodt

Über Robotron (2.0)

Bis solche ehrgeizigen Vorhaben möglich wurden, hat das Unternehmen in den vergangenen 28 Jahren einen weiten Weg zurück gelegt: Als die Treuhand das DDR-Computerkombinat abwickelte, gründete der Robotron-Datenbankexperte Rolf Heinemann 1990 zusammen mit sieben Kollegen in Dresden die „Robotron Datenbank-Software GmbH“ (RDS) und heuerte 26 weitere Ex-Robotroner an. Sie spezialisierten sich zunächst auf den Vertrieb die Anpassung und Schulung rund um Oracle-Datenbanken. Bald entstanden auch eigen Produkte wie die Museums-Software „Daphne“ und Datenbanksysteme für Polizei, Behörden, Energieunternehmen und dergleichen mehr. Ein jüngeres und besonders stark wachsendes Geschäftsfeld sind „Industrie 4.0“-Lösungen – wobei sich die Sachsen dabei vor allem darauf konzentrieren, die Datenmassen, die in den Automatenfabriken entstehen, zu analysieren. „Daraus lassen sich zum Beispiel anbahnende Produktionsprobleme oder Maschinenschäden herauslesen“, erklärt Ulf Heinemann, einer der Söhne von Gründer Rolf Heinemann.

Pläne für nächste Erweiterung liegen schon in der Schublade

Robotron realisierte zuletzt 43,8 Millionen Euro Jahres-Umsatz. Der Konzern hat derzeit 560 Mitarbeiter. Davon sind 450 am Hauptsitz in Dresden tätig, die anderen in den Tochterfirmen in Österreich, Tschechien, Russland, Neuseeland und in der Schweiz. „Wenn wir weiter so wachsen, brauchen wir hier in drei, vier Jahren den nächsten Anbau“, schätzte Ulf Heinemann ein. „Die Pläne liegen schon in der Schublade.“ Aber danach seien erst mal Investitionen in die Auslandstöchter des Dresdner Konzerns an der Reihe.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt