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Autoelektronik-Schmiede „Indie“ wächst in Dresden

Ingenieur Karsten Neumann (rechts) und Indie-Deutschlandchef Klaus Hermann inspizieren an einem Messplatz in ihrem Labor im Robolab eine Platine für einen neue entworfenen Autochip. Foto: Heiko Weckbrodt

Ingenieur Karsten Neumann (rechts) und Indie-Deutschlandchef Klaus Hermann inspizieren an einem Messplatz in ihrem Labor im Robolab eine Platine für einen neue entworfenen Autochip. Foto: Heiko Weckbrodt

Chipdesigner ziehen Ende 2021 vom Robotron-Campus in ein größeres Domizil im Norden

Dresden, 29. Juni 2021. Die Autoelektronik-Schmiede „Indie“ expandiert in Dresden: Die deutsche Tochter des kalifornischen Halbleiter-Unternehmens „Indie Semiconductor“ wird bis Ende 2021 von 15 auf 20 Köpfe wachsen. Zum Jahresende verlässt das Team den „Robolab“-Inkubator von Robotron im Dresdner Süden und bezieht größere Büros und Labore im Waldschlösschen-Areal, um weiter wachsen zu können. Das hat der Physiker und Halbleiter-Experte Klaus Hermann angekündigt, der die deutsche Tochter für die Amerikaner Anfang 2020 gegründet hatte.

Robotron-Geschäftsführer Ulf Heinemann. Foto: Heiko Weckbrodt Foto: Heiko Weckbrodt

Robotron-Geschäftsführer Ulf Heinemann. Foto: Heiko Weckbrodt

Indie investiert in Labortechnik

Mit ihren digital-analogen Chipdesigns für teilautomatisiert fahrende Automobile haben die Ingenieure um Hermann schon einige Reputation und Aufträge eingeheimst. Sie brauchen nun mehr Platz, als ein Ausbrüter kleiner Tech-Firmen wie das private „Robolab“ von Robotron-Chef Ulf Heinemann bieten kann. Daher hat sich das 15-köpfige Indie-Team gemeinsam mit den kommunalen Wirtschaftsförderern um Amtsleiter Robert Franke einen neuen Standort auf der anderen Elbseite ausgeguckt und rückt damit näher an den großen Chipwerken im Dresdner Norden. Statt nur drei Räume wie im Robolab werden sie künftig rund 400 Quadmeter Büroflächen und 100 Quadratmeter Labore zur Verfügung haben. Das Domizil ist zwar wieder eine Mietimmobilie. In die Labor- und Bürotechnik investiert Indie in diesem Jahr aber dennoch eigenes Geld, nämlich rund eine Million Euro.

Design- und Testzentrum perspektivisch geplant

Und wenn es nach Hermann geht, ist das längst nicht das Ende: „In drei Jahren werden wir wohl wieder umziehen müssen, dann ist auch das zu klein“, mutmaßt er. Bis dahin will er Indie Deutschland auf 30 bis 50 Beschäftigte ausbauen, er sucht schon die ganze Zeit Chipdesigner und Testingenieure. Perspektivisch will er die Muttergesellschaft aus Aliso Viejo dazu überreden, in Sachsen einen Design-Hub und ein Testzentrum für Chipaufträge aus der deutschen und europäischen Autoindustrie zu etablieren.

Urgestein der ostdeutschen Mikroelektronik: Funkwerk, X-Fab, Plastic Logic, Indie

Klaus Hermann gehört – ähnlich wie beispielsweise Konrad Herre oder Bernd Junghans – zum immer noch aktiven Urgestein der ostdeutschen Mikroelektronik: Der Physiker war zunächst im VEB Funkwerk Erfurt tätig, dem Stammbetrieb des DDR-Kombinats Mikroelektronik. Nach der Wende arbeitete er in den Nachfolge-Unternehmen Thesys, Melexis und ab 2004 in der X-Fab Erfurt. 2007 wechselte er zur Digitalpapier-Fabrik von „Plastic Logic“ Dresden. Die englischen Eigner haben das Reinraum-Werk allerdings inzwischen geschlossen.

Indie-Deutschlandchef Klaus Hermann. Foto: Heiko Weckbrodt

Indie-Deutschlandchef Klaus Hermann. Foto: Heiko Weckbrodt

Anfang 2020 gründete Hermann daraufhin im kalifornischen Auftrag einen Deutschland-Ableger der Autoelektronik-Firma „Indie Semiconductor“ – letztere ist jüngst erst an die Börse gegangen. Indie Deutschland konzentriert sich in Dresden vor allem auf das Design und die Tests von neuen Autoelektronik-Chips mit digitalen und analogen Komponenten, die mit Sensoren und Künstlicher Intelligenz gekoppelt sind. Dazu gehören beispielsweise Elektronikbausteine mit Ultraschall oder Laserradar („Lidar“), die autonome und teilautomatische Fahrzeuge brauchen, um sich im Straßenverkehr selbstständig zu orientieren. Dabei fokussiert sich „Indie“ ganz auf den Entwurf. Die Produktion übernehmen dann spezialisierte Foundries Auftragsarbeit: Das Dresdner X-Fab-Werk (die ehemalige „Z-Foundry“ des ZMD) zum Beispiel fertigt einen Teil der analogen Schaltkreis-Komponenten, die digitalen Chip-Teile entstehen vor allem in Asien.

Robert Franke leitet die städtische Wirtschaftsförderung in Dresden. Foto: Frank Grätz für die LHD

Robert Frank. Foto: Frank Grätz für die LHD

Dresdner Wirtschaftförderer freuen sich

„Eigentlich wollte ich in Erfurt gründen und hatte dafür auch schon 600 Quadratmeter gesichert“, erzählt er. „Dann kam Corona.“ Da erschien ihm die Erfurter Immobilie doch zu groß und schwenkte auf seinen anderen langjährigen Wirkungsort Dresden um. Darüber freut sich Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke sehr: Kalifornische Chipunternehmen wie Indie seien eine Bereicherung für „Silicon Saxony“. Die Indie-Entscheidung, in Dresden seine deutsche Tochter zu etablieren und auszubauen, reihe sich in eine Reihe anderer Erfolgsmeldungen für den Halbleiter-Standort Dresden, sagte Franke, und erinnerte an die jüngsten Investitionen und Ansiedungsentscheidungen von Bosch, Vodafone, Jenoptik und anderen Hightech-Firmen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Indie, Vor-Ort-Termin Robolab, Wifö DD, LHD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt