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Jeder Dritte sieht Trend zum technologisch verbesserten Menschen positiv

Auch die US-Weltraumbehörde NASA hat Exoskelette entwickeln zu lassen, um zu testen, ob sich damit die Kraft von Astronauten verstärken lässt. Foto: NASA

Auch die US-Weltraumbehörde NASA hat Exoskelette entwickeln zu lassen, um zu testen, ob sich damit die Kraft von Astronauten verstärken lässt. Foto: NASA

Gehirnchips, Exoskelette und ID-Funk im Finger sind längst keine ferne Science Fiction mehr

Ingolstadt, 18. März 2021. Funksender im Finger, Exoskelette oder Computerchips im Gehirn sind längst keine weit entfernten Zukunftsszenarien wie in TV-Serien à la „Years and Years“ oder „Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann“ mehr: Bauhandwerker experimentieren bereits mit kraftverstärkenden Außenskeletten für schwere Schleppereien. Die Firma „Neuralink“ von Tesla-Gründer Elon Musk hat Schweinen erste Gehirn-Schaltkreise eingesetzt und wird dies über kurz oder lang wohl auch mit Menschen tun. Zudem häufen sich die Berichte über Technologie-Firmen, in denen sich die Mitarbeiter freiwillig Identifikations-Sender unter die Haut einpflanzen lassen, damit sie keine Schlüssel oder Schlüsselkarten mehr an der Betriebspforte zücken müssen. Derweil steigt auch die Akzeptanz für „augmentierte“, also technologisch aufgewertete Menschen, wie eine Umfrage der russischen Sicherheits-Softwareschmiede „Kaspersky“ ergeben hat: Ein Drittel der Deutschen sehen demnach diese technologische Entwicklung eher optimistisch. Und jeder Zweite könnte sich auch romatische Verabredungen mit augmentierten Personen vorstellen, teilte die deutsche Kaspersky-Niederlassung in Ingolstadt mit.

Video über die Gehirnchips
von Neuralink:

9 % haben Angst vor „Human Augmentation“

Allerdings hat die Erhebung auch erhebliche Bedenken sichtbar gemacht: 17 Prozent der Deutschen befürchten wachsende soziale Unterschiede, wenn beispielsweise augmentierte und unveränderte Menschen künftig auf dem Arbeitsmarkt um lukrative Jobs konkurrieren und sich nur Wohlhabende solche Verbesserungen leisten können. 21 Prozent rechnen mit neuen gesellschaftlichen Konflikten durch „Human Augmentation“, neun Prozent haben sogar etwas Angst vor diesem Trend.

Gerd Engel zeigt ein Titan-Implantat, das H+E Dresden im 3D-Drucker erzeugte, um für einen Krebspatienten einen individuell geformten künstlichen Kieferknochen zu ermöglichen. Foto: Heiko Weckbrodt

Wo hört der bloße Ersatz aus medizinischen Gründen auf und wo beginnt die „Verbesserung“? Hier ein Titan-Implantat, das H+E Dresden im 3D-Drucker erzeugte, um für einen Krebspatienten einen individuell geformten künstlichen Kieferknochen zu ermöglichen. Foto: Heiko Weckbrodt

Bedenken und Unterstützung nahe beieinander

„Einerseits stößt Human Augmentation in Europa bereits auf breite Unterstützung und großes Interesse“, kommentierte Marco Preuß, der Leiter des europäischen Forschungs- und Analyse-Teams von Kaspersky, die Umfrage-Ergebnisse. „Andererseits gibt es verständlicherweise noch Bedenken bezüglich möglicher Folgen von Human Augmentation für unsere Gesellschaft. Regierungen, hochrangige Wirtschaftsvertreter und bereits augmentierte Personen sollten daher zusammenkommen, um gemeinsam die Zukunft von Human Augmentation zu gestalten.“

Neurotransistoren können sich wie die Neuronen im menschlichen Gehirn immer wieder umprogrammieren und neu vernetzen, um zu lernen. Grafik: TUD

Neurotransistoren können sich wie die Neuronen im menschlichen Gehirn immer wieder umprogrammieren und neu vernetzen, um zu lernen. Grafik: TUD

Soziale Schere nicht zulassen

Ähnlich argumentiert Direktor Hannes Sjöblad von der schwedisch-spanischen Chipimplantat-Firma „DSruptive Subdermals“: „Human-Augmentation-Technologie sollte nicht als High-End-Hightech-Lösung für wenige und privilegierte Menschen angesehen werden“, betonte er. „Sie muss erschwinglich und für alle zugänglich sein – jeder sollte in der Lage sein, die Vorteile von Augmentation nutzen zu können.“

Über die Umfrage

Zu beachten ist bei der Bewertung der Umfrageergebnisse, dass „Kaspersky“ nicht nur Chipimplantate und ähnliche jüngere Technologien zur „Human Augmentation“ zählt, sondern auch Arm- und Beinprothesen und ähnliche medizinische Implantate. Für die Erhebung hatte das Unternehmen „Atomik Research“ im Auftrag von Kaspersky im März 2021 insgesamt 6500 Erwachsene in Europa befragt, darunter 1000 Deutsche.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Kaspersky, DSruptive Subdermals, Oiger-Archiv, Zeit.de, Heise.de, Neuralink

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt