Dresden, 27.7.2012: Die Solarkrise hat ihr nächstes Opfer gefunden: Nun ist auch die Dresdner „Sunstrom“ pleite. Der Komplettanbieter für Photovoltaik-Anlagen hat beim Amtsgericht Dresden Insolvenz angemeldet, wie Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg von der Kanzlei „hww wienberg“ heute mitteilte – das Gericht hat ihn vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Insolvenzverwalter Wienberg will nun Sanierungschancen ausloten
Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld bis Ende September gesichert. „Soweit möglich, wird der Geschäftsbetrieb zunächst fortgeführt“, erklärte Wienberg. Der Insolvenzverwalter werde sich nun zunächst einen Überblick über die Lage des Unternehmens verschaffen und mit Kunden sowie Zulieferern sprechen, betonte sein Sprecher Christoph Möller. Erst danach könne Wienberg einschätzen, ob eine Sanierung der Firma möglich sei.
„Die SunStrom GmbH ist seit über zwölf Jahren am Markt und verfügt über erstklassiges Know-how und hervorragende Referenzen“, teilte der Anwalt selbst schriftlich mit. „Ein Unternehmen mit derartig großer Projekterfahrung ist für Investoren durchaus interessant.“
Zuvor spektakuläre Solar-Projekte realisiert
„Sunstrom“ hat derzeit 140 Beschäftigte am Hauptstandort Dresden und machte zuletzt etwa 25 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen galt lange Zeit als Vorzeigebeispiel für den Aufschwung der Photovoltaik-Branche in Mitteldeutschland. Unter anderem hatten die Dresdner solch riesige uns spektakuläre Solarkraftparks installiert wie das Solardach für die „BMW-Welt“ in München, die Photovoltaik für das Bosch-Parkhaus am Flughafen Stuttgart oder die Photovoltaik-Anlage für das „energieautarke Eigenheim“ bei Hannover
Mit über 2800 selbst installierten Photovoltaik-Anlagen gehörte Sunstrom zuletzt nach eigenen Angaben zu den Marktführern in Deutschland.
Mutter „Solarwatt Dresden“ ging schon im Juni zum Insolvenzrichter
Zuletzt hatte Sunstrom jedoch mit Umsatzrückgängen und der sinkenden Solarstrom-Einspeisevergütung zu kämpfen, die die Investitionsfreude der Solarkunden deutlich gebremst hatte. Zudem musste erst im Juni die Muttergesellschaft „Solarwatt“ wegen Überschuldung den Gang zum Insolvenzrichter antreten – und der genehmigte zumindest einen Sanierungsversuch (Wir berichteten). Der in Dresden-Klotzsche ansässige Modulhersteller „Solarwatt“ (zuletzt 456 Stammmitarbeiter und etwa 70 Leiharbeiter) stand – wie viele andere deutsche Hersteller – zuletzt unter starkem Kostendruck durch die chinesische Konkurrenz. Neben seinem Hauptsitz nahe den Hellerauer Werkstätten hat Sunstrom noch einer US-Tochtergesellschaft in Vancouver, diese ist allerdings eigenständig und hat keine Insolvenz angemeldet. Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
20 Solarunternehmen verlangen von EU Schutzzölle gegen China
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