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Ingenieurinnen aus Dresden entwickeln Radarglas für autonome Autos

Kerstin Täschner vom „Fraunhofer-Institut für organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik“ (FEP) zeigt ein Radarglas-Muster. Foto: Heiko Weckbrodt

Kerstin Täschner vom „Fraunhofer-Institut für organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik“ (FEP) zeigt ein Radarglas-Muster. Foto: Heiko Weckbrodt

Fraunhofer-Institut FEP: Abstandsmesser und Hindernis-Erkenner lassen sich nun in Scheinwerfer integrieren

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Dresden, 12. Oktober 2020. Fraunhofer-Forscherinnen aus Dresden haben gemeinsam mit Instituten aus Aachen neuartige Radargläser für die autonom fahrenden Autos der Zukunft entwickeln. Durch diese Technik wird Platz gewonnen, um direkt an Scheinwerfern mehr Sensoren einzubauen, mit denen sich Fahrzeugcomputer im Straßenverkehr orientieren und Unfälle vermeiden können. „Als nächstes gehen wir damit in den Feldversuch“, kündigte Dr. Kerstin Täschner vom „Fraunhofer-Institut für organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik“ (FEP) in Dresden an. Sie rechnet mit einem hohen Interesse aus der Automobil-Zulieferindustrie.

Automatische und autonom fahrende Autos orientieren sich unter anderem mit Radarsensoren im Straßenverkehr. Fraunhofer-Forscherinnen in Dresden und Aachen haben dafür Radargläser entwickelt, Illustration: temp-64GTX, Shutterstock ID 1165884082

Automatische und autonom fahrende Autos orientieren sich unter anderem mit Radarsensoren im Straßenverkehr. Fraunhofer-Forscherinnen in Dresden und Aachen haben dafür Radargläser entwickelt, Illustration: temp-64GTX, Shutterstock ID 1165884082

Jede Autogeneration braucht immer mehr Sensoren – Bauraum wird knapp

Hintergrund: Bisher rüsten Autohersteller meist ihre Fahrzeuge, die ursprünglich für einen ganz „analogen“ Fahrbetrieb entworfen wurden, mit Laser-, Radar-, Kamera- und anderen Sensoren auf, um sie nachträglich für das automatisierte Fahren fit zu machen. Radaraugen zum Beispiel, die fremde Autos oder andere Hinternisse zu erkennen vermögen, stecken heute oft im Kühlergrill. Dieser Ansatz stößt aber an Grenzen: Die Radarsensoren sind dort wenig geschützt, haben auch nur ein begrenztes „Blickfeld“. Zudem wird der Bauraum am Kühlergrill immer knapper, weil in jeder neuen Autogeneration mehr und mehr Sensoren und Zusatzelektronik stecken.

Magnetron-gesputterte TCO-Beschichtung mit Laser-strukturierten Antennenstrukturen. Abb.: Fraunhofer ILT

Magnetron-gesputterte TCO-Beschichtung mit Laser-strukturierten Antennenstrukturen. Abb.: Fraunhofer ILT

Feine Lasergravur für durchsichtige Antennensysteme

Daher haben sich das FEP, das Institut für Hochfrequenztechnik Aachen und das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik (ILT) in Aachen zum Projekt „Radarglass“ zusammengetan. Gemeinsam haben sie Gläser mit durchsichtigen und leitfähigen Indium-Zinn- und Alu-Zink-Oxiden beschichtet, mit Lasern fein graviert und daraus Radarantennen konstruiert. Die lassen sich nun direkt in die Frontscheinwerfer integrieren. „Durch diese Lösung sind die Sensoren besser geschützt, sie vereisen nicht so leicht, außerdem verbessert sich damit die Seiten- und die Kurven-Sicht“, betonte Ingenieurin Täschner. Damit sei ein wichtiger evolutionärer Schritt hin zum automatischen und später zum autonom fahrenden Auto geschafft.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Fraunhofer FEP, Wikipedia

Scheinwerfer-Prototyp mit Radarglas vom Fraunhofer FEP Dresden.Foto: Heiko Weckbrodt

Scheinwerfer-Prototyp mit Radarglas vom Fraunhofer FEP Dresden.Foto: Heiko Weckbrodt

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