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Ärzte in Dresden lenken Kinder beim MRT mit Tiefsee-Reise ab

Die siebenjährige Lotta testet mit den Radiologieassistentinnen Daniela Ludwig (l.) und Emöke Böhme die Themenwelt "Ozean" im MRT-Raum. Foto: Ines Mallek-Klein für die Hochschulmedizin Dresden

Die siebenjährige Lotta testet mit den Radiologieassistentinnen Daniela Ludwig (l.) und Emöke Böhme die Themenwelt „Ozean“ im MRT-Raum. Foto: Ines Mallek-Klein für die Hochschulmedizin Dresden

Siemens und Uniklinik-Mediziner testen beruhigende Wirkung von Animations-Ton-Themenwelten auf junge Patienten

Dresden, 11. Oktober 2020. Damit Kinder weniger Angst und Stress bei lauten Untersuchungen in der Röhre bekommen, haben die Ärzte im Dresdner Uniklinikum die Kinderradiologie in ein Meeresspektakel verwandelt: Wenn ein Mädchen oder ein Junge in den Magnetresonanztomographen (MRT) muss, werden Lichtanimationen an die Wände und Geräte projiziert und die Geräusche des Meeres in die Kopfhörer eingespielt, die die jungen Patienten tragen. Dieses Pilotprojekt haben nun die Uni-Kinderradiologie und „Siemens Healthineers“ in Dresden gestartet.

Töne und Bilder sollen Patienten beruhigen

Neben dem „Ozean“ sind alternativ auch die Themenwelten „Strand“, „Tulpen“ und „Dschungel“ wählbar. Zudem können nicht nur Kinder während der Untersuchung auf audiovisuelle Reisen gehen, sondern auch Erwachsene – zum Beispiel Menschen, die in der MRT-Röhre leicht Platzangst bekommen. Im Schnitt dauert solche eine Untersuchung 30 bis 45 Minuten. Weil dabei die Magnetspulen stark dröhnen, bekommen die Patienten bisher oft einen Kopfhörer, der den Krach entweder nur abschirmt, oder eine Wunschmusik abspielt. Neu ist nun das Miteinander aus akustischen und visuellen Eindrücken.

Radiologieassistentin Daniela Ludwig hilft der siebenjährigen Lotta in die animierte MRT-Röhre. Foto: Ines Mallek-Klein für die Hochschulmedizin Dresden

Radiologieassistentin Daniela Ludwig hilft der siebenjährigen Lotta in die animierte MRT-Röhre. Foto: Ines Mallek-Klein für die Hochschulmedizin Dresden

Mediziner hoffen auf bessere Aufnahmen, wenn Kinder nicht zappeln

„Wir erwarten durch den Einsatz der Themenwelten eine signifikante Reduktion der Aufgeregtheit und Ängstlichkeit bei den Patienten“, erklärte dazu Prof. Hendrik Berth von der Forschungsgruppe für angewandte Medizinische Psychologie und medizinische Soziologie. Wenn die Kinder während der Untersuchungen dadurch ruhiger liegen, könne sich das „wiederum positiv auf die Qualität der gewonnenen Bilder auswirken“, betonte Prof. Ralf-Thorsten Hoffmann, der das Projekt als Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus Dresden“ begleitet.

Tests mit 260 Patienten

Die Kinderradiologie des Uniklinikums Dresden ist laut eigenen Angaben deutschlandweit die erste Klinik, die die Themenwelten aus Bildern und Tönen mit Patienten testet. Die mediziner wollen in dem Testprojekt rund 260 Patienten vor und nach ihren Untersuchungen befragen, wie sie die Ton- und Bildanimationen erlebt haben. Unter den Probanden sind sowohl Grundschüler als auch Erwachsene. „Sie schätzen ihr aktuelles Befinden ein, genauso wie ihre generelle und aktuelle Ängstlichkeit“, informierte Prof. Berth. „Dabei dienen Smileys zur Kommunikation.“

Autor: hw

Quellen: Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus“ der TUD, Spektrum der Wissenschaft

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt