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Stromer von Geburt an: VW startet ID3-Produktion in Sachsen

Freuen sich sichtlich über den offiziellen Produktionsbeginn für das Elektroauto ID 3 bei VW Zwickau: (von links nach rechts) Ministerpräsident Michael Kretschmer,Kanlerin Angela Merkel; VW-Chef Herbert Diess, VW-Manager Thomas Ulbrich und VW-Betriebsrat Jens Rothe. Foto: Volkswagen

Freuen sich sichtlich über den offiziellen Produktionsbeginn für das Elektroauto ID 3 bei VW Zwickau: (von links nach rechts) Ministerpräsident Michael Kretschmer, Kanzlerin Angela Merkel, VW-Chef Herbert Diess, VW-Manager Thomas Ulbrich und VW-Betriebsrat Jens Rothe. Foto: Volkswagen

Zum Auftakt eines radikalen Konzernumbaus kam auch die Kanzlerin nach Zwickau

Zwickau, 4. November 2019. Inoffiziell stellt das VW-Werk Zwickau den neuen Stromer ID3 bereits seit einigen Monaten her. Heute nun starteten Volkswagen-Chef Herbert Diess, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer die Produktion der neuen Elektroauto-Generation ganz offiziell, wie VW mitteilte.

Volkswagen-Chef hofft auf Durchbruch der E-Mobilität

„Der ID.3 wird einen wichtigen Beitrag zum Durchbruch der E-Mobilität leisten“, versprach Diess. „Er macht saubere, individuelle Mobilität für Millionen von Menschen erreichbar und ist ein Meilenstein für unser Unternehmen auf dem Weg, bis 2050 klimaneutral zu werden.“

1,2 Milliarden Euro in Umrüstung von Zwickau investiert

VW hatte das sächsische Kfz-Werk, das vorher auf klassische Verbrennungsautos spezialisiert war, in den vergangenen Monaten für rund 1,2 Milliarden Euro komplett auf die E-Auto-Produktion umgestellt. In diesem Zuge stieg auch der Automatisierungsgrad der Produktion. Insgesamt installierten Techniker und Ingenieure rund 1700 Roboter und fahrerlose Transportsysteme in Zwickau.

Kapazitätsaufbau statt Job-Abbau

Eigentlich würde VW nach dieser Umrüstung weit weniger Mitarbeiter in der Fabrik brauchen. Der Konzern hatte sich jedoch darauf festgelegt, keinen der 8000 Mitarbeiter deshalb zu entlasten. Die gesamte Belegschaft wurde auf die Produktion von E-Autos und den Umgang mit Starkstrom umgeschult. Um sie alle zu beschäftigten, erhöhte das Unternehmen auch die Produktionskapazität am Standort: von täglich maximal 1350 Fahrzeugen auf bis zu 1500 Fahrzeuge pro Tag.

Vor allem in Zulieferindustrie fallen viele Jobs weg

Allerdings ist bereits absehbar, das bei vielen VW-Zulieferern zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen werden. Dies wird insbesondere auch viele Unternehmen in Sachsen treffen und besonders Betriebe, die mit den bisherigen Diesel- und Otto-Motoren sowie deren Peripherie zu tun hatten. Eine Studie des „Netzwerks Automobilzulieferer Sachsen“ (AMZ) hatte jüngst erst prognotiziert, dass durch den Schwenk zur Elektromobilität in sächsischen Zuliefererbetrieben etwa 5100 Menschen ihre bisherigen Tätigkeiten verlieren und im Gegenzug aber nur 4250 neue Jobs entstehen werden.

e-Golf-Produktion in der Gläsernen VW-Manufaktur Dresden. Foto: VW Dresden

e-Golf-Produktion in der Gläsernen VW-Manufaktur Dresden. Foto: VW Dresden

VW setzt viel auf eine Karte

Nach Zwickau will die VW-Spitze weitere Fabriken auf Stromer umrüsten, darunter auch die bisherige Elektrogolf-Manufaktur in Dresden. Der radikale Umstieg ganzer Konzernstandorte auf Elektroautos ist eine riskante Entscheidung für den weltweit größten Autobauer: Bisher gingen Elektroautos in Deutschland nicht gerade ab wie Bananen in der DDR. Sie verkauften nur in Nischenmärkten mit hohen Subventionen und niedrigen Strompreisen wie in Norwegen richtig gut. Keiner weiß, ob sich das mit den neuen Stromern, die von Anfang an konsequent als Elektroautos entwickelt worden waren, wirklich ändern wird. Angesichts der immer schärferen EU-Abgasvorschriften hat VW allerdings auch nicht beliebig viele Alternativen.

Der Verkaufstart des ID3 soll im Sommer 2020 sein. In Deutschland werde die Basisversion weniger als 30.000 Euro kosten, hat Volkswagen versprochen.

Autor: hw

Quelle: VW, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt