Eco-Umfrage: 87,5 % nutzen keinerlei digital vermittelten Mobilitätsdienste, Mehrheit will auch keine Daten teilen
Köln, 19. September 2022. Nur eine vergleichsweise kleine Minderheit der Deutschen nutzt Carsharing-Autos, Mietroller- oder Fahrzeuge, Chauffeurdienste à la Uber oder andere digital vermittelte Mietfahrzeuge und Dienste der sogenannten „Sharing Economy“. Das hat eine Umfrage des „Eco“-Verbandes der Internetwirtschaft aus Köln und der Marktforschungsfirma „Civey“ unter 2500 Menschen in der Bundesrepublik ergeben.
3,2 Prozent nutzen Carsharing
Demnach nutzen 87,5 Prozent der Befragten keinerlei Mobilitätsdienste, die über digitale Plattformen vermittelt werden. 3,5 Prozent haben schon wenigstens gelegentlich einmal auf Taxikonkurrenten wie „Uber“ & Co. zurückgegriffen, 3,2 Prozent nutzen Carsharing-Autoflotten und 2,7 Prozent fahren ab und zu mit dem Miet-Elektroroller. 61 Prozent lehnen es zudem ab, ihre Mobilitätsdaten mit Anbietern zu teilen – zum Beispiel für Geschäftsmodelle, die auf eine plattformübergreifende Mobilitätsvermittlung zielen.
Dienstleister scharf auf Mobiltätsdaten
Besonders letzterer Punkt wurmt die Eco-Branchenvertreter besonders: „Für eine nachhaltige Mobilitätswende braucht es ein Mobilitäts-Ökosystem, das den souveränen und sicheren Austausch von Daten unter allen beteiligten Akteuren ermöglicht“, meint Eco-Vorstand Oliver Süme. „Nur so können Anbieter vernetzte Plattformen realisieren, die unter Berücksichtigung von Echtzeitdaten das best-geeignete Verkehrsmittel und die effizienteste Route ermitteln.“ Ein nachhaltiger und innovationsgetriebener Fortschritt im Mobilitätssektor sei ohne aussagekräftige Daten und deren Verfügbarkeit und Vernetzung schier unmöglich.
3,4 Millionen haben sich für Carsharing registriert
Die vom Eco erfragte Resonanz von Teilautos deckt sich annähernd auch mit Daten des Bundesverbandes Carsharing (BCS): Demnach hatten sich bis Anfang 2022 rund 3,4 Millionen Menschen in Deutschland für mindestens einen dieser Dienste registriert, also etwa 4,2 Prozent aller Menschen in der Bundesrepublik. Rechnet man noch ein, dass sich Kinder nicht anmelden können und mancher Angemeldete womöglich eine „Karteileiche“ ist, kommt das an die Eco-Zahlen nahe heran.
Mögliche Gründe
Über die Gründe für die geringe Resonanz für digital vermittelte Mobilitätsdienste in Deutschland kann man nur spekulieren. Einerseits galt und gilt besonders in der alten Bundesrepublik seit jeher jede Preisgabe eigener Daten – selbst für eine Volkszählung – als verpönt. Anderseits wächst das von Politikern vielerorts als umweltfreundlich protegierte Carsharing zwar weltweit durchaus, hat aber weiterhin nur geringen Rückhalt – und der Anteil an allen Verkehrsbewegungen bleibt weiter gering. Beliebter sind in vielen Ländern – vor allem in Nordamerika und Asien – preiswerte Privat-Chauffeurdienste wie Uber. In Europa und speziell in Deutschland haben diese Dienste aber weniger stark Fuß fassen können, unter anderem wegen des starken Widerstands der Taxi-Gilden und staatlicher Reglementierungen. In der Bundesrepublik mag als Faktor für das geringe Interesse an Sharing-Diensten noch die starke Identifikation mit dem eigenen Auto hinzukommen. Auch hatte Corona zum Beispiel dem vielerorts in Deutschland gerade erst gestarteten Elektroroller-Verleih noch mal einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Und in der Praxis finden es viele Deutsche anscheinend eher kompliziert und teuer, mit einer Kombination aus geteilten Autos, Fahrrädern oder Rollern von A nach B zu kommen.
Junioren sind aufgeschlossener
Unter den jüngeren Deutschen finden solche Fortbewegungs-Modelle freilich schon deutlich stärkere Resonanz als in der Gesamtbevölkerung: Hier kommen Teilautos, Miet-Elektroroller, Uber & Co, teils auf Nutzerquoten von 10 bis 16 Prozent. „Die Verkehrswende weg vom Individualverkehr und Besitz hin zu Shared-Mobility-Services bedarf eben auch eines Einstellungswandels auf Individualebene“, meint Eco-Vorstand Süme.
Autor: hw
Quellen: Eco, Statista, BCS
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