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Ifo Dresden: Ostdeutschland braucht mehr außereuropäische Zuwanderung

Prof. Joachim Ragnitz ist Stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Joachim Ragnitz ist Stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prognose: In einigen Regionen gibt es 2030 1/3 weniger Erwerbsfähige

Dresden, 13. Juni 2019. Nur mit mehr außereuropäischen Zuwanderern wird die ostdeutsche Wirtschaft ihre Fachkräftelücke schließen können. Das hat Joachim Ragnitz, der Vizechef des Wirtschaftsforschungs-Instituts „Ifo Dresden“ eingeschätzt. „In einzelnen ostdeutschen Regionen wird die Zahl der Erwerbsfähigen bis 2030 um rund ein Drittel zurückgehen“, prognostizierte er.

Westdeutsche können Lücken nicht schließen

Rückwanderer aus Westdeutschland könnten die Lücke nicht schließen, betonte Ragnitz. Auch die mögliche Fachkräfte-Zuwanderung aus dem EU-Raum sei beschränkt. Wenn es aber nicht gelinge, die offenen Stellen in den Betrieben zu besetzen, werde sich das ostdeutsche Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen.

Staatliche Hilfe bei Fachkräftesuche außerhalb Europas nötig

„Da das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz nun verabschiedet ist, sind die rechtlichen Hindernisse für eine gezielte Anwerbung von gut qualifizierten Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern beseitigt“, argumentierte der Wirtschaftsforscher. „Nun ist es nötig, aktiv um Zuwanderer zu werben.“ Die für Ostdeutschland typischen kleinen und mittleren Unternehmen könnten aber kaum eine eigenständige Suche im Ausland unternehmen. „Sie brauchen staatliche Unterstützung, um gezielt Arbeitskräfte anzuwerben.“

Ostdeutsche Vorbehalte abbauen

Ragnitz fordert daher : „Um die Attraktivität der ostdeutschen Länder für ausländische Arbeitnehmer zu steigern, müssten die Löhne steigen, die allgemeine Infrastruktur verbessert werden. Wichtig wäre es auch, die Bereitschaft der Unternehmen zu erhöhen, Fachkräfte aus anderen Ländern zu beschäftigen, was im Moment oft an Vorbehalten in der ostdeutschen Bevölkerung scheitert.“ Gelinge das nicht, drohten erhebliche negative wirtschaftliche Auswirkungen, die den weiteren Aufholprozess Ostdeutschlands massiv beeinträchtigen würden.

Quelle: Ifo Dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt