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THW probt für den Ernstfall

Um 90 cm muss die Eisenbahnbrücke im Ernstfall gehoben werden. Foto: Peter Weckbrodt

Um 90 cm muss die Eisenbahnbrücke im Ernstfall gehoben werden. Foto: Peter Weckbrodt

Hochwasser-Übung an Weißeritztalbahn-Brücke in Sachsen

Obercarsdorf, 31. Januar 2017. Tausende fragende Augenpaare richteten sich am Ortseingang von Obercarsdorf kürzlich von der Bundesstraße 170 auf einen Großeinsatz des Technischen Hilfswerkes THW. Nicht zur Bewältigung einer winterlichen Notsituation waren hier die Angehörigen des Ortsverbandes Dippoldiswalde angerückt, sondern sie übten den Ernstfall einer Hochwassersituation an der Eisenbahnbrücke über die Weißeritz.

Was sich an diesem Tage noch über  Stunden hinzog,  ist im Ernstfall vom THW im Wettlauf mit den ansteigenden Fluten in etwa zwei Stunden zu meistern. Der Ernstfall tritt ein, wenn vom Pegel Schmiedeberg ein Anstieg der Wasserführung um 80 cm, das entspricht der Hochwasserwarnstufe 1, gemessen und automatisch nach Dippoldiswalde gemeldet wird. Dann wird die Strecke für den Zugverkehr gesperrt. Anschließend muss die 26 Tonnen schwere Brücken- Stahlkonstruktion um ca. 90 cm angehoben werden damit sie die gleiche Durchlasshöhe wie die unmittelbar benachbarte Straßenbrücke der B 170 erreicht. Bei den Hochwassern der Jahre 2002 und 2013 hatte die Brücke wegen ihrer geringen Bauhöhe die Fluten der Weißeritz auf verheerende Weise gesperrt. Das soll, das darf nicht wieder passieren.

Doppel-T-Stahlstücke werden under die angehobene Brücke geschoben. Foto: Peter Weckbrodt

Doppel-T-Stahlstücke werden under die angehobene Brücke geschoben. Foto: Peter Weckbrodt

Die Idee, die Obercarsdorfer Brücke anhebbar zu machen, wurde in der Betriebsleitung der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG geboren. Gemeinsam mit den Ingenieuren der Dresdner IPROconsult GmbH wurde die dafür geeignete technische Lösung gefunden. „Wir setzen an jeden der vier Eckpunkte der Brückenkonstruktion eine Zahnstangenwinde mit einer Hubkraft von 10 t ein.“,erläutert Mirko Froß, Eisenbahnbetriebsleiter der SDG, die Technologie.“ ElektrischeWinden kommen nicht in Frage, weil im Katastrophenfall wahrscheinlich kein Strom anliegt. Ein großer Kran kommt nicht schnell genug hierher, da bleibt nur die Muskelkraft.“, stellt Froß lapidar fest.

Unter die manuell angehobene Brücke werden ca. 60 cm lange vorgefertigte Doppel-T-Trägerstücke gelegt und miteinander verschraubt. Bei der Generalprobe passte noch nicht Alles komplett. Da werde es Nacharbeiten geben, bestätigte Froß.

Allein mit Muskelkraft, durch den Einsatz von Zahnstangenwinden, heben Helferd des THW Dippoldiswalde die Stahlkonstruktion der Brücke um 90 cm an. Foto. Peter Weckbrodt

Allein mit Muskelkraft, durch den Einsatz von Zahnstangenwinden, heben Helferd des THW Dippoldiswalde die Stahlkonstruktion der Brücke um 90 cm an. Foto: Peter Weckbrodt

Mit im Einsatz waren THW-Helfer aus Dresden und Pirna. Sie sollten diese Technik ebenfalls kennen und beherrschen lernen, damit sie im Notfall helfend zur Seite stehen können.

Alle im Ernstfall einzubauenden Konstruktionsteile können problemlos von Menschenhand bewegt werden, Sie werden im Stützpunkt der Straßenmeisterei Obercarsdorf eingelagert und sind folglich schnell verfügbar.

An der Brücke selbst mussten keine Veränderungen vorgenommen werden. Sie hatte die Hochwasser gut überstanden. Auf maximal 40 000 Euro schätzt Froß die Kosten für die  Hublösung. Diese Lösung ist einzigartig nicht nur in Sachsen, sondern vielleicht sogar europaweit.

Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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