
Abb.: Facebook
„Wenn Sie ihren Account weiter nutzen möchten, schicken Sie uns bitte zuvor eine Kopie ihres Ausweises. Die Kopie muss farbig und sie als Inhaber des Ausweises müssen für uns klar erkennbar sein. Sollten sie Fragen haben warum dies so ist, lesen Sie bitte unsere Geschäftsbedingungen durch. Wollen Sie für ihr Recht eintreten, dann finden Sie uns in Kalifornien. Ihr Facebook-Team“ Sinngemäß ist dies die Aussage die viele Nutzer dieser Tage erhalten, deren Facebooknutzerkonto gesperrt wurde. Wie schnell dies geht, das erfuhr ich vor wenigen Tagen.
Wegen einer Meldung über eine Anonymus-Attacke, Konto gesperrt?
„Eigentlich war die Meldung für Facebook prädestiniert. Mitglieder der Gruppe „Anonymus“ wollen im November Facebook attackieren und versuchen diese Plattform lahmzulegen. Warum also nicht eine solche Nachricht mit anderen teilen? Schließlich ist Facebook dazu gedacht, interessante Botschaften schnell an seine Freunde zu übermitteln. Dass gerade auch das angekündigte Opfer der Nachricht auch der Anbieter meines Verteilermediums war, dafür konnte ich nichts. Und wenn ich mich recht entsinne, machte ich mir darüber überhaupt keine Gedanken. Ob mein Account aufgrund dieser Meldung gesperrt wurde, kann ich nur vermuten. Ich weiß es nicht. Aber es wunderte mich schon, warum ich ein paar Minuten später nicht mehr auf meinen Account zugreifen konnte.“
Zensiert Facebook die Inhalte seiner Nutzer?
Die mir zugetragene Geschichte des gesperrten Facebookaccounts klingt nach einer verlockenden Story. Man könnte diese mit der Überschrift betiteln „Facebook zensiert unerwünschte Inhalte“ Doch wie bereits erwähnt, konnte die Meldung über den Angriff von Anonymus-Mitgliedern auf Facebook nicht zweifelsfrei als Ursache für die Sperrung des Accounts nachgewiesen werden. Was jedoch zweifelsfrei feststeht, der Account des Nutzers wurde kompromittiert, also auf deutsch „missbraucht“. Nach der Definition von Facebook, hat jemand den Account benutzt, der nicht Inhaber des Accounts war. Dies ist zu mindestens die Erklärung von Facebook, wenn man von einem kompromittiertem Account spricht.
Doch denken wir einfach mal laut über die Sperrung nach. Der Account wurde gesperrt nachdem die Meldung über die Anonymus-Attacke erschien. Anschließend erhielt der Nutzer eine Nachricht, dass sein Nutzerkonto kompromittiert wurde. Laut Facebook bedeutet dies:
„Falls dein Konto Spam versendet (z. B. Werbung oder verdächtige Links) oder von einer anderen Person verwendet wird,…“
Dass eine Drittperson das Konto nutzte, ist auszuschließen. Das über das Konto Spam versendet wurde, kann ebenfalls ausgeschlossen werden. Dasselbe gilt für Werbung, da das Konto nur selten benutzt wurde. Bleibt nur noch der verdächtige Link, über welchen man sich aber streiten kann. Die Frage warum das Konto gesperrt wurde, könnte nur Facebook selber beantworten.
Facebook will eine Kopie deines Personalausweises – aber wozu?
Doch damit nicht genug. Denn wenn ein Konto nach der Meinung von Facebook kompromittiert wurde, dann darf man sich anschließend sprichwörtlich vor Facebook ausziehen. Damit man seinen Account wieder nutzen kann, fordert Facebook dazu auf, die Kopie eines staatlich ausgestellten Dokumentes, wie den Personalausweis oder Reisepass an Facebook zu senden.
„Bitte lade eine Kopie deiner Foto-ID, damit wir bestätigen können, dass dieses Konto dir gehört. Wir empfehlen, jegliche persönlichen Informationen, die wir nicht zur Bestätigung deiner Identität (z.B. Sozialversicherungsnummer) benötigen, abzudecken. Diese ID muss stattlich ausgestellt sein (z.B. Reisepass, Führerschein), muss farbig sein, muss klar deinen kompletten Namen, Geburtstag und Foto zeigen.“
Ich drück es mal mit den Worten einer Kommentatorin aus, deren Account ebenfalls gesperrt wurde: „Die wollen meinen Personalausweis haben. Ich soll ihn hoch laden. Das geht mir zu weit. Ich will da raus.“ Ich stell zudem eine weitere Frage. Wie will Facebook anhand meines Personalausweises wissen, dass ich auch der Besitzer des Accounts bin? Sie haben mich nie persönlich kennen gelernt, Ich bin nicht dazu verpflichtet mich vor der Nutzung von Facebook bei einer öffentlichen Stelle zu legitimieren. Und wenn ich meinen Führerschein zu Facebook senden würde, würden diese mich nicht erkennen können, da das Foto knapp 20 Jahre alt ist. Was also bezweckt Facebook mit einer solchen Aufforderung?
Streit mit Facebook? – Dann kauf schon mal ein Ticket nach Kalifornien
Man kann nur vermuten, dass Facebook keine Lösung für die auftretenden Probleme findet. Anstatt sich zu öffnen und die Nutzer mit einzubeziehen, vermitteln sie den Eindruck einer unorganisierten Behörde, die ziellos um sich schlägt, Regeln aufstellt und im gefühlten Sekundentakt verändert. Was vor wenigen Wochen noch in den Nutzungsbedingungen nachzulesen war, ist heute schon wieder verschwunden. Dazu gesellen sich immer neuere Regeln, die scheinbar mit der Entwicklung nicht mehr Schritt halten können. Darunter auch der folgende Passus in den aktuellen Nutzungsbedingungen, der wenig Vertrauen schafft.
„Du wirst sämtliche Ansprüche, Klagegegenstände oder Streitfälle („Anspruch“), die du uns gegenüber hast und die sich aus dieser Erklärung oder aus Facebook oder in Verbindung damit ergeben, ausschließlich vor einem Staats- oder Bundesgericht in Santa Clara County, Kalifornien, klären. Diese Erklärung sowie alle Ansprüche, die möglicherweise zwischen dir und uns entstehen, unterliegen den Gesetzen des Bundesstaates Kalifornien, unter Ausschluss der Grundsätze des Kollisionsrechts. Du erklärst dich damit einverstanden, dich bei einem Prozess über alle derartigen Ansprüche der personenbezogenen Zuständigkeit der Gerichte in Santa Clara County, Kalifornien, zu unterwerfen.“
Tipp: Account gesperrt? – Leg dir einen Neuen unter altem Namen zu
Wie kann man aber nun sein Konto wieder aktivieren? Gar nicht, außer man unterwirft sich den Richtlinien von Facebook. Der einfachste Weg besteht jedoch darin, sich einen neuen Account mit gleichem Namen, aber diesmal mit einer sogenannten, Satelliten E-Mail Adresse zu zulegen. Sollte es anschließend erneut zu einer Sperrung kommen, dann kann man zu mindest die Mailadresse einfach löschen und somit ausschließen, weitere Mails von Facebook zu erhalten.
Links: Nutzungsbedingungen von Facebook, Kompromittiertes Konto
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