Flexible Energiespeicher: TU-Ausgründung will fünf bis zehn Millionen Euro investieren
Dresden, 9. November 2017. Das junge Technologie-Unternehmen Scaba plant, im Dresdner Norden eine neue Batteriefabrik einzurichten. Das Investitionsvolumen schätzt Scaba-Mitgründer Marco Zichner auf etwa fünf bis zehn Millionen Euro. „Wir haben jetzt etwa 50 Batterie-Unternehmen draußen bei Kunden im Einsatz und bewiesen, dass unser Konzept funktioniert“, sagt der Ingenieur. „Jetzt gehen wir in den industriellen Maßstab. 2022 wollen wir auf 100 Millionen Euro Jahresumsatz kommen.“
Sonderform-Batterien für elektrische Exoten
Dabei ist das Unternehmen gerade erst zwei Jahre alt. 2015 aus dem Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden ausgegründet, haben die Ingenieure Sebastian Prengel, Marco Zichner, Martin Helwig, Alexander Herbig und Roman Pärschke in Dresden-Klotzsche seither ein pfiffiges Batteriekonzept alltagsreif gemacht. Gedacht sind ihre Batterien vor allem für Firmen, die Spezialfahrzeuge, Lagerroboter, E-Boote oder ähnliche elektrische „Exoten“ bauen. Die brauchen oft besonders geformte Batterien mit hoher Energiedichte. Weil diese Sonderprodukte aber meist nur in kleinen bis mittleren Serien aufgelegt werden, sind diese Aufträge für die großen Batteriekonzerne in Fernost schlichtweg zu klein und deshalb uninteressant.
Energiezellen werden in Kunststoff-Matrix verschaltet
Daher haben die Dresdner Leichtbau-Experten ein System für modular erweiterbare Batterien entwickelt, das an das Lego-Prinzip erinnert: Die Scaba-Ingenieure packen dafür runde Energiezellen senkrecht nebeneinander in eine Art Kunststoff-Netz, das nahezu beliebig zugeschnitten werden kann. Dadurch werden im Vergleich zu den starren Formfaktoren klassischer Industriebatterien nahezu beliebige Batterie-Formen möglich, um die im konkreten Fahrzeug verfügbaren Innenräume besser auszufüllen. Soll zum Beispiel ein neuentwickelter elektrischer Gabelstapler einen Stromspeicher in seinem trapezförmigen Heckraum bekommen, würden traditionelle Batteriewürfel viel Platz verschwenden – im Dresdner Konfektionssystem hingegen nimmt der Energiespeicher die winkligen Formen des Staplers an. Auch der Stauraum unter einem Solardach oder die Hohlräume in einem mobilen Roboter lassen sich so bis zum letzten Liter mit Energiespeichern füllen.
Sachsen versprechen 30 Prozent höhere energfiedichte fürs Gesamtsystem
Der Clou liegt insofern nicht in den einzelnen Batteriezellen. Die kommen von Samsung, LG, Panasonic oder Sony, sind also zugekauft. Das Besondere am Scaba-System sind die anpassbare Kunststoff-Matrix (daher auch der Firmename: Scalierbare Batterien = Scaba), die Zellverbindungen, die Steuerelektronik und ein platzsparendes Kühlkonzept. Unterm Strich entstehen so individuelle und leicht erweiterbare Energiespeicher, die dicht gepackt sind, dennoch nicht überhitzen, zudem auch den Vibrationen und Stößen im harten Fahrzeugalltag gut standhalten, betont Marco Zichner. „Unsere Batterien kommen dadurch auf eine etwa 30 Prozent höhere Energiedichte als herkömmliche Batterien und sind etwa 20 Prozent billiger. Außerdem können wir sie sehr einfach recyceln.“
Baustein auf dem Weg zum führenden Energiespeicher-Standort
Wie das Konzept in größerem industriellen Maßstab ankommt, bleibt abzuwarten. Die geplante Scaba-Fabrik wäre jedenfalls neben den Daimler-Batteriewerken in Kamenz ein weiterer wichtiger Baustein für das von Wirtschaftsförderern definierte Ziel, den Großraum Dresden zu einem führenden europäischen Energiespeicher-Standort zu entwickeln.
Autor: Heiko Weckbrodt
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