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Northvolt will sich aus den Roten Zahlen herausschrumpfen

Die Hauptfabrik von Northvolt: die Fab 1 Ett. Foto: Northvolt

Die Hauptfabrik von Northvolt: die Fab 1 Ett. Foto: Northvolt

Schweden halten vorerst an deutscher Fab fest, wollen sich aber erst im Herbst festlegen

Stockholm, 9. September 2024. Angesichts von Milliarden-Verlusten, einer starken Konkurrenz aus China und einer schwächelnden Elektroauto-Nachfrage wird „Northvolt“ einen Teil seiner Mitarbeiter vor die Tür setzen und mehrere Standorte herunterfahren beziehungsweise verkaufen. Das hat der schwedische Akku-Hersteller heute angekündigt. Immerhin: An ihren begonnenen Akkumulator-Fabrik in Schleswig-Holstein wollen die Skandinavier festhalten – wobei sie aber nicht ausschließen, ihre Investitionspläne in Deutschland weiter in die Zukunft zu verlagern.

„Müssen einige harte Maßnahmen ergreifen“

All dies ist Teil eines umfangreichen Kostensenkungs-Programms, mit denen sich Northvolt aus den tiefroten Zahlen herausarbeiten will. Noch haben sich die Schweden aber nicht genau festgelegt, wieviele Menschen sie entlassen oder anderweitig loswerden wollen. „Wir müssen einige harte Maßnahmen ergreifen, um die Grundlagen der Geschäftstätigkeit von Northvolt zu sichern, unsere finanzielle Stabilität zu verbessern und unsere operative Leistung zu stärken“, hieß es dazu von Unternehmens-Chef und Mitbegründer Peter Carlsson.

Weiterer Sparmaßnahmen zu erwarten

Die Northvolt-Manager planen nun insbesondere, sich auf weniger Standorte zu konzentrieren, statt schnell in Europa zu expandieren, wie zunächst geplant. Als Kernstandorte sehen sie produktionsseitig ihre schwedische „Gigafabrik Northvolt Ett“ und für die Entwicklungsaktivitäten ihre „Northvolt Labs“ in Västerås. Herunterfahren oder verkaufen wollen sie die Standorte im schwedischen Skellefteå und in Kvarnsveden. An den Zellfertigungs-Fabriken Danzig, Novo Schweden, Northvolt Drei in Deutschland und Northvolt Six in Kanada wollen die Chefs vorerst festhalten. „Mögliche Überarbeitungen der Zeitpläne dieser Projekte werden im Herbst bestätigt, zusammen mit allen weiteren notwendigen Kosteneinsparungsmaßnahmen“, heißt es dazu aus Stockholm. „In der Zwischenzeit werden die Arbeiten an allen Standorten fortgesetzt.“

Northvolt 3 in Heide ist auch für Bundesampel ein Prestigeprojekt

Der symbolische Spatenstich für die Akku-Fabrik „Northvolt 3“ in Heide im März 2024 galt als Auftakt für ein prestigeträchtiges Vorzeigeprojekt der deutschen Ampel. Dort wollte Northvolt eigentlich in naher Zukunft Akkuzellen mit einer Jahres-Gesamtkapazität von 60 Gigawattstunden (GWh) bauen und 3000 Menschen dafür anheuern. Ein Hintergrund des Projektes: Die Bundesampel will, ähnlich wie zuvor schon die Merkel-Regierung, Deutschland zu einem wichtigen internationalen Standort der Akku-Herstellung machen. Bei den bisher versprochenen und ausgeschütteten Subventionen spielte vor allem der Gedanke eine Rolle, dass die deutsche Fahrzeugindustrie sich rasch auf den Bau von Elektroautos umstellen sollte. Die Stromer wiederum sind unter anderem deshalb so teuer, weil vor allem ihre Haupt-Akkus richtig viel Geld kosten – und daran verdienen bisher vor allem die Zulieferer aus Südkorea und China. Die hoch bezuschussten Fabrikpläne von CATL, Northvolt und anderen Akku-Herstellern in Deutschland sollten dieses Dilemma ein Stück weit entspannen. Allerdings ist die erste Euphorie längst verflogen: Die internationalen Konzerne sind wegen den deutschen Nachfrage-Einbruchs bei Elektroautos inzwischen nicht mehr so erpicht darauf, in Deutschland richtig große Gigafabs mit eigenem Geld hochzuziehen und auszubauen. Und das gilt eben auch für Northvolt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Northvolt, Oiger-Archiv, Statista

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt