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Dresden richtet „Welcome Center 2.0“ ein

Die ersten Willkommens-Lotsinnen sind im Welcome Center 2.0 eingezogen. Foto: Heiko Weckbrodt

Die ersten Willkommens-Lotsinnen sind im Welcome Center 2.0 eingezogen. Foto: Heiko Weckbrodt

Willkommens-Lotsinnen wollen ausländischen Fachkräfte durch Bürokratie-Dschungel bugsieren

Dresden, 12. August 2024. Ohne Fachkräfte oder zumindest talentierte junge Menschen aus dem Ausland wird der wirtschaftliche Aufschwung in Sachsen über kurz oder lang zum Stillstand kommen – darüber sind sich die meisten Politiker, Ökonomen und Unternehmer in Dresden weitgehend einig: Der absehbare Fachkräftebedarf in Sachsens Chipfabriken, Software-Schmieden und anderen Technologie-Betrieben auf der einen Seite sowie Überalterung und sinkende Geburtenzahlen auf der anderen Seite sprechen da eine beredte Sprache.

Land und Unis machen Akquise, Stadt feilt am anderen Ende der Kette

Während die Landesregierung und die hiesigen Unis darauf mit einem Ausbau der gezielten Fachkräfte-Akquise in Taiwan, Vietnam, in der Mongolei, Lateinamerika, Zentralasien und weiteren ausgewählten Zielregionen reagieren, knüpft die Stadt Dresden am anderen Ende der Kette: Auf Geheiß von Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka wird das städtische „Welcome Center“ modernisiert, in die Theaterstraße verlagert und mit fünf Willkommens-Lotsinnen ausgestattet. Die sollen Akademikern und Facharbeitern aus Indien, China, aus der Ukraine, Russland, aus dem Iran und weiteren Staaten, die in Dresden eine neue Arbeitsstelle antreten, den Start im neuen Zuhause mit all seinen sprachlichen, kulturellen und bürokratischen Barrieren erleichtern.

Jan Pratzka. Foto: Heiko Weckbrodt

Jan Pratzka. Foto: Heiko Weckbrodt

Wirtschaftsbürgermeister: Optimale Fachkräfte-Betreuung ist wichtiger Standort-Vorteil

„Im internationalen Wettbewerb um ausländische Fachkräfte ist die optimale Betreuung und Integration, einschließlich der Unterstützung von Dresdner Unternehmen, ein wichtiger Standortvorteil“, betont Pratzka. „Das ,Welcome Center Dresden’ arbeitet eng mit den Partnern der Fachkräfteallianz zusammen, informiert über bereits existierende Beratungsangebote und vermittelt Kontakte, damit wir alle Fachkräfte und Arbeitgeber bestmöglich unterstützen können.“

1. Welcome Center öffnete 2013

Ein erstes „Welcome Center“ hatte der damalige Wirtschaftsbürgermeister und heutige Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bereits 2013 in einer Nebenstraße nahe am Dresdner Postplatz eingerichtet. Schon das Gründungsteam bekam den Auftrag, qualifizierte Zuwanderer in ihren ersten Tagen, Wochen und Monaten in Dresden zu unterstützen. Tatsächlich waren die Dienste dieses Büros auch gefragt: Betreute das erste Zentrum anfangs rund 3000 Menschen pro Jahr, waren es zuletzt 9000, also dreimal so viele. Hinzu kamen all jene Studenten und Forscher in spe, die das „Welcome Center“ der TU Dresden betreute. Allerdings missverstanden auch viele ausländische Stadtbesucher das Büro in der Innenstadt als eine Art Touristen-Information. Zudem öffneten sich durch das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz neue Wege die qualifizierte Zuwanderung nach Dresden. Hinzu kommt, dass durch die TSMC-Chipfabrik und weitere Hightech-Investitionen in der sächsischen Landeshauptstadt ein starker Zuzug aus Taiwan und weiteren Staaten zu erwarten ist. Nicht zuletzt kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Akademiker und Fachkräfte im deutschen Bürokratie-Dschungel mehr unkomplizierte Hilfen aus einer Hand brauchen – neudeutsch „One Stop Shop“ genannt.

Welcome Center 2.0 soll mehr „aus einer Hand“ organisieren

Deshalb hat Pratka das Zentrum zum „Welcome Center 2.0“ umstrukturiert, in der Theaterstraße neben der Ausländerbehörde einquartiert und will es mit fünf mehrsprachigen Willkommens-Lotsinnen ausstatten. Die sollen Fachkräfte, die über „Blue Card“, Fachkräfteeinwanderungsgesetz oder ähnliche Pfade für einen Karriere-Neustart nach Dresden kommen. Im einzelnen sollen sie diese Zuwanderer beispielsweise durch Identitäts-Prüfung, Abschluss-Anerkennung, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, Ehegatten-Jobvermittlung, Kita- und Schulsuche, Elterngeld und durch andere Fallstricke im deutscher Regel-Dickicht bugsieren.

Fachkräfte-Allianz finanziert Startphase – und will Konzept dann auch anderen Kommunen anbieten

Das neue Welcome Center ist ein gemeinsames Projekt der Fachkräfte-Allianz Dresden. Dazu gehören neben der Stadt das Jobcenter, die Arbeitsagentur, die Gewerkschaften, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, TU Dresden und weitere Akteure. Die Allianz finanziert das „Welcome Center 2.0“ für die ersten zwei Jahre. 2025 soll das Zentrum an die Lingerallee umziehen. Wenn es sich bewährt, wollen die Dresdner das das neue Konstrukt auch anderen Städten und Landkreisen in Sachsen als Blaupause anbieten.

  • Die Willkommenslotsen sind unter der E-Mail-Adresse welcome@dresden.de oder per Telefon unter der Servicenummer 0351-4886051 erreichbar (dienstags, donnerstags von 9 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr). Beratungen und Absprachen werden individuell vereinbart.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: LHD, AA, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt