Neues Labor in Freiberg experimentiert mit additiver Produktion aus organischen Resten
Freiberg, 2. September 2022. Landet unser Biomüll künftig im 3D-Drucker statt im Kompost? Bringen Bauern andere unverwertbaren Erntereste womöglich in Zukunft zu großen additiven Wertstoffhöfen, die aus Spreu passende Ersatzteile für die Mähdrescher erzeugen? Ob und wie das geht, will die Bergakademie Freiberg nun in einem neuen Reallabor für organischen 3D-Druck erproben. Das sächsische Regionalministerium hat eine Million Euro Anschubfinanzierung für dieses „Sustainable Additive Manufacturing in Saxony“ (Samsax) genannte Labor zugesagt, um die Kreislaufwirtschaft im Freistaat zu fördern.
„Ökologische Wertschöpfung für die sächsische Industrie“
„Unser großes Ziel ist es, eine nachhaltige und ökologische Wertschöpfung für die sächsische Industrie zu ermöglichen“, betonte Prof. Henning Zeidler, der Bergakademie den Lehrstuhl für Additive Fertigung leitet. „3D-Druck bietet dieses Potenzial.“ Seine Vision für die Zukunft: Kleine und mittlere Unternehmen vor Ort liefern nachwachsende Rohstoffe oder Reststoffe aus der Produktion an das Labor für nachhaltigen 3D-Druck. Kurze Zeit später erhalten sie ein daraus gefertigtes Produkt als Werk- oder Wertstück. Zudem docken die Bergakademie und ihre Projektpartner von den Unis Dresden und Chemnitz Bildungsangebote rund um den 3D-Druck an ihr Labor an.
Forscher füttern 3D-Drucker mit Aprikosenkernmehl, Spreu und Sägespänen
Als Rohstoffe für ihre Spezial-3D-Drucker wollen die Forschenden aber nicht mit Misch-Biomüll aus Haushalten anfangen, sondern möglichst reine biologische Stoffe einsetzen: Erste Versuche mit Aprikosenkernmehl sind schon recht erfolgreich verkaufen. Auf dem „Speisezettel“ der additiven Fertigungsanlagen stehen aber auch Sägespäne aus Sägewerken und Spreustroh aus Erntemaschinen.
Additive Anlagen erzeugen längst mehr als nur Plaste-Bauteile
Klassische 3D-Drucker schmelzen meist einfache Kunststofffäden auf und erzeugen aus der Schmelze anhand von Computermodellen schichtweise die gewünschten Bauteile. Moderne industrielle 3D-Drucker – auch additive Fertigungsanlagen genannt – können auch Titan, Kupfer und andere Metalle sowie Keramiken verarbeiten. Im Medizinsektor gibt es zudem Experimente mit dem 3D-Druck von Gewebe aus biologischen Zellen. Die additive Verarbeitung organischer Reste ist noch relativ neu.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: TU Bergakademie Freiberg, Oiger-Archiv
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