Keine Mehrheit für eine neue Wehrpflicht
Leipzig, 2. September 2022. Der russische Krieg gegen die Ukraine macht den Jugendlichen in Deutschland große Sorgen. Sie befürworten deshalb moderate Maßnahmen gegen Russland. Strikte Maßnahmen gegen Russland und russische Bürgerinnen und Bürger halten sie aber für falsch. 51 Prozent lehnen Maßnahmen wie eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland ab, nur 27 Prozent sind dafür. Das geht aus der Studie „Einstellungen Jugendlicher zum Krieg in der Ukraine“ der Politikwissenschaftlerin Prof. Nina Kolleck von der Universität Leipzig hervor.
„Ein gewisser Patriotismus erkennbar“
Die Jugendlichen möchten demnach, dass Deutschland und die EU die Ukraine unterstützen. Andererseits sind sie dagegen, dass Deutschland alle Beziehungen zu Russland abbricht oder Russen die Einreise in die Bundesrepublik verbietet. Auch ein kompletter Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen findet keine breite Mehrheit in der jüngeren Generation. „Bei einigen ist außerdem ein gewisser Patriotismus erkennbar, der sich in einer verstärkten Wahrung der nationalen Interessen zeigt“, berichtet die Forscherin.
Junge Deutsche sehen Hauptschuld bei Russland, aber auch Mitschuld bei Ukraine und USA
Die Schuld am Ukraine-Krieg suchen die befragten Jugendlichen zu 76 Prozent vor allem oder ausschließlich bei Russland. Stärker noch als die Erwachsenen sehen sie aber auch eine Mitschuld bei der Ukraine (17 Prozent) und den USA (20 Prozent).
Etwa jeder dritte Jugendliche findet, man könne westlichen Medien nicht mehr trauen, wenn sie über den Krieg in der Ukraine berichten, 39 Prozent lehnen diese Sichtweise ab. 26 Prozent meinen, der Westen mache Wladmir Putin „zum Sündenbock um von den wahren Problemen abzulenken“, 46 Prozent widersprechen dieser Position. Der Aussage „Die NATO hat Russland so lange provoziert, dass Russland in den Krieg einziehen musste“ stimmen 19 Prozent zu, während 56 Prozent sie ablehnen.
„Einige Jugendliche flüchten sich in Verschwörungserzählungen“, interpretiert Professorin Kolleck diese Antworten. Dies treffe vor allem auf junge AfD-Wähler, sozial Ausgeschlossene und Ungebildete zu.
Die Professorin und ihr Team hatten für die Studie 3240 Jugendliche per Internet in Zusammenarbeit mit der Respondi AG befragt.
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