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„Wir wollen Maschinen nicht nur benutzen, sondern auch verstehen“

Die Jugend hackt. Foto: Medienkulturzentrum-Dresden

Die Archivaufnahme zeigt Jugendliche im Wettbewerb „Jugend hackt“. Die Sachsen schreiben sich das als Generaltugend auf die Fahnen: Maschinen nicht nur benutzen – sondern auch verstehen. Foto: Medienkulturzentrum-Dresden

MP Kretschmer will „Coden“ zur Zweitfremdsprache neben Englisch an Sachsens Schulen machen

Dresden, 26. August 2021. Immer mehr Softwareschmieden in Sachsen unternehmen auch in eigener Initiative etwas gegen den Fachkräftemangel in ihrer Branche. Jüngstes Beispiel: Nach dem Umzug in ein größeres Domizil kofinanziert das Amazon-Entwicklungszentrum Dresden nun auch aktiver die Informatikbildung und -ausbildung in der Stadt. Das hat der Linux-Experte Chris Schläger zugesagt, der das Zentrum leitet.

Kristiner Richter vom Medienkulturzentrum nimmt den symbolischen Scheck von Chris Schläger (Mitte) vom Amazon-Entwicklungszentrum Dresden entgegen. Daneben steht der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer. Foto: Anja Schneider

Kristiner Richter vom Medienkulturzentrum nimmt den symbolischen Scheck von Chris Schläger (Mitte) vom Amazon-Entwicklungszentrum Dresden entgegen. Daneben steht der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer. Foto: Anja Schneider

Amazon unterstützt zehn Deutschlandstipendien sowie Programmierwettbewerbe

Demnach unterstützt Amazon ab diesem Wintersemester zehn Deutschenland-Stipendiaten an der TU Dresden. Außerdem übergab Schläger an das Medienkulturzentrum Dresden einen Scheck über 10.000 Euro an. Die Medienpädagogen dort möchten die Informatik-Begeisterung in jungen Menschen wecken. Mit dem Geld wollen sie ein regionales Netzwerk („Regio Hub Dresden“) für die europäische Programmier-Initiative „Code Week“ aufbauen.

Prognose: Fachkräftebedarf der sächsischen Softwarebranche verdoppelt sich bis 2030

Hintergrund: Das Amazon-Entwicklungszentrum will am neuen Standort weiter wachsen und engagiert sich daher in der Nachwuchs-Genese. Denn die Nachfrage ist in der gesamten Branche groß: Viele Softwareschmieden in Sachsen haben einen verstärkten Bedarf an Fachkräften für die kommenden Jahre angekündigt. Laut einer Prognose von Silicon Saxony, Bitkom und weiteren Branchenverbänden aus dem Jahr 2019 wird sich die „Gesamtbelegschaft“ in der sächsische Softwarebranche bis 2030 auf reichlich 50.000 Beschäftigte fast verdoppeln. Sprich: In dieser Dekade brauchen die Unternehmen etwa 20.000 bis 25.000 neue Programmierer, Software-Ingenieure, Wirtschaftsinformatiker und anderes Fachpersonal. Dem stehen aber nur rund 900 Informatik-Absolventen pro Jahr in Sachsen gegenüber. „Im Jahr 2030 werden wir aber rund 2000 Absolventen pro Jahr brauchen“, hatte Informatikdekan Prof. Aßmann von der TU Dresden bereits im Jahr 2019 gewarnt.

Ministerpräsident sieht Informatik als Schwerpunktaufgabe

Politische Unterstützung für derartige Initiativen kam auch vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU): „Wir sehen das als einen unserer Schwerpunkte“, betonte er am Rande der Eröffnungsfeier für das neue Amazon-Domizil in Dresden. Das Interesse junger Menschen an Informatik müsse schon an den Schulen geweckt werden. Das „Coden“ – also das Programmieren – solle an sächsischen Schulen „zur zweiten großen Fremdsprache nach Englisch werden“. Wichtig sei es, den Jungen und Mädchen in den Schulen humanistische Werte ebenso wie Fachkenntnisse nahezubringen – und sie auch für die Digitalisierung zu rüsten. Dies sei gewissermaßen eine Maxime der Sachsen: „Wir wollen Maschinen nicht nur benutzen, sondern auch verstehen.“

Softwareingenieur Martin Pohlack wechselte gemeinsam mit Chris Schläger von AMD zu Amazon. Mit Blick auf die dringend benötigten Fachkräfte für die wachsende sächsische Softwareindustrie sagt er: Die Schulen brauchen eine bessere Ausstattung für den Informatik-Unterricht, um die Experten von morgen für das Programmieren zu begeistern. Foto: Heiko Weckbrodt

Softwareingenieur Martin Pohlack wechselte gemeinsam mit Chris Schläger von AMD zu Amazon. Mit Blick auf die dringend benötigten Fachkräfte für die wachsende sächsische Softwareindustrie sagt er: Die Schulen brauchen eine bessere Ausstattung für den Informatik-Unterricht, um die Experten von morgen für das Programmieren zu begeistern. Foto: Heiko Weckbrodt

Softwareingenieur: Schulen brauchen bessere Informatik-Ausstattung

Ähnlich sieht das auch ein Mann aus der Praxis: Dr. Martin Pohlack hatte urprünglich an der TU Dresden als Informatiker promovierte, wurde dann Betriebssystem-Experte bei AMD und ist heute einer der leitenden Software-Ingenieure im Amazon-Entwicklungszentrum Dresden. Der Informatik-Unterricht in den Schulen müsse besser werden, sagt er. „Da müssen wir in Sachsen auch mehr in die entsprechende Ausstattung der Schulen investieren.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Schläger (AWS), MP Kretschmer, Silicon Saxony

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt