„Silicon Saxony“ sieht „extrem positive Aussichten“ für Mikroelektronik in und um Dresden
Dresden, 2. März 2021. Die Halbleiterbranche in Dresden und ganz Sachsen wird in nächster Zeit stark wachsen. Davon ist Heinz Martin Esser, der Vorstandssprecher des sächsischen Hochtechnologie-Wirtschaftsverbandes „Silicon Saxony“ überzeugt. „Was wir jetzt in der Mikroelektronik erleben ist nicht nur ein Boom, sondern ein Burst“, sagte er. Diese nahezu explodierende Nachfrage für Chips aus Sachsen komme vor allem auch aus der Automobilindustrie.
Auftragsflut aus der Autoindustrie
Das liegt einerseits am generellen Entwicklungen wie den Trends hin zu elektronikintensiven Fahrerassistenz-Systemen, zum autonomen Fahren und hin zu Elektroautos, die mehr und bessere Leistungselektronik brauchen als klassische Verbrenner. Als Sondereffekt kommt hinzu, dass sich die Autobranche schneller von Corona erholt hat als zunächst gedacht. Und dadurch kommt es zu Nachfragestaus und Chip-Lieferengpässen. Womöglich sei es manchen Einkäufern im Fahrzeugbau einfach nicht richtig klar gewesen, welche Vorlaufzeit es brauche, bis nach einer Produktumstellung die ersten neuen Autoschaltkreise eine Chipfabrik verlassen, mutmaßt Esser. Wegen der vielen Prozessschritte in der Mikroelektronik dauere allein die bloße Fertigung eines neuen Chips in der Fabrik vier bis sechs Wochen – und da sind Entwicklung, Anpassungen, Zertifizierungsverfahren und andere Schritte noch gar nicht eingerechnet. Parallel arbeiten die sächsischen Chipfabriken von Globalfoundries, X-Fab, Infineon & Co. auch viele Aufträge aus anderen Sektoren ab: aus der Konsum- und Unterhaltungselektronik, Medizintechnik, der allgemeinen Industrie und der Energietechnik.
Große Ausbauprojekte geplant
Um diese Nachfrage zu befriedigen, wollen viele der großen wie auch der kleineren Betriebe in und um Dresden ausbauen. Zudem ist eben erst die neue Bosch-Fabrik für Autoschaltkreise im Dresdner Norden fertig geworden. „Die Aussichten für den Standort sind extrem positiv“, schätzt Esser daher ein.
Verband rechnet mit Schub durch IPCEI-Subventionen
Um die ehrgeizigen Ausbaupläne zu finanzieren, hoffen die Sachsen auch auf milliardenschwere Subventionen von EU und Bund. Dabei spekulieren sie derzeit vor allem auf die zweite Runde des Sonderförderprogramms „Wichtige Projekte von gemeinsamem euroäpischen Interesse“ (IPCEI), das Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) jüngst ausgerufen hatte. Laut Esser hatte schon die erste IPCEI-Runde Investitionen von fast vier Milliarden Euro in der sächsischen Halbleiterbranche ermöglicht. IPCEI 2 könne einen weiteren Schub auslösen. „Wir sehen gute Chancen, dass Sachsen davon profitiert“, betonte „Silicon Saxony“-Geschäftsführer Frank Bösenberg. „Und zwar nicht nur die großen Player, sondern auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Videointerview mit „Silicon Saxony“-Leitung, Oiger-Archiv
Zum Weiterlesen:
Silicon Saxony sieht vor 2030 keine Chance für Europa-Foundry
19 EU-Staaten planen neues Mikroelektronik-IPCEI
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.