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Lösen neue Roboter deutsche Lieferketten-Probleme?

Eine neue Generation von flexibel einsetzbaren und umschulbaren Robotern ermöglicht Hochautomatisierungs-Lösungen in Branchen und Einsatzszenarien, in denen künstliche Helfer bisher kaum üblich waren. Vor allem eine starke Sensorausstattung, künstliche Intelligenz (KI) und verbesserte Vernetzungskonzepte spielen bei Systemen wie diesem Lara-MRK-Gespann eine wachsende Rolle. Foto: Neura Robotics

Eine neue Generation von flexibel einsetzbaren und umschulbaren Robotern ermöglicht Hochautomatisierungs-Lösungen in Branchen und Einsatzszenarien, in denen künstliche Helfer bisher kaum üblich waren. Vor allem eine starke Sensorausstattung, künstliche Intelligenz (KI) und verbesserte Vernetzungskonzepte spielen bei Systemen wie diesem Lara-MRK-Gespann eine wachsende Rolle. Foto: Neura Robotics

Hochautomatisierung könnte zur Re-Industrialisierung der Industrieländer führen

Frankfurt am Main, 17. Februar 2021. Können Industrieroboter die deutschen Lieferkettenprobleme bei Pandemien und Katastrophen lösen, vielleicht gar zur einer Re-Industrialisierung der europäischen Industrieländer führen? Darauf deutet zumindest eine Trend-Analyse der „Internationalen Förderation für Robotik“ (IFR) aus Frankfurt am Main hin. Die Argumentation dabei: Die komplexen und lernfähigen Roboter von heute können nun auch viele Aufgaben erledigen, die Europas Industrie früher wegen des hohen Personalaufwandes in Entwicklungs- oder Schwellenländer delegiert hatte. Durch Hochautomatisierung und flexiblere Robotik verliert dann eben auch die Lohnkostenvorteile von China, Indien & Co. an Bedeutung.

IFR- Generalsekretärin: Sollten nach Corona unsere Versorgungswege neu denken

„Für Hersteller besteht jetzt die Möglichkeit, Versorgungswege mit einer völlig neuen Perspektive zu denken“, zieht IFR-Generalsekretärin Susanne Bieller Lektionen aus der Corona-Zeit. „Wenn Automatisierung die Produktionsbedingungen angleicht, gewinnen Hersteller eine neue Flexibilität, die in Hochlohnregionen wie den meisten Ländern der Europäischen Union, Nordamerika, Japan oder Südkorea bisher vielleicht nicht zur Verfügung stand.“

Susanne Bieller ist Generalseketärin der International Federation of Robotics. Foto: IFR

Susanne Bieller ist Generalseketärin der International Federation of Robotics. Foto: IFR

Die Corona-Seuche habe da zwar keine völlig neuen Trends ausgelöst, meint die Generalsekretärin. „Aber sie hat den Einsatz von Robotik über die etablierte Praxis hinaus beschleunigt. In dieser Hinsicht erweist sich die Pandemie als die größte Triebkraft für Veränderungen in der Industrie.“

Neue KI-Roboter selbst als Müllsortierer einsetzbar

Zum Beispiel erobern laut der IFR die Roboter nun auch Wirtschaftszweige, in denen sie bisher wegen hoher Kosten keine Rolle spielten oder in denen Menschen unersetzlich waren. „Industrie-Roboter werden zunehmend mit KI-Software, Bildverarbeitung und anderen Sensorsystemen ausgestattet, um neue anspruchsvolle Aufgaben zu meistern“, heißt es in der Förderations-Trendanalyse. „Ein Beispiel dafür ist das Sortieren von Abfällen auf einem Förderband, das bisher nur von menschlichen Händen erledigt werden konnte.“

„Industrie 4.0“-Konzepte könnten Lebensmittelproduktion und Textilbranche umkrempeln

Speziell auch durch die Vernetzungsfortschritte von Maschinen, Robotern, Steuerrechnern und anderen Systemen in „Industrie 4.0“-Fabriken könnten „Roboter vermehrt in Fertigungssektoren eingesetzt werden, die Automation erst kürzlich für sich entdeckt haben“, argumentieren die IFR-Experten. „Dazu zählen beispielsweise die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, Textilindustrie sowie Holzverarbeitungs- und Kunststoffwirtschaft. Die fortschreitende digitale Transformation wird zu völlig neuen Geschäftsmodellen führen, da die Produzenten leichter denn je diversifizieren können. In der smarten Fabrik lassen sich verschiedene Produkte im schnellen Wechsel nacheinander auf derselben Anlage montieren – die starre traditionelle Fertigungsstraße hat bald ausgedient.“

Neben den Großen drängen neue Akteure auf den Robotik-Markt

Die neuen Trends in der Robotik setzen einerseits die großen Hersteller wie Fanuc, Epson und Mitsubishi aus Japan, ABB und Stäubli aus der Schweiz oder Kuka in Deutschland. Wenn man über die reinen Industrieroboter hinausschaut, spielt etwa auch Boston Dynamics aus den USA eine wichtige Rolle als Innovationstreiber. Anderseits drängen aber auch junge, innovative Akteure in den Markt wie beispielsweise „Universal Robots“ aus Dänemark oder der deutsche Kobotik-Vorreiter „Neura Robotics“ alias Han’s Robot Germany.

Das erste Entwicklungsprojekt fpr das neue VW-Software-Entwicklungszentrum Dresden: Sebastian Werner von Wandelbots hat auf der Produktionsschuppe in der gläsernen VW-Manufaktur Dresden einen Roboter angelernt. Der trägt zunächst eine "Primer" genannte Grundierungspaste dort auf. Bevor dann dort ein Seitenfenster am E-Golf eingeklebt wird, mustert der Roboter sein Werk mit einer Kamera. Die Bilder überträgt er zur Qualitätskontrolle per Funk in eine Rechnerwolke ("Cloud"). Foto: Oliver Killig für Volkswagen

Das erste Entwicklungsprojekt fpr das neue VW-Software-Entwicklungszentrum Dresden: Sebastian Werner von Wandelbots hat auf der Produktionsschuppe in der gläsernen VW-Manufaktur Dresden einen Roboter angelernt. Der trägt zunächst eine „Primer“ genannte Grundierungspaste dort auf. Bevor dann dort ein Seitenfenster am E-Golf eingeklebt wird, mustert der Roboter sein Werk mit einer Kamera. Die Bilder überträgt er zur Qualitätskontrolle per Funk in eine Rechnerwolke („Cloud“). Foto: Oliver Killig für Volkswagen

Dresden profiliert sich als neues „Robot Valley“

Auch Dresden versucht sich neben dem süddeutschen Raum als „Robot Valley“ zu profilieren. Von dort kommen beispielsweise Innovatoren wie „Wandelbots“, die sich auf neuartige Gesten-Anlernsysteme für Industrieroboter spezialisiert haben. Zudem gelten viele Chipwerke und Autofabriken in Sachsen als besonders stark automatisiert.

Künftige Rolle Chinas noch offen

Parallel dazu bleibt abzuwarten, wie sich China künftig im Robotik-Markt positioniert. Derzeit ist das Reich der Mitte vor allem ein Großabnehmer für Industrieroboter aus Japan und Europa. Es würde aber kaum überraschen, wenn die Wirtschaftslenker in Peking auch eigene nationale Robotik-Champions aufzupäppeln.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IFR, Oiger-Archiv

Zum Weiterlesen:

Dresden profiliert sich als „Robot Valley“

Immer mehr Industrieroboter im Einsatz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt