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Wintereinbruch friert Samsungs Chipproduktion in Texas ein

Kältetransfers mit pumpbarem Flüssigeis gelten als interessanter Ansatz, um Ökostromspitzen sinnvoll zu verwerten. Foto: Heiko Weckbrodt

Eis. Foto: Heiko Weckbrodt

Bericht: Wegen Energieengpässen muss Fabrik runterfahren

Austin, 18. Februar 2021. Der heftige Wintereinbruch in Texas hat nun auch Auswirkungen auf die Mikroelektronik-Industrie: Laut einem Bericht des Portals „Seeking Alpha“ hat der regionale Energieversorger „Austin Power“ große industrielle Energieverbraucher wie Samsung gebeten, „den Betrieb aufgrund des lokalen Stromausfalls einzustellen, da das Winterwetter die Region verwüstet“.

„Mit vorheriger Ankündigung wurden sicher geeignete Maßnahmen für die Anlagen und Wafer in der Produktion getroffen“, zitiert „Seeking Alpha“ die Samsung-Sprecherin Michele Glaze. „Wir werden die Produktion wieder aufnehmen, sobald die Stromversorgung wiederhergestellt ist. Wir besprechen den Zeitplan mit den zuständigen Behörden.“ Betroffen seien auch Fabriken von Infineon und NXP.

Oft eigene Kraftwerke neben Chipfabriken

Chipfabriken verbrauchen wegen ihrer zahlreichen Anlagen mit hohem Stromverbrauch vergleichsweise viel Energie. Für sie ist zugleich ein Stromausfall oder –sperre wie jetzt im texanischen Austin aber auch ein besonderes Problem, da die Chipfertigungsanlagen lange brauchen, bis sie wieder die richtigen Prozessparameter erreicht haben. Nach Angaben von Seeking Alpha“ hatte ein 30-minütiger Ausfall im Jahr 2018 in einer Samsung-Fabrik drei Prozent des weltweiten Angebots an Nand-Logikchips gekostet. Viele Mikroelektronik-Hersteller haben deshalb eigene Kraftwerke gebaut, so beispielsweise Globalfoundries (GF) in Dresden.

Globalfoundries Dresden: Globale Mikroelektronik-Wertschöpfungsketten sind zu zerbrechlich geworden

GF-Sprecher Jens Drews bewertete die Ereignisse in Texas als weiteren Beleg, „wie fragil die Mikroelektronik-Wertschöpfungsketten geworden sind“. Das Unternehmen bemüht sich derzeit im IPCEI-Sondersubventionen für einen massiven Fabrikausbau in Dresden. Dabei verweist GF unter anderem auf die Ziele von EU und Bundesregierung, die „digitale Souveränität“ Europas wieder herzustellen und – gerade mit Blick auf die Lieferkettenprobleme in der Corona-Krise, Donald Trumps Handelskriege und Produktionsausfälle in Fernost durch Erdbeben – die europäische Industrie unabhängiger von Chip-Zulieferungen aus Asien und Amerika zu machen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Seeking Alpha, Glofo DD, MWM / Caterpillar Energy Solutions, Oiger-Archiv

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt