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DVD „The Outpost“: Taliban-Falle im Tal schnappt zu

Der Außenposten brennt. Szenenfoto (Eurovideo) aus: "The Outpost"

Der Außenposten brennt. Szenenfoto (Eurovideo) aus: „The Outpost“

Afghanistankriegsfilm erzählt über einen Trupp US-Soldaten, die auf einem sinnlosen Außenposten aufgerieben werden

Was tun, wenn man als Befehlsempfänger in der tiefsten Provinz in einem taktisch völlig idiotisch angelegten Außenposten feststeckt, umgeben von feindseligen Einheimischen und nur darauf wartend, wann die Taliban die ganze Militärsiedlung plattmachen? Auf solch eine Episode im Afghanistan-Krieg der USA hat sich der CNN-Moderator Jake Tapper in seinem Buch „The Outpost: An Untold Story of American Valor“ konzentriert. Dessen Verfilmung ist inzwischen im deutschen Heimkino angelangt. Glücklicherweise ist dieser Kriegsfilm bei weitem nicht so patriotismustriefend ausgefallen, wie es der Buchtitel erwarten ließe.

Werbevideo (Eurovideo):

Die Story: Umgeben von Kalaschnikow-Trägern und wankelmütigen Dorfältesten

Die US-Armee baut einen Militär-Außenposten („Outpost“) nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze, offiziell, um die Einheimischen für die „gute Sache“ zu gewinnen, vermutlich aber auch, damit weniger Taliban-Kämpfer von Pakistan aus ins Land einsickern können. In der Praxis steckt die Kompanie um Hauptmann Ben Keating (Orlando Bloom = Legolas in „Herr der Ringe“) aber in einem Dauerdilemma fest: Der Stützpunkt wurde taktisch ungünstig auf der Talsohle errichtet. Dadurch können feindliche Kämpfer die Soldaten von den steilen Bergleiten aus gemütlich beschießen. Außerdem lassen sich die Dorfältesten ringsum nur durch ständiges gutes Zureden und regelmäßige „Entschädigungen“ dazu bewegen, die bewaffneten Heißsporne in der Umgebung im Zaum zu halten. Nachdem der erfahrene Hauptmann während einer Überführungsmission tödlich verunglückt, gerät die Lage immer mehr außer Kontrolle: Der Stützpunkt verschleißt einen Kommandanten nach dem anderen, die Soldaten fühlen sich wie in einer Todesfalle. Und als eines Tages dann die Taliban wirklich in Massen anrücken, schnappt diese Falle zu…

Captain Keating (Orlando Bloom, links) versucht wieder einmal mit guten Worten und gutem Geld, die Dorfältesten zu einer Entwaffnung der Dorfjugend zu überreden. Szenenfoto (Eurovideo) aus: "The Outpost"

Captain Keating (Orlando Bloom, links) versucht wieder einmal mit guten Worten und gutem Geld, die Dorfältesten zu einer Entwaffnung der Dorfjugend zu überreden. Szenenfoto (Eurovideo) aus: „The Outpost“

Fazit: Ruppig, sehenswert – und gar nicht so patriotismustriefend

Das hätte ein öder Patriotismusschinken vom Hollywood-Fließband werden können, überrascht dann aber doch mit eigenen Qualitäten. Dazu trägt die starke Besetzung bei, zu der neben Orlando Bloom – der längst aus dem Jungelben-Stadium hinausgewachsen ist – zum Beispiel Scott Eastwood und Caleb Landry Jones gehören, die jeder auf seine Art das Soldatensein interpretieren. Vor allem aber verzichten Regisseur Rod Lurie und seine Drehbuchschreiber auf endlose heroische Sentenzen, sondern fokussieren auf den Alltag der Soldaten, auf Menschen, die in einem Minikosmos von Außenposten zusammengepfercht irgendwie miteinander auszukommen versuchen, ständig mit der Angst vor einer Sprengfalle, einem Scharfschützentreffer oder Mörsereinschlag im Nacken leben. Als Zuschauer mag man die durchweg US-amerikanische Perspektive auf den jüngsten Afghanistankrieg kritisieren, zudem gleitet der Streifen zum Schluss dann zwar doch etwas ins Heldisch-Patriotische ab. Dennoch ist Rod Lurie und seinem Ensemble ein sehenswerter, ruppiger und rauer Kriegsfilm gelungen, der zeigt, dass es die US-Filmemacher doch noch nicht ganz verlernt haben, Geschichten überzeugend zu erzählen.

Die Taliban überrennen den isolierten Außenposten. Trotz aller Schutzausrüstung der Amerikaner fällt ein Soldat nach dem anderen - die Schwerverletzten im Kugelhagel zum Sani zu bringen, ist kaum noch möglich. Szenenfoto (Eurovideo) aus: "The Outpost"

Die Taliban überrennen den isolierten Außenposten. Trotz aller Schutzausrüstung der Amerikaner fällt ein Soldat nach dem anderen – die Schwerverletzten im Kugelhagel zum Sani zu bringen, ist kaum noch möglich. Szenenfoto (Eurovideo) aus: „The Outpost“

Als Bonus enthält die DVD noch eine halbstündige Doku über die Dreharbeiten in Bulgarien, die Vorbereitungen der Schauspieler auf ihre Soldatenrollen und die Entwicklung der Story.

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Hier gibts „The Outpost“ als Videostrom, DVD und BD

Kurzüberblick:

  • Titel: „The Outpost – Überleben ist alles“
  • Genre: Kriegsfilm
  • Regie: Rod Lurie
  • Darsteller: Scott Eastwood, Caleb Landry Jones, Orlando Bloom, Jacob Scipio u. a.
  • Produktionsland und –jahr: USA 2020
  • Laufzeit: 120 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 16
  • Sprachen: Deutsch, Englisch
  • Untertitel: Deutsch
  • Boni: Doku „Behind the Scenes“
  • Deutscher Vetrieb: Eurovideo
  • Preis: DVD elf Euro, Bluray 15 Euro, Videostrom: acht Euro

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