Medizin & Biotech, News, zAufi

Sachsen-Studie: Patienten mit Spenderniere brauchen 3. Corona-Spritze

Der Anti-Corona-Impfstoff "BNT162 " von Biontech und Pfizer. Foto: Biontech

Der Anti-Corona-Impfstoff „BNT162 “ von Biontech und Pfizer. Foto: Biontech

Schuld an schwacher Corona-Abwehr sind wahrscheinlich die gegen Organabstoßungen verschriebenen Immunsuppressiva

Dresden, 17. August 2021. Patienten mit eingepflanzten Spendernieren brauchen womöglich eine dritte Impfung, um sich hinreichend gegen Corona-Viren zu schützen. Das hat eine Studie von 26 sächsischen Dialysezentren ergeben. Die Wissenschaftler vom federführenden Uniklinikum Dresden führen diese Befunde auf die Immunsuppressiva zurück, die diese Organempfänger bekommen. Dabei handelt es sich um Medikamente, die das Immunsystem der Patienten bremsen, damit deren Körper nicht die Spenderniere abstößt.

Auch Rheuma-Kranke gefährdet

Generell ist demnach Corona für Nierenkranke besonders gefährlich: Laut dem Dresdner Nephrologen Prof. Christian Hugo waren von den rund 5000 Dialysepatientinnen und -patienten in Sachsen knapp 900 in den vergangenen anderthalb Jahren an Covid-19 erkrankt. Jeder Fünfte davon sei gestorben. Von den 1000 sächsischen Nierentransplantierten wiederum seien mindestens 50 erkrankt, jeder Zehnte starb. Damit liegen die Todesraten in diesen Patientenkreisen weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt.

Prof. Christian Hugo ist im Uniklinikum Spezialist für Nephrologie (Nierenkunde) im Uniklinikum Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Christian Hugo ist im Uniklinikum Spezialist für Nephrologie (Nierenkunde) im Uniklinikum Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

„Diese Zahlen sind alarmierend“, betonte der Studienleiter. In der Konsequenz daraus bekamen Dialyse-Patienten im Freistaat bevorzugt Anti-Corona-Impfstoffe. Aber auch hier waren die Nachuntersuchungen Besorgnis erregend: „Nur bei 42 Prozent der Nierentransplantierten ließ sich ein ausreichend hoher Antikörperspiegel nachweisen, der zuverlässig vor einer Infektion sowie einem schweren Verlauf schützt“, informierte das Uniklinikum. Insofern könne es durchaus vorkommen, dass doppelt Geimpfte dennoch schwer an Covid-19 erkranken. Denn Ärzte verschreiben Immunsuppressiva nicht nur bei Organverpflanzungen, sondern zum Beispiel auch gegen Rheuma und Autoimmunerkrankungen.

Plädoyer für „Booster-Impfungen“

Hugo sprach sich deshalb für „zusätzliche Booster-Impfungen in dieser Hochrisikogruppe“ aus. Es gebe erste Daten, die zeigen, „dass die Gabe einer dritten Dosis bei transplantierten Patientinnen und Patienten die Impfantwort deutlich verbesserte.“

Die Befunde der sächsischen Nephrologen decken sich mit anderen internationalen Studien, laut denen Patienten mit Immunsuppressiva trotz Impfungen nur eine eher schwache Immunantwort auf Corona-Viren entwickeln – und daher vermutlich weitere Impfungen brauchen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: UKD, Johns Hopkins University

Wissenschaftliche Publikation:

Stumpf J., Siepmann T., Lindner T. und andere: „Humoral and cellular immunity to SARS-CoV-2 vaccination in renal transplant versus dialysis patients: A prospective, multicenter observational study using mRNA-1273 or BNT162b2 mRNA vaccine“. in: „The Lancet Regional Health“, Juli 22 2021, DOI: https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2021.100178

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt