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Jeder Sechste würde Steak aus dem 3D-Drucker essen

Der 3D-Drucker für lebende Zellen ist eine Spezialanfertigung aus Sachsen. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Archivaufnahme zeigt einen 3D-Drucker, der lebende Zellen druckt. Die Technologie wird insofern nicht nur für die Steak-Synthese, sondern auch im Medizinsektor eingestezt Foto: Heiko Weckbrodt

Bitkom: Akzeptanz für künstliches Essen wächst

Berlin, 18. August 2021. Nicht erst, seitdem Volkswagen die beliebte Currywurst aus einer seiner Wolfsburger Betriebskantinen verbannt hat, ist die Diskussion um eine fleischärmere Ernährung neu entbrannt. Die damit verbundenen Debatten um Umweltschutz und den Flächenverbrauch der Viehzucht stärken aber nicht nur das Lager der Vegetarier, sondern erhöhen auch die Akzeptanz für neue technologische Lösungen: Inzwischen können sich 17 Prozent der Deutschen vorstellen, künstlich erzeugte Steaks und anderes Fleisch aus dem 3D-Drucker essen. Zum Vergleich: 2019 sagten dies nur 13 Prozent. Das haben Umfragen von „Bitkom Research“ ergeben.

Bitkom: Menschen sind sich zunehmend der ökologischen Folgen von Fleischkonsum bewusst

„Zunehmend mehr Menschen sind sich den Auswirkungen des Fleischkonsums auf Umwelt und Klima bewusst und bereit, dafür alternative Wege zu gehen“, kommentierte Agrartech-Experte Andreas Schweikert vom deutschen Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ aus Berlin die Umfrageergebnisse. „Manchen fällt es dennoch schwer, ihre Essgewohnheiten umzustellen, und viele wollen auf Fleisch nicht verzichten. An dieser Stelle kann die digitale Fleischproduktion etwa aus dem 3D-Drucker eine Lösung sein.“

3D-Drucker setzt Rinderzellen aus Labor zu Fleischgewebe zusammen

Bei diesem Verfahren werden echte tierische Zellen – zum Beispiel vom Rind oder Schwein – im Labor vervielfältigt und dann mit einem speziellen Lebensmittel-Drucker zu einem Steak oder einem Schnitzel zusammengefügt.

Es gibt aber auch andere Ansätze, bei denen nicht Rinder- oder Schweinezellen als Ausgangsmaterial dienen, sondern Proteine aus pflanzlichen Quellen, Pilzen oder aus Insekten. Auf Eiweißen aus Sojabohnen und Erbsen setzt beispielsweise das junge israelische Unternehmen „Redefine Meat“, das großen Ehrgeiz daran setzt, mit seinen 3D-Druckern auch Steaks zu erzeugen, die wie Steaks aussehen und eine ähnliche Konsistenz haben.

So etwa sollen die hoch stapelbaren Produktionscontainer für Fisch, Pilz & Co. in den Städten aussehen. Viualisierung: Cubes Circle

So etwa können gestapelte Produktionscontainer für Fisch, Pilz & Co. in den Städten aussehen. Viualisierung: Cubes Circle

Derartige Proteinquellen könnte man wiederum in vertikalen Agrarfabriken anlegen, die selbst in Gewerbegebieten oder sogar in den Städten selbst Platz finden würden. Beispielsweise arbeiten an solchen Konzepten derzeit Fraunhofer- und Uni-Forscher in Chemnitz. Auch dieser Ansatz ist als Kompromiss angedacht, um die Balance zwischen Nahrungsbedarf der Menschen, Umweltschutz und Tierwohl zu verbessern. Zugleich könnten so auch Flächen für die Natur zurückgewonnen werden, die derzeit für Futterfelder oder Rinderfarmen gebraucht werden. Allerdings sind all diese Verfahren noch weit von Massenproduktion und -akzeptanz entfernt.

Jeder Zweite ist strickt dagegen – Ablehnung schrumpft allerdings

Die meisten Menschen lehnen es (bisher) ab, künstlich erzeugte Steaks, Burger und Currywürste zu essen. Die Ablehnung schrumpft allerdings: Hatten es im Jahr 2019 noch 62 Prozent völlig ausgeschlossen, solches Synthie-Fleisch zu essen, ist der Anteil der kategorischen Ablehner inzwischen auf 53 Prozent geschrumpft.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bitkom, Oiger-Archiv

Zum Weiterlesen:

Vertikale Agrarfabriken sollen Umweltbilanz der Landwirtschaft verbessern

Fraunhofer arbeitet an künstlichem Essen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt