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Ostdeutsche Maschinenbauer finden nicht genug Azubis

Gründe für rückläufige Bewerberzahlen auf Lehrstellen im ostdeutschen Maschinenbau. Grafik: VDMA Ost

Gründe für rückläufige Bewerberzahlen auf Lehrstellen im ostdeutschen Maschinenbau. Grafik: VDMA Ost

Manche scheitern schon an den Prozenten: Corona und rechenschwache Bewerber wirken zusammen

Leipzig, 18. August 2021. Corona hat es den ostdeutschen Maschinenbau-Betrieben in diesem Jahr noch schwerer gemacht, alle Lehrstellen zu besetzen: 40 Prozent des Unternehmen ist es letztlich nicht gelungen, genügend geeignete Azubis zu finden. Das geht aus einer Mitteilung des Verbandes deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Ost aus Leipzig hervor, der sich dabei auf eine Umfrage unter 350 Mitgliedsfirmen stützt.

Oliver Köhn ist Geschäftsführer des VDMA Ost. Foto: VDMA

Oliver Köhn ist Geschäftsführer des VDMA Ost. Foto: VDMA

Zu wenig Bewerber, Lebensentwurf „Facharbeiter“ rückt in den Hintergrund

Die Gründe für diese Nachwuchsprobleme sind teils langfristiger Natur, sind teilweise aber auch jüngeren Entwicklungen geschuldet. Einerseits gibt es schon seit Jahren wegen sich wandelnder Lebensentwürfe und sinkender Geburtenzahlen vor allem im ländlichen Raum immer weniger Jugendliche, die einen Facharbeiterberuf erlernen wollen. Und: „Gerade für Betriebe im ländlichen und kleinstädtischen Raum spielt die Infrastruktur eine entscheidende Rolle, von der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr über die Entfernung zum Berufsschulstandort bis hin zu attraktiven Lebensbedingungen“, schätzt VDMA-Landesverbandschef Oliver Köhn ein.

Corona-Ausgangssperren machten Berufsorientierung schwer

Hinzu traten die kurzfristigen Effekte: Corona und die staatlich verordneten Ausgangssperren haben die Kontakte zwischen Betrieben und Jugendlichen eingedampft: Praktika, Berufsorientierung und Tage der offenen Tür waren kaum noch möglich. Vielen kleinen und mittleren Maschinenbauern fiel es schwer, kurzfristig neue digitale Formate für die berufliche Orientierung aufzubauen.

Manche Jugendliche verstehen nicht mal Grundrechnen und Prozente

Hinzu kommt eine weitere Klage, die nicht ganz neu ist, aber eben lauter wird: 72 Prozent der Maschinenbau-Unternehmen beschwerten sich in der Umfrage über Schulabsolventen, die weder fachlich noch sozial aufs Berufsleben vorbereitet seien: Den Mädchen und Jungen fehle es an wesentlichen Kenntnissen, vor allem in Mathematik, Deutsch, Physik, Englisch und Technik. „Die Betriebe beobachten vermehrt, dass die Jugendlichen technische Zusammenhänge nicht verstehen und einfachste Dinge wie Grundrechenarten, Prozentrechnung oder das Umrechnen von Maßeinheiten nicht beherrschen“, berichtet Köhn. Auch sei es bei vielen Bewerbern nicht weit her mit sozialen Kompetenzen wie Motivation, Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen, Kommunikationsfähigkeit und angemessenes Verhalten.

VDMA Ost fordert mehr MINT in Schulen

Die Last, diese Defizite auszugleichen, dürfe nicht allein den Unternehmen aufgebürdet werden, betont der Landesverbandschef. „Dringend gefragt ist die Bildungspolitik. Unterrichtspläne dürfen nicht weiter ausgedünnt werden, Mint*-Fächer müssen stärker in den Fokus rücken.“ Allerdings sei es auch wichtig, dass die Unternehmen mit eigenen neuen Konzepten reagieren – sei es nun durch digitale Bildungsmessen oder betriebliche Nachhilfekurse und Mentoren-Programme für die Azubis.

Die ostdeutsche Maschinenbaubranche beschäftigt laut VDMA Ost rund 77.400 Menschen, umfasst etwa 455 Betriebe und kam 2020 auf rund 16,4 Milliarden Euro Umsatz. Nicht eingerechnet sind in dieser Statistik alle Unternehmen unter 50 Mitarbeiter – die allerdings in Ostdeutschland einen erheblichen Anteil ausmachen dürften.

Autor: hw

Quelle: VDMA Ost

* Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt