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Dresden will führender Robotik-Standort in Europa werden

Roboter dominieren die Bosch-Fabrik Dresden. Foto: Bosch

Roboter dominieren die Bosch-Fabrik Dresden. Foto: Bosch

„Schon der erste Eindruck muss krachen“: Robotikfestival im September geplant

Dresden, 19. August 2021. Unternehmer, Wirtschaftsförderer und Wissenschaftler aus Sachsen wollen den Freistaat zu einem Robotik-Standort von internationalem Rang profilieren. Als Auftakt-Paukenschlag für diesen Plan startet in der Landeshauptstadt vom 16. bis 22. September 2021 ein neues „Dresden Robotics Festival“. Das soll Entscheider aus der Branche, Visionäre und junge Gründer aus aller Welt zusammenbringen und in ihnen den Gedanken formen: Um Dresden führt künftig in der Robotik kein Weg mehr vorbei. Das hat Geschäftsführer Thomas Schulz vom Veranstalter „Robot Valley Saxony“ angekündigt.

Robert Franke ist der Amtsleiter für Wirtschaftsförderung in Dresden und probiert hier gerade im Bosch-Werk eine AR-Datenbrille aus. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Robert Franke ist der Amtsleiter für Wirtschaftsförderung in Dresden und probiert hier gerade im Bosch-Werk eine AR-Datenbrille aus. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Wirtschaftsförderer sieht „enormes Wachstumspotenzial“

Und er bekommt für seinen Kurs auch Rückendeckung: „Wir als Wirtschaftsförderung Dresden sehen im Robotikcluster ein enormes Wachstumspotenzial und arbeiten bereits seit längeren intensiv daran, den Robotikstandort Dresden als funktionierendes Ökosystem mit seinen Start-ups und etablierten Firmen in überregionales Licht zu rücken“, erklärte der Dresdner Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke. „Wir glauben, dass von diesem Festival zahlreiche Impulse für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Investoren ausgehen.“ Hintergrund: Franke und sein Team hatten schon 2020 die Parole vom „Robotvalley Dresden“ ausgegeben – wobei sie inzwischen eben auch Gleichgesinnte aus der Wirtschaft gefunden und die Idee eines führenden Robotik-Clusters auf ganz Sachsen ausgedehnt haben.

Thomas Schulz ist Geschäftsführer von "Robot Valley Saxony". Foto: HTSB

Thomas Schulz ist Geschäftsführer von „Robot Valley Saxony“. Foto: HTSB

Forscher, Handwerker und Hochtechnologen ziehen an einem Strang

„Wir haben ehrgeizige Ziele“, sagt Thomas Schulz. „Wir wollen Dresden zum europäischen Robotik-Hub ausbauen.“ Dies sei der nächste logische Schritt, nachdem sich Sachsen als Mikroelektronik-Standort von internationalem Rang profiliert habe. Um dies zu erreichen, haben sich private und staatliche Akteure in Eigeninitiative zusammengetan: Die Dresdner Gründungsschmiede „Hightech-Startbahn“ zum Beispiel, die Roboter-Anlernfirma „Wandelbots“, die Handwerkskammer sowie die Wirtschaftsförderer von Stadt und Land. Das eigens dafür gegründete Unternehmen „Robot Valley Saxony UG“ soll dabei als Vernetzer, Berater und Organisator agieren.

Sächsisches Robotik-Kataster geplant

Im Vorfeld des Robotikfestivals wollen Thomas Schulz und seine Mitstreiter ein Kataster mit sämtlichen Unternehmen erstellen, die sich im Freistaat mit Industrierobotern beschäftigen. Erste Schätzungen zufolge widmen sich etwa 250 bis 300 Firmen, Institute und andere Akteure mit diesem Themenkreis. Schon absehbar ist allerdings, dass Sachsen noch einige Lücken in den Wertschöpfungsketten und –netzen schließen muss, bevor es mit den führenden Robotikstandorten in Japan, der Schweiz Süddeutschland, Skandinavien und China konkurrieren kann. Was vor allem fehlt, ist ein Produzent vollständiger Roboter à la Fanuc, Epson, Kuka oder ABB. Schulz wittert aber gute Chancen, dies durch eine aktive Investoren- und Ansiedlungsakquise zu ändern: „In fünf oder sechs Jahren wollen wir die Schärpe vor der ersten großen Roboterfabrik in Sachsen durchschneiden“, formuliert er ein ambitioniertes Ziel.

Cobotics: Mensch und Maschine sollen künftig enger zusammenarbeiten, auch ohne Schutzzäune. Foto: Kuka

Cobotics: Mensch und Maschine sollen künftig enger zusammenarbeiten, auch ohne Schutzzäune. Foto: Kuka

Mobile Roboter, Kobots und Antworten auf die Deglobalisierung

Und den Weg dorthin soll eben auch das neue Robotikfestival in Dresden helfen, dass künftig jährlich stattfinden und zu einer festen Position im Kalender der führenden Robotiker werden soll. Zur Festivalpremiere erwarten die Veranstalter rund 350 Fachbesucher in persona in Dresden und weitere 50 bis 150 als virtuell zugeschaltete Gäste. Dieses hybride Format ist nicht allein Corona geschuldet, sondern soll generell die Bereitschaft auch ausländischer Multiplikatoren zur Teilnahme fördern. Als Schlüsselreferenten werden unter anderen Vertreter von Fanuc, Stäuble, Mitsubishi, Siemens, Waku und Wandelbots, aber auch Forscher der Unis Stanfort, München., Dresden und München über die Robotik-Trends der Zukunft referieren. Im Fokus der Vorträge, Treffen und Diskussionsrunden stehen beispielsweise neue robotergestützte Ansätze für die Industrie 4.0 in der Werkhalle (neudeutsch „shopfloor“ genannt), kollaborative Roboter, die flexibler mit Menschen zusammenarbeiten, mobile Robotik, robotergestützte Antworten auf Deglobalisierungs-Tendenzen, Mensch-Maschine-Netzwerke auf 5G-Basis und ähnliche Trendthemen. Auch wollen die Organisatoren auf dem Festival moderne Veranstaltungsformate kombinieren, Gründer und Risikokapitalisten verkuppeln sowie neue Geschäftsmodelle durchdiskutieren. Und unmittelbar vor dem Festival ist für den 15. September ein Handwerkertag unter dem Motto „Kollege Roboter“ geplant.

Roboterin im Futurium Berlin. Foto: Heiko Weckbrodt

Roboterin im Futurium Berlin. Foto: Heiko Weckbrodt

Festival 2022 widmet sich dann Heimrobotern

Das Branchentreffen solle bei den internationalen Entscheidern den Gedanken verankern, dass sich in der Robotik in Sachsen enorm viel tut – und es weise ist, sich dort zu engagieren und dort zu investieren,wünscht sich Organisator Thomas Schulz. „Schon der erste Eindruck muss krachen.“ Auch ein Themenschwerpunkt für das nächste Robotikfestival im Jahr 2022 nimmt bereits Form an: Zusätzlich zu den Industrierobotern geht es dann auch um Roboter für den Endkonsumenten.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Robot Valley Saxony, LHD-Wifö, Oiger-Archiv

-> Mehr Infos zum Festival im Netz: dresden-robotics-festival.de

Zum Weiterlesen:

Robotikförderation: Nach Corona wird sich der Westen mit Robotern re-industrialisieren

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt