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Sachsen will Künstliche Intelligenz für die Maschinenwelt liefern

Blick ins Wandelbots-Hauptquartier in einer Gründerzeit-Villa in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick ins Wandelbots-Hauptquartier in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

„hub:disrupt“-Konferenz in Dresden: Sächsische Ingenieure wollen mit schlauen Sensoren in die KI-Elite vorstoßen

Dresden, 28. November 2019. Der Trendtechnologie „Künstliche Intelligenz“ (KI) jagen weltweit viele Konzerne und Regierungen nach. Auch Sachsen will in dieser Disziplin künftig in der ersten Liga spielen – und das ist durch eine Spezialisierung auf mobile, stromsparende und eher industrienahe Lösungen auch durchaus möglich. Das haben KI-Experten auf der Konferenz „hub:disrupt – Künstliche Intelligenz konkret“ bei Infineon Dresden eingeschätzt.

Dresden, Hamburg, Karlsruhe und Mänchen vernetzen sich zum KI-Verbund „AI4Germany“

Rund 150 Ingenieure und Wissenschaftler, Unternehmer und Gründer sind zu diesem Treffen auf Einladung des sächsischen Netzwerkes „Smart System Hub“ nach Dresden gekommen. Sie wollen hier künftige gemeinsame Entwicklungsprojekte ausloten. Zudem haben sich zum Konferenzauftakt die Forschungsstandorte Dresden, Hamburg, Karlsruhe und München zu einem KI-Verbund „AI4Germany“ zusammengeschlossen.

Keine Konkurrenz für Google, sondern industrienahe Spezialisierung

„Europa, Deutschland und Sachsen sollten gar nicht erst versuchen, Google direkte Konkurrenz zu machen und zum Beispiel KI-Universalprozessoren zu bauen“, schätzte beispielsweise Direktor Uwe Gäbler vom neuen KI-Entwicklungszentrum von Infineon Dresden ein. Amazon, Alibaba, Google, Nvidia und andere Riesen hätten da schon zu weit die Nase vorn. Jenseits des Endkonsumenten-Geschäfts könne sich der Freistaat aber sehr wohl noch Lorbeeren ernten. „Ich sehe aber für uns gute Chancen, auch international Spitzenpositionen einzunehmen, wenn wir uns auf Künstliche Intelligenz für hochspezialisierte Hardware mit wenig Energieverbrauch zum Beispiel für mobile Anwendungen und den Industrieeinsatz fokussieren“, schätzte Gäbler ein.

Automatisierer, Chipfabriken und Institute verkuppeln

Auch in den hochautomatisierten Zukunftsfabriken der „Industrie 4.0“ sieht Michael Kaiser gute Perspektiven für sächsische KI-Technik: „Wir haben hier am Standort etablierte Automatisierungs-Unternehmen wie Fabmatics und innovative junge Firmen wie Wandelbots“, argumentierte der Chef des Dresdner „Smart Systems Hubs – Enable IoT“. Auch Robotron Dresden, Xenon und viele kleine Unternehmen beschäftigen sich hier teilweise schon mit KI-gestützten Automatisierungslösungen. Wenn es seinem „Hub“ gelinge, solche Robotikexperten und Maschinenbauer mit den hiesigen Chipfabriken und Forschungsinstituten zu gemeinsamen Produktentwicklungen zu vernetzen, könne das zu innovativen Lösungen beispielsweise im Automobilbau und in der Energietechnik führen.

Dezentrale Intelligenz und künstliche Neuronen für Sensoren

Besonders große Hoffnungen verknüpfen die Sachsen derzeit mit dezentralen KI-Konzepten, sprich: Sie wollen zum Beispiel Sensoren, die enorme Datenmengen liefern, mit künstlichen Nervenzellen versehen, die maschinell lernen können – und damit die zentralen Bordrechner von Robotern und Autos vor einer Datenflut-Überlastung verwahren. Aber auch im Einsatz von KI-gestützten Radarchips aus Dresdner Produktion in Smartphones und anderen Unterhaltungsgeräten sehen die Experten viel Potenzial. Ein solches gemeinsames Entwicklungsprojekt wollen Infineon und die neue virtuelle Ideenfabrik des „Smart Systems Hubs“ im kommenden Jahr angehen.

Über 100 KI-Akteure in Sachsen

Insgesamt beschäftigen sich in Sachsen nach einer jüngeren Fraunhofer-Erhebung mindestens 69 Unternehmen und 33 Forschungseinrichtungen mit KI-Technologien. Demnächst starten zudem zwei neue KI-Forschungsinstitute von Fraunhofer und der TU in Dresden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Smart Systems Hub, Infineon, Oiger-Archiv, UnternehmerTUM

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt