Telekom und Drewag testen, ob und wie neuer Mobilfunkstandard und KI Probleme der Energiewende abfedern können
Dresden, 6. April 2019. Der neue 5G-Mobilfunk-Standard 5G im Zusammenspiel mit „Künstlicher Intelligenz“ (KI) soll Netzspitzen und einige andere Probleme der Energiewende abfedern – und vor allem viele kleine dezentrale Energie-Erzeuger und -Verbraucher besser miteinander vernetzen. Das wollen die Deutsche Telekom und die Drewag in einem 5G-Testnetz in Dresden-Weixdorf erproben. Dies sieht einer Vereinbarung von Telekom, Stadtwerken und Landeshauptstadt Dresden vor.
Viele Erzeuger statt eines großem Kraftwerks
Hintergrund: In den Niederspannungsnetzen gab es früher fast nur eine Richtung für den Strom: vom Kraftwerk hin zu den Haushalten und anderen Endverbrauchern. Das hat sich durch die Energiewende geändert und wird sich voraussichtlich durch die jüngste Elektroauto-Offensive der deutschen Industrie wahrscheinlich noch weiter wandeln: „Das Niederspannungssystem wird zunehmend durch adhoc-Einspeisung erneuerbarer Energien und atypischem Nutzerverhalten geprägt sein“, schätzen die Projektpartner ein. „Es gibt nicht mehr nur zentrale Kraftwerke, sondern auch viele kleinere Erzeuger überall“, ergänzte der Telekom-Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges, Auch der Verbrauch änder sich, wenn zum Beispiel mehr starke Verbraucher wie Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. „Das Energienetz muss also ;intelligent‘ werden“., betonte der Telekom-Chef. „Verbrauch und Erzeugung müssen in Echtzeit gesteuert und koordiniert werden. Dabei hilft 5G.“
Dresden gilt als führender 5G-Forschungsstandort
Und da Dresden mit seinem 5G Lab und weiteren Einrichtungen als ein wichtiger Forschungsstandard für den Mobilfunk der 5. Generation (5G) gilt, will die Telekom dieses Pilotprojekt in der sächsischen Landeshauptstadt realisieren. Dafür werden die Projektpartner in einer Drewag-Ortsnetzstation in Dresden-Weixdorf und vier Straßenverteilern Messgeräte installieren, die Angebot und Nachfrage für elektrische Energie registrieren. Diese Daten senden die Sensorpunkte dann per 5G-Funk der Telekom an einen kleinen Superrechner in der Nähe (Edge-Cloud-Server). Dort analysiert dann eine KI die Daten und setzt dabei Techniken des „Maschinellen Lernens“ ein. Dadurch sammelt das System gewissermaßen „Erfahrungen“, wie Lastspitzen und andere Probleme am besten zu managen sind. Die „ortsnahe“ Datenverarbeitung (Edge Cloud) statt einer fernen Cloud-Lösung soll dabei für mehr Reaktionstempo und Ausfallsicherheit sorgen.
Andere Länder schon weiter
Das Projekt ist bis Ende 2021 angelegt. Dann werden voraussichtlich auch die öffentlichen 5G-Netze in Deutschland aufgespannt sein. Die Bundesrepublik hängt da etwas hinterher: Andere Länder wie Südkorea haben bereits begonnen, ihre 5G-Netze freizuschalten. Um diesen Rückstand zumindest teilweise auszugleichen, werden derzeit in Deutschland zunächst ein paar geschlossene 5G-Kleinnetze für Geschäftskunden freigeschaltet, um vor allem den Einsatz von 5G in der Industrieautomatisierung, Logistik und beim autonomen Fahren ausprobieren zu können.
Autor: Heiko Weckbrodt
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