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Sensry Dresden horcht auf den Puls der Maschinen

Zahlreiche Sensorknoten sollen unter anderem im Internet der Dinge das Maschinensterben aufhalten. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Zahlreiche Sensorknoten sollen unter anderem im Internet der Dinge das Maschinensterben aufhalten. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Fraunhofer und Globalfoundries haben eine neue Firma gegründet, die Sensorknoten fürs Internet der Dinge entwickelt

Dresden, 29. März 2019. Damit auch kleine Unternehmen im Wachstumsmarkt rund um das „Internet der Dinge“ (IoT) mitmischen können und dabei möglichst Chiptechnologie aus Sachsen verwenden, haben Mikroelektroniker eine neue Technologie-Firma in Dresden gegründet: Die „Sensry GmbH“ entwickelt im Nanocenter spezielle „Sensorknoten“ mit viel Rechenkraft an Bord und relativ wenig Stromverbrauch. Zu den Schöpfern der neuen Firma gehören der US-Halbleiterkonzern Globalfoundries (GF), die Fraunhofer-Gesellschaft und die Berliner Gründungsschmiede „Next Big Think AG“.

Konrad Herre. Foto: Heiko Weckbrodt

Konrad Herre. Foto: Heiko Weckbrodt

„IoT schafft enorme Impulse für Geschäftsideen“

„Das Internet of Things, das IoT, schafft enorme Impulse für Geschäftsideen in allen Branchen“, erklärt Sensry-Chef Konrad Herre. Dafür wolle sein Unternehmen IoT-Module nach dem Baukastenprinzip anbieten. Zielgruppe seien vor allem Kleinbetriebe und Mittelständler, die sich keine eigene Mikroelektronik-Abteilung leisten können.

Vernetzte Sensoren erlauschen wachsende Probleme in einer Maschine

Ein Beispielszenario: Viele Fabriken spicken in naher Zukunft all ihre Maschinen mit funkvernetzten Sensoren. Die messen ungewöhnliche Vibrationen an Bohrköpfen, das leise Klackern ausgeschlagener Kugellager oder kleine Überhitzungen am Steuercomputer der Maschine. Mit all diesen künstlichen Augen und Ohren vernetzt, kann ein Fabrikleitrechner dann wie ein Prophylaxe-Arzt wirken: Er „erlauscht“ gewissermaßen nahende „Krankheiten“ seiner Anlagen vorab. Bevor es zu spät ist, bestellt er digital Ersatzteile und bittet die menschlichen Monteure in „seinem“ Werk, das angeschlagene Aggregat zu reparieren, bevor die ganze Maschine den Totalschadentod stirbt.

Datenfluten vorsortieren

Auch in der Landwirtschaft, Medizin und in vielen anderen Sektoren werden sich in den nächsten Jahren unzählige Sensoren miteinander im „Internet der Dinge“ vernetzen. Daran haben Analysen kaum noch Zweifel. „Allerdings werden diese Sensoren große Datenmengen produzieren“, betont Herre. Diese Datenfluten zum nächsten Analysecomputer zu transferieren, auszuwerten und womöglich in Sekundenbruchteilen darauf zu reagieren, wird technologisch eine große Herausforderung sein. Auch darf das nicht zuviel Energie verbrauchen und nicht zu teuer sein.

Konzept setzt auf FDX-Technologie von Globalfoundries

Und hier kommen die Dresdner Sensorknoten ins Spiel: Sie haben laut Sensry genug Rechenkapazität, um die Flut von Messdaten, Fotos und Temperaturreihen auf die wesentlichen Informationen zu reduzieren und teilweise gleich vor Ort auszuwerten. Die Quintessenz ihrer Erkenntnisse verschlüsseln sie, bevor sie sie weiterleiten, um sie vor Industriespionen zu schützen. Dabei seien die Module so universell konzipiert, dass sie mit geringem Aufwand für verschiedene Einsatzzwecke angepasst werden können, wenig Raum einnehmen und wenig Energie verbrauchen, betont Geschäftsführer Herre. Produzieren lässt das Unternehmen die Sensorknoten in der speziellen 22FDX-Chiptechnologie von „Globalfoundries“ in deren Dresdner Fabrik.

Sensorknoten im Foto (oben) und im Schema (unten). Abb.: Fraunhofer Enas

Sensorknoten im Foto (oben) und im Schema (unten). Abb.: Fraunhofer Eas

Aus Forschungsprojekt „Universelle Sensor-Plattform“ entstanden

Entstanden ist „Sensry“ aus dem von Sachsen und der EU geförderten Verbundprojekt „Universelle Sensor-Plattform“ (USeP). Beteiligt sind GF und mehrere Fraunhofer-Institute, darunter das IPMS, das EAS und das Assid in Dresden. Das Konzept: Die Projektpartner entwickeln einen Basischip mit Prozessor und Speicher, der je nach Kunde dann noch mit verschiedenen Sensoren oder Funkmodulen bestückt werden kann. Vor allem die GF-Manager hoffen darauf, damit ihrer FDX-Technologie endlich zum Durchbruch zu verhelfen.

Urgestein der ostdeutschen Mikroelektronik

„Sensry“ vermarktet diesen „Baukasten“ nun. Und das junge Unternehmen hat dafür auch einen sehr erfahrenen Chef gefunden: Herre prägte in den vergangenen Jahrzehnten die Mikroelektronik in Dresden und Ostdeutschland mit – unter anderem vor der Wende als Cheftechnologe im Funkwerk Erfurt, danach in verschiedenen leitenden Positionen bei X-Fab, Infineon, ZMD, Plastic Logic und Fraunhofer Dresden. Seit Herbst 2018 leitet er die Sensry GmbH, die derzeit vier Mitarbeiter hat.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt