Zehntausende wollten Experimente erleben, mit Robotern operieren und Lichtbögen blitzen sehen
Dresden, 15. Juni 2018. Zehntausende Schaugierige sind heute dem Lockruf der Dresdner Forscher gefolgt und haben zur Wissenschaftsnacht deren Labore gestürmt. Besonders viel boten die Eierköpfe diesmal den Kleinsten – und bekamen im Gegenzug deren Hilfe: Kinder mixten herrlich blaues Hydrogeld für die Regenerations-Experten, hörten sich geduldig Mathematiker-Witze an, andere entlasteten die Uniklinik-Chirurgen und operierten an ihrer Stelle mit Da-Vinci-OP-Robotern.
Pflicht und Freude für die Forscher
„Die meiste Forschung ist steuerfinanziert“, betonte Professor Wieland Huttner vom Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik zum Auftakt der Wissenschaftsnacht. „Da ist es auch unsere Pflicht und Schuldigkeit als Wissenschaftler, die Menschen über unsere Arbeit und Erkenntnisse zu informieren.“ Tatsächlich waren viele Forscher aber nicht nur pflichtschuldigst dabei, sondern offensichtlich mit großen Enthusiasmus, rackerten sich fröhlich bis in die Nacht hinein ab: Sie ratterten im Affentempo ihre neuesten Geistesblitze herunter, ließen die Computer-Tomographen (CT) rotieren und die Lichtbögen erstrahlen.
Wachsen uns bald Arme und Beine nach – oder gar Köpfe?
Viel Andrang gab es in der Johannstadt, wo sich Uniklinik, Biotech- und Medizin-Forschungsinstitute ballen. Huttners Planck-Genetiker beispielsweise führten den Besuchern vor, wie Planarwürmer und Axolotl-Lurche Köpfe und Schwänze immer wieder nachwachsen lassen. Hinter dieser Forschung steckt natürlich der Wunsch, eines Tages auch dem Menschen solche wundersamen Heilfähigkeiten verpassen zu können.
Modernes OP-Zentrum vor der Eröffnung
Massen wälzten sich auch durch das nigelnagelneue Haus 32 im Uniklinikum: Dort öffnet im Oktober ein supermodernes Operationszentrum mit 17 OP-Sälen. In dem Neubau entstehen auch sogenannten Hybrid-Säle, in denen die Chirurgen direkt während des Eingriffs mit MRT- oder CT-Scannern durchleuchten können („Wo ist die verdammte Schere hin?“). Während der Wissenschaftsnacht hatten die Neugierigen erstmals die Chance, das neue Zentrum schon mal zu besichtigen.Dazu gehörten auch Führungen durch den Keller, in dem Messer, Schere und anderes OP-Besteck mit großem Aufwand sterilisiert wird.
Einige Faszination löste auch ein neuer Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT) in der Uniklinik aus, der die Datenverarbeitung im menschlichen Gehirn sichtbar machen soll – beispielsweise die Areale des Hirns, in denen Gerüche erkannt werden.
Oberbürgermeister Hilbert: „Für uns ist die Wissenschaft ein ganz wichtiger Wirtschaftsmotor“
Insgesamt rund 730 Veranstaltungen an 77 Standorten im Stadtgebiet hatten die Wissenschaftler vorbereitet. Besonders viele Attraktionen ballten sich auf dem Südcampus der TU, Sehenswertes und Spektakel gab es aber auch in Klotzsche, Strehlen, Blasewitz, Pillnitz und vielen anderen Stadtteilen zu sehen.
Übrigens: Nahezu jedes Jahr beteiligen sich mehr Institute und forschungslastige Unternehmen an der Wissenschaftsnacht: Sie wollen auf ihre Arbeit aufmerksam machen, Nachwuchs gewinnen und zeigen, was der Forschungsstandort Dresden drauf hat. Und gerade das gewichtet auch die Stadtspitze hoch: „Für uns ist die Wissenschaft ein ganz wichtiger Wirtschaftsmotor“, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).
Autor: Heiko Weckbrodt
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