Dresdner Onkologin will mit „Trio-Studie“ Behandlung und Vorsorge verbessern
Dresden, 4. Februar 2021. Um krebskranke Kinder individueller behandeln zu können und die Spätfolgen der Tumore und der Therapien zu verringern, suchen Dresdner Onkologinnen und Onkologen in einer „Trio“-Studie nun nach versteckten Krebs-Indizien im Erbgut der Kinder. Das geht aus einer Mitteilung des „Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT) hervor.
„Nebenwirkungen frühzeitig erkennen“
„Wenn eine solche genetische Variante vorliegt, können wir die Therapie anpassen oder Empfehlungen für eine intensivierte Vorsorge aussprechen, um mögliche Zweiterkrankungen oder schwere akute oder langfristig Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und positiv zu beeinflussen“, erklärte Professorin Julia Hauer, die die kindermedizinische Forschungsgruppe „Genetische Prädisposition“ am Uniklinikum Dresden leitet. Dabei könnten vererbte Krebsrisiken eine Rolle spielen, aber auch molekulare Erbgut-Veränderungen beim Kind. Deshalb möchte das Forschungsteam die genetischen Fingerabdrücke sowohl der kranken Kinder wie auch der Eltern analysieren, um solche Zusammenhänge besser zu erkennen. Das auch der Studienname, denn untersucht wird das Trio aus Mutter, Vater und Kind. Die Ärzte können dann die Kinder durch angepasste Therapien besser behandeln, aber auch zielgerichteter gegen Folgeprobleme vorsorgen.
Infektionen lösen Blutkrebs womöglich erst aus
„Für Leukämien untersuchen wir beispielsweise, inwieweit Infektionen in Kombination mit speziellen genetischen Veranlagungen den tatsächlichen Ausbruch der Krebserkrankung begünstigen können“, ergänzte Professorin Hauer. „Bestimmte Impfungen könnten dann nicht nur gegen die jeweilige Infektion schützen, sondern zusätzlich eine präventive Wirkung gegen Krebs entfalten.“
Die meisten Krebsarten bei Kindern sind heute heilbar – allerdings mit Nebenwirkungen
Laut Angaben der Dresdner Kinderonkologen sind lassen sich über 80 Prozent der Krebserkrankungen im Kindesalter heutzutage heilen. Jedoch leiden viele dieser jungen Patienten später an mittelschweren bis schweren Spätfolgen durch die intensiven Chemo- und Bestrahlungstherapien. Dazu können beispielsweise Hör- und Zahnverluste gehören – eine große Belastung für die Kinder und Jugendlichen nicht nur in der Schule. „Bei um die 75 Prozent der Langzeitüberlebenden, den sogenannten Survivors, treten nach Monaten, Jahren oder gar erst Jahrzehntenkörperlich und psychisch belastende Spätfolgen der Tumorbehandlung auf“, informierte Medizinerinnen und Mediziner vom „Deutschen Kinderkrebsregister“ an der Universitätsmedizin Mainz.
500 Kinder erkranken jährlich an Blutkrebs
Vor allem Blutkrebs ist ein Problem: „Akute Leukämien sind die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern. Hier vorbeugend handeln zu können, wäre ein wichtiger Schritt für die Kinderonkologie“, erläuterte Prof. Martin Bornhäuser von NCT-Direkorium. Bei fast jeder dritten Krebserkrankung im Kindesalter handelt es sich um Leukämie, informiert die Kinderkrebsstiftung. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 500 Kinder an akutem lymphatischen Blutkrebs.
Genetischer Fingerabdruck für junge Patienten der Kinderklinik möglich
An der „Trio“-Studie teilnehmen und ihren genetischen Fingerabdruck ermitteln lassen können alle Kinder, die wegen Krebs in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Dresden behandelt werden. Werden dabei problematische genetische Veränderungen entdeckt, können auch gesunde Geschwisterkinder getestet werden. „Patienten anderer Standorte, die Interesse an der TRIO-Sequenzierung haben, können sich in der onkologischen Zweitmeinungs-Sprechstunde der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Dresden vorstellen: in der Kinderonkologie Haus 65, dienstags 14-16 Uhr, Anmeldung: Frau Noack Tel. +49 (0)351 458-3522 oder -18134“, teilte das NCT mit. Die Analysen werden bisher nicht durch die Krankenkassen finanziert, sondern durch Spendengelder der Vereine „Sonnenstrahl“ und „Menschen für Kinder“ sowie „Tour der Hoffnung“, „Mitteldeutsche Kinderkrebsforschung“ und „Stiftung Hochschulmedizin Dresden“.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: NCT/UCC, Kinderärzte im Netz, Krebsstiftung, Deutsches Kinderkrebsregister
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