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Vom Polenztal zum Mont Ventoux

Mit "Schneeschmelze" (2015) stapft Jochen Fiedler in den Spuren Theodor Rosenhauers.Foto: Peter Weckbrodt

Mit „Schneeschmelze“ (2015) stapft Jochen Fiedler in den Spuren Theodor Rosenhauers. Repro: Peter Weckbrodt

Wochenend-Tipp: Jochen Fiedler zeigt Landschaftsbilder im Schloss Zuschendorf

Pirna, 24. Juni 2016. Wer richtig schöne Bilder mag, nicht die Konflikte sucht und auch nicht das Abstrakte, der sollte nicht versäumen, Jochen Fiedlers Sonderausstellung „Landschaft und Garten“ im Landschloss Pirna-Zuschendorf zu besuchen. Bis zum 3. Juli ist die in der langen Tradition sächsischer Landschaftsmalerei stehende Präsentation von insgesamt 79 Werken des 1962 in Dresden Geborenen zu sehen.

Wahlheimat in der Sächsischen Schweiz

Seine Wahlheimat hat Fiedler schon vor 15 Jahren in dem nahe Hohnstein und dem Polenztal gelegenen Dörfchen Cunnersdorf gefunden. Hier finde er, so die Begründung seiner Wahl, zum einen die großen Panoramen, den weiten Blick über Wiesen und Felder, an deren Horizont sich die Tafelberge erheben. Zum anderen habe er hier das schöne Detail blühender Gärten entdeckt, eines einzelnen, in voller Blüte stehenden Wildkirschbaums, ein Hausgesicht oder auch den Blick auf ein Stück Fluss zwischen den Bäumen, hinter denen ein altes Haus hervorluge. Und dies selbstverständlich zu allen Jahreszeiten.

Im Stile des Impressionismus: "Himmel über böhmischen Bergen" (2015). Foto: Peter Weckbrodt

Im Stile des Impressionismus: „Himmel über böhmischen Bergen“ (2015). Foto: Peter Weckbrodt

Apropos Gesicht: Es sind von Menschen und folglich von Rätseln und Konflikten weitestgehend freie Bilder, die der Maler für Zuschendorf ausgewählt hat. Ihm gehe es nicht um den Zeitgeist, ihm komme es auf ein realistisch geprägtes Bild der heimischen Kulturlandschaft an, nicht zuletzt auf die Stärkung des Empfindens für den Wert blühender Gärten, Felder, Dörfer mit Gesichtern alter Fachwerkhäuser, so seine Kommentierung im Begleitheft zur Ausstellung.

Der "Sommerstrauß mit Rittersporn" steht eher in der Tradtion des radebeuler Malers Paul Wilhelm. Repro: Peter Weckbrodt

Der „Sommerstrauß mit Rittersporn“ steht eher in der Tradtion des Radebeuler Malers Paul Wilhelm. Repro: Peter Weckbrodt

Landschaftsbilder dominieren

Bei der Motivwahl dominieren die Landschaftsbilder der Sächsischen Schweiz. Da gibt es ein hohes Maß an Wiedererkennung beim Besucher (Burg und Stadt Hohnstein, die Festung Königstein, das Elbtal bei Wehlen und Rathen), sie zwingen ihn allerdings kaum zu längerer Betrachtung. Außerordentliche Stimmung vermitteln hingegen viele Bilder, die nur auf den ersten Blick örtlich nicht zuordenbar sind. Fiedler fand und findet deren Motive überwiegend entweder im recht idyllischen Cunnersdorf selbst oder in dessen unmittelbarer Nachbarschaft. Das ist die Polenz im Vorfrühling oder auch im Novembergrau, die Abendsonne im Unterdorf, das Bächlein am Bahndamm in Lohsdorf und das Rapsfeld vor alter Schäferei, um wenige beispielhaft zu nennen.

Erinnerung an Fiedlers Studienreisen: "Platanenreihe am Mont Ventoux". Repro: Peter Weckbrodt

Erinnerung an Fiedlers Studienreisen: „Platanenreihe am Mont Ventoux“. Repro: Peter Weckbrodt

In der Tradition von Paul Wilhelm und Theodor Rosenhauer

Der Meister hat, alter Romantikertradition folgend, selbstverständlich mehr als nur einen Blick auch über den guten alten deutschen Gartenzaun hinweg nach Italien, in die Toscana, nach Umbrien aber auch nach Südfrankreich, in die Provence (Platanenreihe vorm Mont Ventoux) sowie nach Schweden geworfen. Unübersehbar aber auch, in wessen Tradition er steht, wessen Lebenswerk und -Erfolg er sich im besonderen Maße verpflichtet fühlt. Er fühlt sich eng verbunden mit Künstlern wie Paul Wilhelm, sein „Sommerstrauß mit Rittersporn“ sei hier beispielhaft genannt sowie Theodor Rosenhauer, den er noch persönlich näher kennengelernt hatte. Sein Bild „Schneeschmelze“ atmet ganz den Geist dieses großen Dresdner Malers.

Stimmungsvolles Ambiente

Der Besucher sollte nicht versäumen, auch mehr als nur einen Blick für das stimmungsvolle Ambiente von Park und Schloss Zuschendorf zu haben. Im leider namenlos gebliebenen Kaminzimmer verdienen die Grafiken zweier großer Künstler, Franz Theobald Horny und Julius Schnorr von Carolsfeld unbedingt unsere Beachtung.

Autor: Peter Weckbrodt

Besucherinfos:

Wo?

Landschloss Pirna-Zuschendorf, Am Landschloss 6, 01796 Pirna OT Zuschendorf

Öffnungszeiten:

bis 3. Juli 2016: Di – So und Feiertags 10.00 – 17.00 Uhr

Anfahrt:

 

Kurzbiografie Jochen Fiedler

1962 in Dresden geboren

1971-1978 Besuch eines Zeichenzirkels in Cossebaude

1978-1981 Abendstudium an der HfBK Dresden

1983-1988 Studium an der Hochschule für Bildende Künste bei Johannes Heisig und Hubertus Giebe

1988-1989 Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner,

1992-2015 Studienreisen

seit 1989 verheiratet mit Runhild (geb. Nikulski), fünf Kinder

seit 1989 freiberuflich, lebt und arbeitet in Cunnersdorf mit Ateliers in Hohnstein und Dresden.

 

-> Ausstellungen u. a. in Bautzen, Chemnitz, Dresden, Hamburg, Karlsruhe, Landau (Pfalz), München, Prag, Radebeul, Schwarzheide, Sebnitz und Zweibrücken.

Atelier in 01848 Hohnstein, direkt am Markt, April bis Oktober Di. u. Fr. 15-18 Uhr;

Atelier in 01324 Dresden, Bautzner Landstraße 78, Fr. 16-19 Uhr;

Aktuelle Informationen unter www.jochenfiedler-dresden.de; Tel.: 035975-80972

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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