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Berliner Forscher setzen auf „nasse Verbrennung“ für Ökostrom-Dilemma

Prof. Christian Oliver Paschereit an einem Versuchsstand zur „Nassen Verbrennung“ im Energielabor der TU Berlin. Foto: TU Berlin/PR/Ulrich Dahl

Prof. Christian Oliver Paschereit an einem Versuchsstand zur „Nassen Verbrennung“ im Energielabor der TU Berlin. Foto: TU Berlin/PR/Ulrich Dahl

TU-Strömungsmechaniker wollen Knallgas-Explosionen mit Wasserdampf verdünnen

Berlin/Dresden. Berliner Strömungsmechaniker wollen eine Kombination aus Elektrolyse und „nasser Verbrennung“ einsetzen, um die Ökoenergie-Spitzen in den deutschen Stromnetzen anzufangen. Die Forscher der TU Berlin versprechen mit ihrer „BlueStep“-Methode vor allem zwei große Vorteile: Auf diese Art kann Energie auch in großen Mengen zwischengespeichert werden und die Technologie kann auch in existierenden Kraftwerken mit ein paar Umrüstungen eingesetzt werden. „So kann kurzfristig die Leistung einzelner Kraftwerke erhöht werden“, schätzten die Uni-Wissenschaftler ein.

Solarstromspitzen sollen Wasser aufspalten

Das Team um Christian Oliver Paschereit will dabei die Stromspitzen von Solar- und Windkraftwerken nutzen, um Wasser in den Energieträger Wasserstoff sowie in Sauerstoff aufzuspalten – denn Gas kann in größeren Mengen als Strom auch recht problemlos zwischengebunkert werden. Diese Technik ist bereits seit langem bekannt. Wenn man Wasser- und Sauerstoff allerdings wieder zusammenbringen und damit wieder Strom erzeugen will, dann beansprucht dieser Prozess wegen der hohen Betriebstemperaturen die verwendeten Werkstoffe in den Anlagen enorm. Die extreme Variante dieses Prozesses ist als Knallgas-Explosion bekannt. Daher wollen die TU-Strömungsmechaniker diesen Verbrennungsprozess gewissermaßen verwässern und verdünnen, indem sie Wasserdampf zuleiten, der aus der Abwärme der heißen Turbinenanlagen erzeugt wird. Dies steigere den Gesamtwirkungsgrad der Anlage und senke gleichzeitig die Verbrennungstemperatur ausreichend, betonten die Forscher.

Fraunhofer-Forscher Dr. Przemyslaw Komarnicki (rechts) erklärt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Grioßakku von innen. Foto: Viktoria Kühne, Fraunhofer IFF

Noch im Pilotstadium: Großakku von Fraunmhofer in Magdeburg. Foto: Viktoria Kühne, Fraunhofer IFF

Ökostrom kommt oft zu geballt in die Netze

Das Ökostrom-Dilemma dahinter beschäftigen Forschung und Energiewirtschaft bereits seit längerem: Nicht erst, seit die Kanzlerin die Energiewende ausgerufen hat, speisen immer mehr Solar- und Windkraft-Parks ihre Energie in die Stromnetze ein – allerdings oft genug sehr geballt, wenn gerade die Sonne scheint oder Wind weht. Besser wäre es, wenn man diese Spitzen auf die verbrauchsstarken Zeiten umverteilen könnte. Da allerdings Großbatterie-Speicher und andere elektrischen Energiespeicher noch in den Kinderschuhen stecken, setzen viele Experten auf die Zwischenspeicherung von Ökostrom in Gas- oder Flüssigform („Power to Gas“ bzw. „Power to Liquid“).

Christian von Olshausen ist Technikchef bvei "Sunfire" in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Christian von Olshausen ist Technikchef bei „Sunfire“ in Dresden – hier vor der  Pilotanlage, die aus Ökostrom Sprit produziert. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner machen aus Ökostrom lieber Sprit

So hat das Dresdner Technologie-Unternehmen „Sunfire“ kürzlich in Dresden eine Pilotanlage in Betrieb genommen, die Ökostrom in Diesel und andere flüssige Energieträger umwandelt – und diesen Prozess künftig auch bei Bedarf umkehren soll. Diese aus der Brennstoffzellen-Technik abgeleitete Methode erfordert allerdings erhebliche Investitionen in neue Technik. Autor: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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