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Großakku-Versuch in Magdeburg

Fraunhofer-Forscher Dr. Przemyslaw Komarnicki (rechts) erklärt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident  Reiner Haseloff (CDU) den Grioßakku von innen. Foto: Viktoria Kühne, Fraunhofer IFF

Fraunhofer-Forscher Dr. Przemyslaw Komarnicki (rechts) erklärt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Grioßakku von innen. Foto: Viktoria Kühne, Fraunhofer IFF

Fraunhofer-Institut vom Stromnetz abgezwackt – Megwatt-Akku sorgt für 5 Stunden Saft

Magdeburg, 2. Oktober 2014: 150 Fraunhofer-Forscher im Magdeburger Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) sind heute vom Stromnetz abgezwackt worden und mussten stundenlang vom Saft aus einem Megwatt-Akku leben beziehungsweise tüfteln. Das Ganze war aber kein Unfall, sondern ein Experiment: Die Wissenschaftler wollten erproben, wie lange und wie stabil ein Groß-Akkumulator auch ganze Fabriken oder Siedlungen mit Energie versorgen kann, wenn es Netzschwankungen gibt oder Strom gerade zu teuer ist.

Container voller Lithium-Zellen

Der Energiespeicher "SGESS" am Magdeburger IFF. Foto: Rene Maresch / FHG

Der Energiespeicher „SGESS“ am Magdeburger IFF. Foto: Rene Maresch / FHG

Das Ergebnis: Der mit rund 5000 Lithium-Ionen-Batteriezellen vollgestopfte Energiespeicher-Container der koreanischen „SK Innovation“ konnte das Institutsgebäude fünf Stunden lang versorgen, das entspricht dem 24-Stunden-Verbrauch von 100 normalen Haushalten, wie das IFF heute mitteilte.

Direktor: Bedeutung von Megawatt-Batterien wächst

„Solche Großbatterien sind für unsere künftige Energieversorgung von wachsender Bedeutung“, schätzte Instituts-Direktor Prof. Michael Schenk ein. „Sie werden helfen, die überschüssige Energie aus regenerativen Quellen zu speichern und optimal in den regionalen Stromnetzen einzusetzen.“ Mit ähnlichen Groß-Stromspeichern experimentieren seit einiger Zeit auch Younicos und Vattenfall in Berlin-Adlershof – dort ist ein Natrium-Schwefel-Akku mit 1 MW Leistung im Einsatz. Auch EON, Evonik sowie Dresdner Fraunhofer-Institute arbeiten an solchen Konzepten.

Speicher sind Schlüsselproblem der Energiewende

Die Visualisierung zeigt die technologische Innenansicht der "Autotram Extra Grand". Abb.: Fraunhofer IVI

Im Experimentalbus „Autotram Extra Grand“ testen Dresdner Fraunhofer auch den Einsatz von Energiespeichern. Abb.: Fraunhofer IVI

Energiespeicher gelten als Schlüsselproblem der deutschen Energiewende: Sie sollen die Netz-Schwankungen durch die wachsende Einspeisung von tageszeitabhängigen Wind- und Solaranlagen ausgleichen, es zudem ermöglichen, Verbrauchs- und Preisspitzen im Tagesverlauf besser auszunutzen.

Akkus überhitzen noch zu schnell

Dabei verfolgen Industrie und Forschung verschiedene Technologiepfade vom ultraschnellen Superkondensatoren für kurze Ladeprozesse bis hin zu den eher trägen und teils auch umstrittenen Pumpspeicherwerken für richtig große Energiemengen. Megawatt-Akkus gelten eher als mittlere Energiespeicher, nicht ganz so schnell wie Supercaps, aber bedeutend reaktionsfreudiger als viele andere Technologien. Allerdings haben die Ingenieure noch Probleme, die Überhitzung solch großer Batterien mit bezahlbarer Kühltechnik in den Griff zu bekommen. An Lösungen dafür arbeitet derzeit unter anderem das Dresdner TU-Institut für Kälte-, Kryo- und Kompressortechnik. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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