News, Wirtschaft, Wirtschaftspolitik
Schreibe einen Kommentar

Hannovermesse: Sachsen zeigen Schwebestühle und fliegende Augen

Durch ein leichtes Wippen kann der Sitzende vorwärtsschweben. Foto: Festo

Durch ein leichtes Wippen kann der Sitzende mit dem Supraleit-Stuhl vorwärtsschweben. Foto: Festo

Über 50 Firmen und Institute aus Dresden zeigen Hightech aus Sachsen

Dresden/Hannover, 11. April 2013: Schwebende Supraleit-Stühle, fliegende Augen, intelligente Motoren und gedruckte Generatoren, die bisher verpuffte Abwärme in Strom verwandeln – der Hightech-Standort Dresden ist derzeit mit über 50 Ausstellern und rund 250 Produkten auf der „Hannover-Messe“ (8.-12. April 2013) , der weltweit bedeutendsten Industriemesse, vertreten. Und die Nachfrage der Fachbesucher ist groß. „Es geht hier Schlag auf Schlag mit den Kundengesprächen“, sagt beispielsweise Sachsenwerk-Sprecherin Sabine Michel.

Supraleitmagneten halten Sessel in der Schwebe

Er scheint den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen und sieht ziemlich futuristisch aus: Die Dresdner Firma Evico – eine Ausgründung des Dresdner Leibniz-Instituts IFW – und deren Esslinger Automatisierungspartner Festo bitten Besucher der Hannovermesse nicht etwa, auf einem schnöden Holzstuhl Platz zu nehmen, sondern auf einem schwebenden Sessel namens „SupraLinearMotion“. Supraleitmagneten aus Dresden, die mit flüssigem Stickstoff auf ihre „Wohlfühltemperatur“ um die minus 196 Grad Celsius heruntergekühlt werden, heben das Hightech-Ruhemöbel anderthalb Zentimeter über dem Boden. Ein kleines Wippen genügt und der Sitzende schwebt samt Sessel vorwärts…. „Die Resonanz ist super“, berichtet Festo-Sprecherin Simone Schmid.

Festo-Video: So funktioniert die Supraleittechnik:

Zu kaufen gibt es den Supraleit-Schwebesessel zwar in keinem Möbelmarkt – und es ist wohl auch eher unwahrscheinlich, dass sich jemand solch ein teures Hightech-Kissen jemals ins Wohnzimmer stellt. „SupraLinearMotion“ ist vielmehr als spektakuläre Demonstration gedacht, wie schwebende Straßenbahnen in naher Zukunft funktionieren, wie in Reiraum-Fabriken Reibungsverluste beim Transport vermieden werden können oder Forschungslabore mit gefährlichen Substanzen ohne mechanischen Kontakt zur Außenwelt gesteuert werden können.

Gedruckte Generatoren saugen Strom aus Abwärme

Die auf Polymerbahnen gedruckten Generatoren (braun) können sich jedem Bauteil anpassen und machen aus Abwärme Strom. Foto: Fraunhofer IWS

Die auf Polymerbahnen gedruckten Generatoren (braun) können sich jedem Bauteil anpassen und machen aus Abwärme Strom. Foto: Fraunhofer IWS

Äußerlich eher winzig wirkt dagegen eine Erfindung von Dresdner Fraunhofer-Forschern, die freilich große Wirkung auf unser aller Energiebilanz haben könnte: Wissenschaftler des Instituts für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) zeigen auf der Messe gedruckte Miniatur-Generatoren, mit denen sie Kraftwerkskühltürme und vielleicht sogar Hausschornsteine beschichten wollen, damit diese Abwärme nicht einfach nutzlos in die Luft blasen, sondern daraus Strom erzeugen. Die biegsamen Polymer-Bahnen nutzen die Temperaturunterschiede zwischen „draußen“ und „drinnen“, um Elektronen – und damit Strom – in Fluss zu bringen.

Mikro-Brennstoffzellen sorgen für iPhone-Saft

Sieht wie eine Thermoskanne aus, darin steckt aber Brennstoffzellentechnik, die ein iPhone 100 Stunden lang am Leben hält. Foto: eZelleron

Sieht wie eine Thermoskanne aus, darin steckt aber Brennstoffzellentechnik, die ein iPhone 100 Stunden lang am Leben hält. Foto: eZelleron

Auf die „Generation iPhone“ hat sich die Dresdner Firma „eZelleron“ eingeschossen. Sie hat Mikro-Brennstoffzellen und .Gasbatterien entwickelt, die Computertelefone und Tablettcomputer auch im Camping-Urlaub weit jenseits der Internet-Zivilisation mit „Saft“ versorgen. „Allein die Gasmenge eines Feuerzeugs sichert Ihnen bis zu 100 Stunden Audiowiedergabe Ihres iPhones“, verspricht das Unternehmen.

Drohnen – mal ganz unkriegerisch

Andere Dresdner Firmen stellen beispielsweise Motoren vor, die ihre Kenndaten berührungslos an Computer melden (Sachsenwerk), oder auch internetgestützte Ersatzteilportale, mit denen die Nutzer aus der Ferne per Tablet-Miniprogramm (App) seine Bestellungen zusammenstellen kann (T-Systems Dresden). Mikromat zeigt neue Präzisionsfräsen – und konnte auch gleich einen Vertrag mit einem niederländischen Unternehmen abschließen. Die TU ist unter anderem mit Leichtbautechnologien für Elektrofahrzeuge vertreten.

Ein CamCopter - sieht wie eine Drohne aus, inspiziert aber Windkraftanlagen mit Infrarotkameras. Foto: Hexapilots-Blog

Ein CamCopter – sieht wie eine Drohne aus, inspiziert aber Windkraftanlagen mit Infrarotkameras. Foto: Hexapilots-Blog

Ein Hingucker sind nicht zuletzt auch die „CamCopter“ der Dresdner „Hexapilots“, die an eine Miniaturausgabe des „Fliegenden Auges“ aus dem gleichnamigen Film erinnern: Kleine Hubschrauber mit acht Rotoren und Videokameras an Bord, die eingesetzt werden, um Windparks aus luftiger Höhe zu inspizieren.

Sachsen zufrrieden mit Messe-Erfolg

Insgesamt sind diesmal aus ganz Sachsen rund 160 Aussteller mit 667 Produkten auf der Hannovermesse vertreten. „Wir können sehr zufrieden sein“, schätzt Uwe Lienig von der Wirtschaftsförderung Sachsen ein, der in Hannover einen der Gemeinschaftsstände betreut. Es habe sich auch ausgezahlt, dass der Freistaat diesmal einen neuen Technologie-Gemeinschaftsstand etabliert habe. Ein Schwerpunktthema sei diesmal innovative Energietechnik aus Sachsen. „Und eines merkt man auch deutlich: Die Bedeutung der Hannovermesse wächst wieder“, sagt er. Heiko Weckbrodt

 

Galerie:

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar