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Dresdner Forscher wollen supraleitende Schwebebahn in Rossendorf bauen

Wie der Supraleitexpress in Rossendorf aussehen soll, steht noch nicht fest. Hier ist eine Vision der TU Dresden zu sehen. Montage: A. Eylert

Wie der Supraleitexpress in Rossendorf aussehen soll, steht noch nicht fest. Hier ist eine Vision der TU Dresden zu sehen. Montage: A. Eylert

Dresden, 27.4.2012: Wer heute den Forschungscampus in Rossendorf besucht, den einst die DDR-Kernphysiker dem Wald entrissen hatten, der sollte Wanderlust in seinen Knochen spüren: Das inzwischen das „Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf“ (HZDR) beherbergende Areal ist extrem weitläufig und verlangt den Wissenschaftlern gute Kondition ab. Doch das soll sich ändern, wenn es nach einer Gruppe Dresdner Forschern und -firmen geht. Ihre Idee: Sie wollen auf dem HZDR-Gelände eine weltweit einzigartige Expressbahn bauen, die dank innovativer Supraleit-Technologie über dem Boden schwebt, Besucher wie Wissenschaftler wie ein geölter Blitz von einem Institut zum anderen bringt und dabei auch noch „Öko“ vom Feinsten ist: Die Supraleit-Schwebebahn kennt keinen Rollwiderstand, verbraucht nur wenig Strom und etwas flüssigen Stickstoff.

Tiefkühlkeramiken leiten Strom ohne Widerstand

Der zu Grunde liegende Supraleit-Effekt beruht auf Hightech-Keramiken, die bei sehr tiefen Temperaturen Strom widerstandslos leiten. Solche Werkstoffe erlauben die Konstruktion von Motoren, Generatoren und anderen technischen Aggregaten, die extrem starke Magnetfelder erzeugen können, aber viel kompakter und energiesparender als herkömmlichen Elektroanlagen sind.

Kosten und Finanzierung noch unklar

Noch befindet sich der Plan in einem sehr frühen Stadium. Die Kosten sind noch nicht einmal geschätzt, dürften sich allerdings im Millionen-Bereich bewegen. Dafür würde der Hightech-Standort Dresden aber ein einzigartiges Paradebeispiel für den öffentlichen Nahverkehr der Zukunft bekommen. Beteiligen wollen sich an dem Projekt neben dem HZDR selbst unter anderen das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) und die Dresdner Supraleit-Kabelfirma „Evico“.

Auch Schweizer haben Interesse an Supraleit-Besucherbahn

"Supratrans II" auf der Pilotstrecke. Abb.: evico

"Supratrans II" auf der Pilotstrecke. Abb.: evico

Die Projektpartner könnten sich dabei nicht nur auf eine inzwischen weltweit vielbeachtete Supraleit-Forschungsszene in Dresden stützten, sondern auch auf bereits realisierte Pilotprojekte. Dazu gehört die „Supratrans II“, eine 80 Meter lange Teststrecke für Supraleit-Schwebebahnen in Niedersedlitz. Die hat international bereits für Furore gesorgt und unter anderem zu einer Anfrage des „Verkehrshauses der Schweiz“ geführt, ob die Dresdner für ihre Technikschau in Luzern nicht eine supraleitende Besucherbahn bauen könnten.

Damit aber die erste Praxisanwendung dieser neuen Transporttechnologie nicht nur im Ausland, sondern auch am Ursprungsort präsentiert werden kann, wollen die Dresdner das besagte Referenzsystem in naher Zukunft auf dem HZDR-Campus realisieren. Eine endgültige Entscheidung über die Rossendorfer Supra-Bahn ist allerdings noch nicht gefallen – nicht zuletzt wegen des kleinen, noch zu klärenden Details namens „Finanzierung.“ Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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