Alle Artikel in: Kommentar & Glosse

Foto: Ronny Siegel

Kommentar: DE-Mail ist eine Totgeburt

Ich halte die DE-Mail für eine Totgeburt und bin daher recht skeptisch, ob dem Pilotprojekt „DE-Mail-City“ allzu viel Erfolg beschieden sein wird. Warum? Das Modell „DE-Mail“ ist zu umständlich und außerdem nicht ohne Wenn und Aber kostenlos. Wer bitte wird soll bereit sein, die Mühen einer DE-Mail-Registrierung auf sich zu nehmen, sich ein eAusweis-Lesegerät zulegen, um dann darauf zu warten, dass er oder sie irgendwann für jede einzelne E-Mail, die er mit diesem System verschickt, etwas kosten wird? Ein paar Nerds sicher und vermutlich auch Unternehmen. Die breite Masse? Wohl eher nicht.

4K-Digitalprojektor von Sony. Foto. Sony

Zwei Elektronik-Profs, zwei Helfer und ein widerspenstiger Beamer

Am Rande beobachtet Dresden, 25. Juni 2014: „Alles grün … RGB-Signal …neuer Beamer…“ Eigentlich hatte die TU Dresden mit ihrer Exzellenzinitiative und ihrem neuen Elektronikzentrum glänzen wollen, extra zur Bilanz-Pressekonferenz hatte das Rektorat heute nicht nur Lokalreporter, sondern auch Journalisten aus dem Ausland eingeladen, um sich der Welt von der besten Seite zu zeigen. Unfreiwillig geriet die PowerPoint-Präsentation indes zur Demonstration, wie weit die Lücke zwischen akademischer Forschung und technischer Praxis aufklaffen kann.

Oiger

Sticht der Experte den Prinzen?

Kommentar zum neuen sächsischen Chip-Botschafter in den USA Dresden, 29. Mai 2014: Physische Präsenz und persönliche Überredungskunst können für manche Weichenstellungen in der Elektronikbranche entscheidend sein, dass hatten in den 1990er Jahren die dicken Fische gezeigt, die das Anglerteam Biedenkopf-Schommer für den auf der Kippe stehenden Mikroelektronik-Standort Dresden an Land zogen, wenn man etwa an AMD und Siemens denkt. Daher ist ein ständiger Chip-Botschafter Dresdens am wachsenden Nanoelektronik-Campus Albany bei New York sicher nicht die schlechteste Idee, um den Amerikanern vor Augen zu halten: Ach ja, da gibt es noch diese oder jene Firma oder Institut in Sachsen, die zum Beispiel in der Chipwerk-Automatisierung, der Wafer-Genese oder dergleichen wirklich etwas drauf haben, und die es lohnt, in die Projekte um die neuen 450-Millimeter-Scheiben einzubeziehen.

Unser Autor Peter Weckbrodt - er nutzt z. B. auch Skype, um mit seinen Enklen zu videotelefonieren. Foto: Heiko Weckbrodt

„Neumodischer Kram“ aus Sicht eines Seniors

Computer und eReader nützlich – Smartphone: na ja Dresden, 27. April 2014: Für einen Senior wie mich ist der Umgang mit dem „neumodischen Kram“, beispielsweise Computer, Handy, E-Reader und Smartphone, für den täglichen Umgang nicht unbedingt erste Wahl. In der Werteskala ganz oben findet sich auch bei mir vielmehr Alles, was mit Gesundheit, Mobilität und geistiger Frische in einem direkten Zusammenhang steht. Allerdings benutze ich speziell den Computer schon seit Jahren mit ziemlicher Selbstverständlichkeit. Ich kenne nicht alle seine Geheimnisse, komme aber doch so gut damit zurecht, dass der Begriff „unentbehrlich“ inzwischen nicht zu weit hergeholt ist.

eBook-Freunde lesen digitale Bücher bevorzugt auf dem Computertelefon. Foto: Heiko Weckbrodt

Kommentar: Nicht ohne mein eBuch…

Zur Leipziger Buchmesse: 10 Gründe für und wider eBooks Dresden, 15, März 2014: Ich bin mit Büchern und Zeitungen aus Papier groß geworden, arbeite als Tageszeitungs-Journalist in einer papierlastigen Branche, lese in meiner Freizeit gern, oft und viel. Und doch ziehe ich – wenn ich die Wahl habe – seit Jahren das eBuch dem Papierbuch vor, das „ePaper“ der gedruckten Zeitung. Anlässlich der Leipziger Buchmesse 2014 hier ein paar Gedanken, was für und was gegen das eBuch spricht:

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Wer Griechenland hinterherhinkt, sollte nicht lästern

Kommentar zu Sachsens Standortvergleich Dresden, 2. März 2014: Wer demnächst an Sachsens Stammtischen wieder mal versucht sein sollte, über die faulen, rettungsschirm-gierigen Griechen zu schimpfen, sollte sich den innereuropäischen Vergleich vor Augen halten: Solange Sachsen von Soli-Geld aus dem Westen abhängig ist und auf weniger Wirtschaftsleistung pro Kopf kommt als die südeuropäischen Krisenländer, gibt es hier mehr Grund zu klotzen statt zu lästern.

Foto: Ronny Siegel

Hartes Herz hinter nackten Brüsten

Kommentar zum Dresdner „Femen“-Jubel für Bomber-Harris Dresden, 21. Februar 2014: Wer die Toten von Dresden betrauert, sollte nie die kausale Kette vergessen, die zur Zerstörung der Stadt am 13. und 14. Februar 1945 führte: Angefangen und zur mörderischen Eskalation geführt hat den II. Weltkrieg Deutschland. Auch sollte man sich dafür hüten, die selbst zu DDR-Zeiten fortwirkende Propaganda eines Joseph Goebbels nachzubeten, der Dresdens zu einer unschuldigen Stadt verklärte und mit sechsstelligen Opferzahlen zu einer Singularität britischer Tücke und Mordlust stilisierte. Nach den sehr gründlichen Untersuchungen der Dresdner Historikerkommission sind es bis zu 25.000 gewesen, die in Bombenhagel und Feuersturm ihr Leben ließen. Und ja: Es gab auch in Dresden Rüstungsproduktion und ja: Auch die Dresdner haben Hitler gewählt, haben weggeschaut, als ihre jüdischen Mitbürger deportiert wurden.

Video-Nerdplausch (10): Anti-Grippe-Apps und Diskozauber-Nerdstuff

Dresden, 9. Dezember 2013: In der ersten runden Jubiläumsausgabe unseres „Oiger -Nerdplauschs“ stellen die digitalverliebten Oiger-Redakteure Heiko und Ronny – mehr oder minder hilfreiche – Apps für den Kampf gegen analoge Noro-Viren und Grippe-Bazillen vor. Und danach wird abgerockt mit einem hübschen Nerd-Stuff: mit einer Diskokugel, die man zu jeder Party mühelos mitschleppen kann und die in jede Standard-Lampenfassung passt. Autor: Heiko Weckbrodt

Oigers Nerdplausch (9): Moderne Raubritter

Dresden, 25. November 2013: Über Marken-Sammler, die nun als Raubritter die Geeks und Nerds bedrängen , südkoreanische Version der NSA und über die TV-Steuer unterhalten sich die Oiger-Redakteure Ronny Siegel und Heiko Weckbrodt in der neuen Ausgabe von „Oigers Nerdplausch“. Wer mehr über die angeschnittenen Themen nachlesen möchte, findet hier einige Links:

Warnschuss für das „Silicon Saxony“

Kommentar zum Teilumzug der Chipmesse „Semicon“ Dresden, 9. September 2013: Der Pulk zieht dorthin, wo die Musike zieht – das ist in der Halbleiterbranche nicht anders als anderswo. Wenn der Mikroelektronik-Verband „SEMI“ auf Drängen der Aussteller nun beschließt, die Halbleiter-Messe „Semicon Europe“ fortan jedes zweite Jahr nicht mehr in Dresden, sondern in Grenoble abzuhalten, dann deshalb, weil die Franzosen in ihrer Chip-Forschung und -Produktion derzeit mit EU-Hilfe kräftig investieren.

Auftakt zu einem Steam-beherrschten Spielemarkt?

Kommentar zum Ende von „Games for Windows Live“ Angesichts der Vielzahl konkurrierender Internet-Spielemarktplätze mit teils drastisch größerem Angebot – allen vorneweg „Steam“ – hat Microsofts hauseigene Lösung „Games for Windows live“ die Erwartungen der Konzernspitze anscheinend nicht erfüllt. Dass der Konzern der eigenen Plattform nicht mehr recht vertraute, zeigte sich bereits, als die HD-Neuauflage von „Age of Empires II“ beim konkurrierenden „Steam“ veröffentlicht wurde.

Kommentar: Keine Angst vor der Trollwiese Internet!

Man kann es leider gar nicht anders sagen: Als das Internet Ende der 1990er zum Massenphänomen wurde, starb auch die Netz-Etikette (Netiquette) weitgehend aus. Trolle krochen aus ihren Löchern und motzten auf ihrer neuen elektronischen Spielwiese, was das Zeug hält, verwandten die (Halb-)Anonymität des Internets, um all jene Beleidigungen herauszuschreien, die sie sich im realen Leben, Aug in Aug, ihrem Gegenüber niemals zu sagen wagten. Die legasthenischen Motz-Wettbewerbe in manchen Foren sprechen da Bände.

Kommentar: Samsung-Einstieg ist Chance für Sachsen

Zur Übernahme der OLED-Firma Novaled durch die Südkoreaner Dresden, 9. Augist 2013: Kauft ein Riese wie Samsung eine eher kleine Dresdner Forschungsfirma, klingt das zunächst wie eine hungrige Heuschrecke, die alles, was hier zu einer gewissen Größe wächst, wegfrisst. Doch da sollte man sich nicht von Vorurteilen leiten lassen: Die Novaled-Übernahme durch die Südkoreaner ist in erster Linie eine große Chance für Dresden. Hält sich Samsung an seine Ansage, Novaled nicht nur in Dresden zu belassen, sondern sogar auszubauen – und darauf deuten alle Indizien und Plausibilität hin -, gewinnt zunächst einmal die wohl stärkste Unternehmung des noch jungen Organikelektronik-Standorts Dresden einen potenten Partner, der mehr Gewinne scheffelt, als die gesamte Dresdner Industrie zusammen an Jahresumsatz realisiert. Und da die Südkoreaner mehrfach angekündigt haben, weiter kräftig in die OLED-Bildschirmtechnologie zu investieren, winken für einen Schlüsselzulieferer wie Novaled Entwicklungs- und Fertigungsaufträge ganz neuen Größenordnungen.

Schluss mit Multitasking!

Für den Technikfreund, auch „Nerd“ genannt, war die Erfindung der Computertelefone ein Fest: telefonieren, navigieren, organisieren und surfen –alles in einem Gerät. Doch wenn der arme Nerd bei Bullenhitze mit dem Auto durch holprig-enge Straßen in Dresden-Striesen gurkt, den Blick starr zwischen Umleitungen, der Navi-Anzeige auf dem iPhone, einem ankrauchenden Laster und einem suizidal kurvenden Radfahrer im Rückspiegel pendeln lässt, sich die Kalender-App mit der Meldung „15 Minuten bis zum nächsten Termin“ über den Navi-Bildschirm schiebt, im selben Moment ein Kollege anruft („Bitte tippen Sie hier, um zum Gespräch zu wechseln!“) und der Radler hinten zum Rechtsüberhol-Stunt ansetzt – dann sind die menschlichen Grenzen des „Multi Tasking“ überschritten.

Kommentar zum Solarwatt-„Neustart“: Im Modulmarkt ist Deutschland weg vom Fenster

Dresden, 24. April 2013. Sich vom Modulhersteller zum Systemanbieter für Solartechnik umzuprofilieren, ist sicher ein sinnvoller Schritt für Solarwatt Dresden – auch wenn dies Jobs gekostet hat und viele Gläubiger auf ihren Forderungen sitzen blieben. Denn machen wir uns nichts vor: Seine einstige – letztlich durch die Subventionen der deutschen Verbraucher erkaufte – internationale Spitzenposition als Solar-Pionier wird Deutschland nicht zurückerlangen. Das hat nicht allein mit den viel beschimpften (im Übrigen auch nur indirekten) Staatshilfen für die chinesischen Hersteller zu tun, sondern auch damit, dass die Chinesen schlichtweg schneller und konsequenter in die Modul-Massenproduktion eingestiegen sind. In diesem Markt hat vielleicht die große Solarworld noch eine Chance, aber ansonsten sind die Deutschen in der Produktion von Solarzellen und –modulen weg vom Fenster.