Zur Leipziger Buchmesse: 10 Gründe für und wider eBooks
Dresden, 15, März 2014: Ich bin mit Büchern und Zeitungen aus Papier groß geworden, arbeite als Tageszeitungs-Journalist in einer papierlastigen Branche, lese in meiner Freizeit gern, oft und viel. Und doch ziehe ich – wenn ich die Wahl habe – seit Jahren das eBuch dem Papierbuch vor, das „ePaper“ der gedruckten Zeitung. Anlässlich der Leipziger Buchmesse 2014 hier ein paar Gedanken, was für und was gegen das eBuch spricht:
Vorteile:
1.) eBücher vermeiden Sehnenscheidenentzündungen: Je nach verwendetem Gerät liegen mir beim elektronischen Lesen 200 Gramm (Smartphone oder eReader) und ein knappes Pfund (iPad) in der Hand – das entspricht etwa einem Taschenbuch, ist aber viel leichter als kiloschwere gebundene Wälzer.
2.) Sie lassen mich länger lesen und ersparen mir Optikerrechnungen: Dank Hintergrundbeleuchtung in Tablet und Smartphone muss ich mich nicht unter einer (fast immer suboptimale) Leselampe winden. In lauen Sommernächten kann ich dadurch auf meinem (lampenlosen) Balkon bis in die Puppen lesen. Außerdem erlauben mir eBücher, die Schriftgröße genau so einstellen, dass meine Augen nicht ermüden – mit Blick auf manch neuere Papierbücher, die aus Kostengründen Schriftgrade unter 10 Punkt verwenden, ist dies ein enormer Vorteil.
3.) Weniger Gepäck: Als Lese-Nerd nehme ich normalerweise mindestens ein Sachbuch und einen Roman mit in den Urlaub, meist auch mehr. Auf ein pfundschwere iPad passt eine ganze Bibliothek, die Papier-Alternative würde in meiner Reisetasche mehrere Kilo auf die Waage bringen.
4.) eBooks sind sofort verfügbar: Übermannt mich spätabends das Bedürfnis, zum Beispiel Dostojewski zu lesen, ziehe ich mir die eSchinken von den Gutenberg-Seiten, will ich einen neuen Bestseller verschlingen, sauge ich ihn bei Amazon, Thalias oder wo auch immer binnen Sekunden. Für die Papiervariante müsste ich in die Bibliothek oder Buchhandlung latschen oder tagelang warten, bis Amazon den Wälzer in mein Postfach geliefert hat.
5.) Ich hab mein eBuch immer dabei: Dank Synchro-Funktion, wie sie Apple, Amazon, Thalia und andere in ihren Apps anbieten, kann ich Totzeiten in der Raucherecke auf Arbeit, ander Haltestelle oder wo auch immer nutzen, um auf meinem Smartphone genau dort weiterzulesen, wo ich am Vorabend das iPad ausgeschaltet habe.
6.) eBücher bilden mehr: iBooks, Kindle-App und andere Leseprogramme haben integrierte Nachschlagewerke und Übersetzungsbücher, die man per Fingerzeig auf ein Wort aufruft, alternativ kann man ganze Passagen in eine Übersetzungs-App rüberkopieren. Da frisst man sich gleich viel zügiger durch fremdsprachige Bücher und lernt auch sonst mehr dazu: Wer steht schon jedesmal auf und schlägt ein interessantes Wort im Papierlexikon nach, wenn er die Infos per Winkipedia & Co. ganz fix auf dem Tablet nachschlagen kann?!
7.) Mehr Platz in der Bude: In meiner Wohnung sind längst alle Bücherregale übervoll. Wie sieht’s bei Euch aus?
8.) eBücher sind etwas billiger als ihre Papier-Vettern
Nachteile:
1.) eBücher sind nicht billig genug – jedenfalls in Deutschland. Eigentlich fallen für die Verlage einige Vertriebskosten und sämtliche Druckkosten weg, also sollten eBooks sehr viel billiger sein. Denkt man so. Weil eBooks aber in good old Germany – anders als ihre Papier-Vettern – mit dem vollen Mehrwertsteuersatz belastet werden und die Buchpreisbindung gilt, zahlen wir hier für das gleiche eBuch oft doppelt soviel wie unsere Lesekollegen zum Beispiel in den USA
2.) Man kann eBücher nicht verleihen – jedenfalls gibt es keinen einfachen Weg. Wegen der Kopierschutzmechanismen kann ich das, was ich oft mit Papierbüchern gemacht habe, mit eBooks nicht tun: Einem Verwandten oder Freund von dem tollen Roman erzählen und ihn ihm kurzerhand borgen. Geht mit eBooks im Bestfall sehr umständlich (wenn ich ihm zum Beispiel meine Amazon-ID für sein Gerät gebe) oder gar nicht.
Fazit:
Die Vorteile der eBücher überwiegen klar die Nachteile. Und wenn die die leidigen und unzeitgemäßen Bandagen durch Rechteinhaber und Staat wegfallen würde, wüsste ich persönlich gar kein Wider mehr zu nennen. Und wenn eBooks billiger verkauft würden, würden sich wahrscheinlich auch die Probleme mit Raubkopien nahezu von selbst erledigen (man denke an die Effekte des iTunes-Modell für die Musikpiraterie) und vielleicht auch mehr Menschen wieder mehr lesen. Was eine gute Sache wär… Autor: Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Mehrheit liest eBücher auf Smartphones
Kultusminsisterin für weniger eBuch-Steuer
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