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Herone Dresden: Leichtbau wird beim elektrischen Fliegen noch wichtiger

Auch an Triebwerken lassen sich einige Metallteile durch endlosfaser-verstärkte Thermoplaste ersetzen, ist man bei Herone Dresden überzeugt - und versucht mit diesem Gedanken auch die Industrie zu überzeugen. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch an Triebwerken lassen sich einige Metallteile durch endlosfaser-verstärkte Thermoplaste ersetzen, ist man bei Herone Dresden überzeugt – und versucht mit diesem Gedanken auch die Industrie zu überzeugen. Foto: Heiko Weckbrodt

Uni-Ausgründung kämpft in der Luftfahrt aber noch mit einem Henne-Ei-Problem

Dresden, 12. Mai 2023. Die Dresdner Uni-Ausgründung „Herone“ zielt mit ihren Leichtbauteilen zwar vor allem auf die Luftfahrt, wird aber demnächst wohl erst mal in anderen Sparten mit ersten End-Produkten vertreten sein: in Tennisschlägern und BMW-Automobilen beispielsweise. Das hat Geschäftsführer Daniel Barfuß bei einem Besuch des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig (SPD) angekündigt.

Herone-Chef Daniel Barfuß (links) zeigt dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig seine Carbonband-Flechtmaschine (Hintergrund) und eines der Leichtbauteile. Foto: Heiko Weckbrodt

Herone-Chef Daniel Barfuß (links) zeigt dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig seine Carbonband-Flechtmaschine (Hintergrund) und eines der Leichtbauteile. Foto: Heiko Weckbrodt

Jedes Kilo weniger spart über ein Flugzeugleben hinweg 3 Tonnen Treibstoff

Das Problem sei eben, erst einmal Vertrauen in einer Branche wie dem Flugzeugbau zu gewinnen, die viel Wert auf besonders sichere und bewährte Lösungen lege, erklärte Barfuß. Und „Herone“, die sich nach dem englischen Wort für „Reiher“ benannt haben, ist eben noch ein junges Unternehmen: 2018 aus dem Dresdner TU-Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) ausgegründet, spezialisierte sich das inzwischen 14-köpfige Team auf Leichtbau-Profilteile aus endlosfaser-verstärkten Thermoplasten, die sich mit besonderes hohem Tempo herstellen lassen. Durch eine besondere Kombination aus Flechten und heißem Formpressen werden diese Stangen, Rohre und anderen Bauteile ähnlich fest wie Metall, sind aber um vieles leichter. Und jedes bisschen Gewicht zählt in der Luftfahrt ganz besonders: „Jedes eingesparte Kilogramm entspricht über ein Flugzeugleben hinweg gerechnet einer Ersparnis von 30000 Kilogramm Treibstoff“, betont Barfuß.

Mit schweren Akkus an Bord wird Leichtbau noch wichtiger

Insofern bleibe Leichtbau auf absehbare Zeit einer der Schlüssel für eine umweltfreundlichere und ressourcensparende Luftfahrt. Und dies gelte umso mehr für den geplanten Umstieg aufs elektrische Fliegen auf kurze und mittlere Distanzen. Denn dort entscheidet Leichtbau ganz wesentlich darüber, ob die Ingenieure überhaupt ein E-Flugzeug hinbekommen, das mit schweren Akkus an Bord überhaupt abheben kann.

Ringen um erste Referenzen in der Luft

Die neuen Leichtbauteile müssen aber eben erst mal in der Praxis beweisen, bevor die Flugzeugbauer auch Lieferaufträge vergeben. Und das kann sich eben zum Henne-Ei-Problem auswachsen: Solange die Dresdner noch kein Flugzeug vorweisen können, in dem sich ihre Leichtbauteile bereits über Zehntausende Luft-Kilometer hinweg bewährt haben, zögern die Flugzeughersteller mit Bestellungen bei den Dresdnern. Aber dadurch wird es eben auch schwer, sich überhaupt eine erste fliegende Referenz zu erarbeiten.

TU-Forschungsflugzeug könnte erster „fliegender Anwender“ werden

Barfuß setzt nun unter anderem auf ein Forschungsflugzeug, dass sich die ehemalige Mutter anschaffen will: Wenn die TU Dresden solch einen Flieger erst mal hat, sind die zuständigen Professoren vielleicht auch eher mal bereit, den Leichtbauern von der ILK-Ausgründung eine Chance zu geben. Wenn alles gut gehe, könnten die ersten wirklich „fliegenden“ Herone-Bauteile etwa 2026 abheben.

Team hofft auf Durchbruch fürs elektrische Lufttaxi

Parallel dazu hofft das Herone-Kollektiv aber auch auf den längst überfälligen großen Durchbruch für elektrische Lufttaxis. Die nämlich werden voraussichtlich Leichtbauteile in sehr großen Stückzahlen brauchen, so die Überlegung der Dresdner. Sie haben daher gleich von vornherein spezielle Fertigungsanlagen mit hoher Produktionskapazität entwickelt. Im Zuge einer staatlichen Pilotlinien-Förderung konnte Herone mittlerweile eine kleine, aber moderne Miet-Fabrik im Dresdner Industriegelände Nord in Betrieb nehmen, die auch eigens für die Anforderungen Luftfahrt-Industrie zertifiziert ist, wie Barfuß versichert. Wenn das Geschäft einmal ins Rollen komme und größere Stückzahlen nötig seien, sei dann womöglich eine neue, eigene Fabrik nötig.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Herone, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt